Senegal gilt in Westafrika als Stabilitätsanker. Inzwischen ist es politisch stabil und eine Demokratie mit einer regen Zivilgesellschaft. Zur Zeit herrscht dort kein Krieg und Hungersnöte sind nicht zu befürchten. Auf der Liste der am wenigsten entwickelten Länder liegt es im Mittelfeld. Allerdings ist das Land von hohem Bevölkerungswachstum geprägt. Fast zwei Drittel der im Senegal lebenden Menschen sind jünger als 18 Jahre. Dakar ist eine entwickelte Stadt im Immobilienboom, doch haben viele junge Leute keinen Job. Internationale Organisationen schätzen die Jugendarbeitslosigkeit auf 43 Prozent. Perspektivlosigkeit, Ernährungsunsicherheit und Armut entziehen den Menschen die Existenzgrundlage und treiben sie zur Flucht. 1) Zeit Online: Gehen? Bleiben!; Artikel vom 27.10.2016 2) Tagesschau: Aus Perspektivlosigkeit gen Norden; Artikel nicht mehr verfügbar
Die Wurzeln des Konflikts in Casamance liegen in der Kolonialzeit
Der Südteil des Senegal, die Casamance, ist geografisch weitgehend vom übrigen Staatsgebiet getrennt. Zudem ist sie historisch, kulturell, wirtschaftlich und ethnisch-religiös anders geprägt als der Norden. Experten sprechen vom europäischen Mythos „Casamance“: eine Region, ohne Dürren, Hunger und Elendsviertel. Die ethnische Zusammensetzung in der Region ist vielfältig. Eine Mehrheit stellen die Diola. Seit drei Jahrzehnten kommt es dort immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen, weil Rebellengruppen wie die MFDC (Mouvement de forces démocratiques de la Casamance) für eine größere Autonomie der Casamance kämpfen. Gründe für den lang anhaltenden Konflikt sind die geografische Lage und die andere Mentalität der Bevölkerung der Casamance. Der Widerstand der Bewohner der Casamance begann bereits unter der Kolonialherrschaft der Portugiesen und setzte sich bis zur Übernahme der Regierung durch die Franzosen fort. Durch die Enklavenlage und weitgehende wirtschaftliche Unabhängigkeit konnten die Völker der Casamance ihr reiches kulturelles Erbe erhalten. Aus dieser gemeinsamen Identität schöpft die separatistische MFDC ihre Existenzgrundlage. Als Mittel zur Finanzierung dient für die Guerilla der Handel von Cannabis. Der mangelnde Respekt gegenüber der Diola-Kultur der senegalesischen Regierung erschwert eine Beilegung des Konflikts. Zusätzlich gab die Regierung der militärischen schließlich Vorrang vor einer politischen oder gerichtlichen Lösung. Gewaltsame Übergriffe von beiden Seiten verschärften die Krise. Sowohl der Tourismus als auch der Handel brachen während des Konfliktes ein und dienten nicht mehr als Einkommensquelle. Schonungslos schikanierte die MFDC die Bevölkerung: Dörfer wurden niedergebrannt, Einwohner bedroht, zusammengeschlagen oder getötet, wenn sie den Forderungen nach Geld und Nahrungsmitteln nicht nachkamen. 3) KAS Auslandsinformationen: Zwischen den Fronten –Auf der Suche nach nachhaltigem Frieden in der Casamance; Bericht vom 10.2010
Mehr als 800.000 Menschen sind bislang von dem Konflikt direkt oder indirekt betroffen. Zehntausende mussten vor den Kämpfen flüchten. Bis zu 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Region wurde durch den Einsatz von Landminen unbrauchbar und verstärkt die Armut. Über 90.000 Menschen sind den Minenfeldern zum Opfer gefallen. Das Gebiet verfügt über bedeutende natürliche Ressourcen und hat damit die größten Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Landes. Der Konflikt blockiert jedoch den wirtschaftlichen Austausch und verhindert, dass diese Potenziale genutzt werden. Seit dem Machtwechsel 2012 herrscht ein weitgehend eingehaltener Waffenstillstand. Um aber einen nachhaltigen Frieden etablieren zu können, müssen die Ursachen des Konflikts im Friedensprozess aufgearbeitet werden. Vor allem ist es aber die Bevölkerung der Casamance, die seit beinahe 30 Jahren mit diesem Konflikt lebt, die das Fundament für einen Friedensprozess und die weitere Entwicklung der Region bildet. So hat die Casamance eine Chance auf den Frieden. 4) BMZ: Senegal – Situation und Zusammenarbeit; Stand vom 30.06.2017 5) KAS Auslandsinformationen: Zwischen den Fronten –Auf der Suche nach nachhaltigem Frieden in der Casamance; Bericht vom 10.2010
Frankreich bereichert sich noch heute am Senegal mit dem CFA Franc
Senegal galt als wichtigste französische Kolonie in Subsahara Afrika, Dakar war einst die Hauptstadt Französisch-Westafrikas. Die Kolonialherrschaft brachte verschiedene Formen der Unterdrückung der Bevölkerung mit sich und schließlich wagte Senegal 1960 den Schritt in die Unabhängigkeit. Die Kolonialmacht akzeptierten diese Entscheidung, jedoch nur unter einer Bedingung: Frankreich würde auch in Zukunft großen Einfluss in seinen ehemaligen Kolonien haben. 6) DWN: Frankreich kann seinen Status nur mit Ausbeutung der ehemaligen Kolonien halten; Artikel vom 15.03.2015
Die Staaten mussten die französische Kolonialwährung CFA-Franc einführen, Schul- und Militärsysteme beibehalten sowie Französisch als Amtssprache gebrauchen. Heute sorgt diese Verordnung immer noch dafür, dass ehemalige Kolonien finanziell von den Kolonialmächten abhängig sind. 7) DWN: Frankreich kann seinen Status nur mit Ausbeutung der ehemaligen Kolonien halten; Artikel vom 15.03.2015
Aufgrund dieses Gesetzes sind 14 afrikanische Staaten, darunter auch Senegal, nach wie vor dazu verpflichtet, etwa 85 Prozent ihrer Währungsreserven in der französischen Zentralbank in Paris zu lagern. Sollten ihre verbleibenden 15 Prozent Reserven nicht ausreichen, müssen sie sich die zusätzlichen Mittel vom französischen Finanzministerium zu marktüblichen Zinsen leihen. Die Länder der ehemaligen französischen Kolonie haben leider keinen Zugriff auf das Konto und können somit das Geld nicht nutzen. Während sie auf Kredite angewiesen sind, soll Frankreich dieses Geld an der Pariser Börse investieren. Die Tauschgarantie für den CFA-Franc sowie hohe Zinsen und Wechselkurse führen zu einer starken Verschuldung der Staaten und machen jegliche Entwicklungspolitik unmöglich. 8) DW: Debatte um die Währung CFA-Franc; Artikel vom 29.04.2013
Die Wirtschaft stagniert – Schuld daran ist die Bindung an den CFA Franc
Die senegalesische Wirtschaft ist durch starke Importabhängigkeit, einen kleinen Binnenmarkt und eine geringe Exportbreite geprägt. Der Großteil der Bevölkerung arbeitet in Ackerbau und Fischfang. Die industrielle Produktion des Landes ist relativ gering.
Angesichts des starken Bevölkerungswachstums ist für eine wirkungsvolle Bekämpfung der Armut ein Wirtschaftswachstum von dauerhaft sechs bis sieben Prozent notwendig. Seit 2015 steigt die Wirtschaft um sechs Prozent, allerdings hat das Land immer noch mit massiven Problemen zu kämpfen. Zusätzlich geht der Anstieg der Ökonomie auf eine ergiebige Regenzeit zurück, die überdurchschnittliche Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft mit sich zog. 9) BMZ: Senegal – Situation und Zusammenarbeit; Stand vom 30.06.2017
Präsident Macky Sall träumt von einem Afrika, das in 20 oder 25 Jahren Einwanderer aus den Vereinigten Staaten und Europa aufnimmt: „…weil wir dann im vollen Wachstum sind, einen Wirtschaftsboom erleben“. Er hat den Aufstieg versprochen, Infrastruktur, Investitionen aus dem Ausland und Verbesserungen der Lebensbedingungen der Menschen im Land. Bis lang ist davon noch nicht viel zu sehen. Dafür gibt es viele Gründe: Das Arbeitsrecht in Senegal ähnelt dem französischen, es wird viel gestreikt. Das schreckt ausländische Investoren ab, die auch aufgrund der Sprachbarriere lieber in englischsprachigen Ländern investieren. Dadurch, dass die westafrikanische Währung Franc zu einem stabilen Wechselkurs an den Euro gebunden ist, ist sie viel teurer als in südostasiatischen Ländern, die billig für den Weltmarkt produzieren. Die Regierung bezieht ihre Einnahmen vor allem aus dem Verkauf von Rohstofflizenzen. Das macht sie sehr viel unabhängiger vom Willen der Wähler als eine Regierung, die sich aus Steuern finanzieren muss. 10) Zeit Online: Gehen? Bleiben!; Artikel vom 27.10.2016
Senegal besitzt großes Rekrutierungspotenzial für Boko Haram und Al-Qaida

Terrorist © Oleg Zabielin Dreamstime [alle Rechte vorbehalten]
Boko Haram hat das große Potenzial zur Rekrutierung in Senegal erkannt. Hauptsächlich ist die Terrormiliz in Nigeria tätig. Senegal ist unerwartet ein Land geworden, in dem die Gruppe versucht, ihren regionalen Einfluss sowohl ideologisch als auch operativ zu erweitern. In Senegal hat sich ein Zweig von Boko Haram herausgebildet, der von senegalesischen Imamen angetrieben wird, die eine Boko-Haram-Salafi-Jihad-Ideologie angenommen haben. Zunehmend ist Boko Haram in Koranschulen tätig, um die Kinder von der Ideologie zu überzeugen und anschließend zu rekrutieren. 14) The Jamestown Foundation: Boko Haram in Senegal: Expanding West Africa Province; 30.09.2016 15) Deutschlandfunk: Das Leid der Talibés; Atrikel vom 09.07.2016
Koranschulen zwingen Kinder zu Bettelei
Allein in der Hauptstadt Dakar leben 150.000 Kinder auf der Straße. Sie sind hunderte Kilometer von zu Hause und ihren Eltern getrennt und verweilen in den Großstädten. Viele von ihnen sind Talibés (arabisches Wort für Schüler) und werden von ihren Eltern in die Schulen geschickt, um religiöse Unterweisung in Koranschulen, den sogenannten Daaras, zu erhalten. Schließlich verbringen sie jeden Tag bettelnd auf der Straße. 50.000 der Straßenkinder in Dakar können sich durch das Betteln über Wasser halten. 16) Straßenkinder im Senegal: Der Senegal in Zahlen; Stand vom 30.06.2017
Ein Marabout als traditioneller Führer und Koranlehrer lehrt die Talibés, den Koran zu lesen und Arabisch zu sprechen. In der Praxis dienen die Schulen einem zusätzlichen Zweck, nämlich die Belastung der Eltern, eine große Familie zu versorgen, zu reduzieren. Auch wegen der wachsenden Armut in den Dörfern schicken viele Eltern ihre Kinder lieber auf diese kostenlosen Internate statt auf öffentliche, kostenpflichtige und westlich geprägte Schulen. 17) Deutschlandfunk: Das Leid der Talibés; Artikel vom 09.07.2016
Die Daaras haben im Sahel eine lange Tradition und sind weit verbreitet. Allerdings leben die Kinder in den Daaras unter sehr schlechten Lebensbindungen. Sie schlafen in kleinen, alten, stickigen und heruntergekommenen Räumen, eng zusammengepfercht, neben Schaf- und Ziegengehegen, ohne fließendes Wasser und mit sehr schlechten Toilettenanlagen Die Kinder ziehen im Morgengrauen mit leeren Schüsseln auf die Straßen und klammern sich an Passanten, um um Nahrung, Geld und Kleidung zu betteln. Wie das Schicksal es haben möchte, ermutigt die Tradition, in Senegal Almosen zu geben, auch das Betteln. Wenn die Kinder abends in die Koranschule zurückkommen, müssen sie auf jeden Fall etwas mitbringen, ansonsten werden sie mit Schlägen bestraft. Von regelrechter Folter ist dort die Rede, von unbehandelten Krankheiten und von Kindern, die in ihrer verzweifelten Lage kriminell werden. In vielen Fällen beuten die Koranlehrer ihre Schüler aus und stecken das erbettelte Geld in ihre eigene Tasche. Inzwischen bildete sich eine Marabout-Mafia, die von den vielen bettelnden Kindern profitieren. Leider lässt diese Routine wenig Zeit, damit die Marabouts die Schüler unterrichten können. Zusätzlich bieten Daaras und die weitverbreitete Armut für Terrororganisationen wie Boko Haram ein großes Potenzial, um Kinder zu rekrutieren. 18) Deutschlandfunk: Das Leid der Talibés; Artikel vom 09.07.2016 19) Al Jazeera: Senegal children face modern-day slavery; Artikel vom 01.09.2014
Nach Ibrahim Diallo, einem Soziologen von der Cheikh Anta Diop Universität in Dakar, würden die Talibés der Vergangenheit angehören, wenn die Eltern der Kinder gut gebildet wären und Familienplanungsmethoden zusammen mit Gesetzen eingeleitet würden. 20) Al Jazeera: Senegal children face modern-day slavery; Artikel vom 01.09.2014
Illegale Fischerei raubt senegalesischen Familien die Existenzgrundlage
Die Fischerei spielt für die Wirtschaft und Ernährungssicherheit Senegals eine bedeutende Rolle und Fisch dient als wichtiges Wirtschaftsgut. Rund 600.000 Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt in diesem Sektor und ernähren ihre Familien. Gleichzeitig hat er mit illegaler Überfischung durch ausländische Flotten zu kämpfen, die nicht zugelassen sind. Riesige Fangschiffe, die rund 200 Tonnen Fisch am Tag verarbeiten können, überfischen das Meer. Um diese Menge fangen zu können, müssen senegalesische Fischer rund ein Jahr lang unterwegs sein. Insbesondere das Fischereiabkommen zwischen dem Senegal und der EU ist Schuld an dieser Situation.
Nach dem Regierungswechsel 2012 wurde das Fischereiabkommen durch den neu gewählten Präsidenten Macky Sall aufgehoben. Jedoch kam es 2014 zu einem neuen Abkommen mit der EU: Megatrawler dürfen nun 14.000 Tonnen Fisch pro Jahr von der senegalesischen Küste fischen. Gleichzeitig durchpflügen chinesische und europäische Schiffe unter senegalesischer Flagge das Meer. Da sie ausschließlich für den chinesischen und europäischen Markt unterwegs sind, schmeißen sie alles wieder weg, was dort keine hohen Preise erzielt. Von am Tag gefangenen fünf Tonnen Fisch, behalten sie bis zu 500 Kilo und werfen den Rest zurück ins Meer. Einerseits ist dadurch guter Fisch zu Abfall geworden und andererseits wird das Meer verschmutzt. Außerdem ließ der Internationale Währungsfond Senegal für einen Schuldenerlass keine andere Option, als die Hoheitsrechte für seine territorialen Gewässer zu übergeben. Die Fischbestände Senegals sind nun in den europäischen Supermärkten zu finden. Auf dem lokalen Markt hingegen kommt immer weniger an und nur zu sehr hohen Preisen. Schließlich können immer weniger Menschen vom Fisch leben, finden keine Arbeit mehr und verlassen ihre Heimat. Zur Unterstützung sollte die EU dabei helfen, die Fischindustrie in Senegal aufzubauen. Einer von sechs Senegalesen lebt von der Fischerei. Würde das Land den Fisch selbst verarbeiten, könnte es sechsmal mehr verdienen. 21) Zeit Online: Gehen? Bleiben!; Artikel vom 27.10.2016 22) Heinrich-Böll-Stiftung: „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“; Artikel vom 07.04.2015 23) ISW München: Rede bei Kundgebung gegen die Wirtschafts- und Finanztagung in München; Artikel vom 11.02.2005 24) Deutschlandfunk: Senegal – Der harte Alltag der Fischer; Artikel vom 08.10.2016
Der Klimawandel verstärkt Dürre und Überschwemmung
Dürre und Überschwemmung mögen gegensätzliche Extreme sein, aber durch den Klimawandel sind Teile Senegals von beiden betroffen. Bereits jetzt ist der Anstieg des Meeresspiegels in einigen Küstenstädten deutlich zu spüren, vor allem in der Regenzeit. Oftmals ist die Bevölkerung der Überschwemmung hilflos ausgesetzt. Auch hat der Anstieg des Wasserspiegels Folgen für die Fischerei und den Tourismus im Senegal. Die Küstenlinie wird vom Meer immer weiter zurückgedrängt. 25) Journ Africa: Klimawandel im Senegal – Wir sind alle betroffen; nicht mehr verfügbar
Unter einer extremen Dürre leidet vor allem die ländliche Bevölkerung. Innerhalb weniger Monate sind die Vorräte von Kleinbauern aufgebraucht, dann müssen sie ihr Vieh notschlachten und ihre Besitztümer verkaufen. Wenn eine Dürreperiode in Senegal einsetzt, gefährdet dies die Lebensgrundlage von Hunderttausenden. Denn 78 Prozent der Erwerbstätigen in Senegal arbeiten im Agrarsektor. 26) KFW: Wenn der Regen auf sich warten lässt; nicht mehr verfügbar
Darüber hinaus zieht der Klimawandel starke Gesundheitsrisiken mit sich. Die Erderwärmung bietet fruchtbaren Boden für Malaria übertragende Mücken. Besonders in tropischen Ländern werden sich diese weiter vermehren. 27) Journ Africa: Klimawandel im Senegal – Wir sind alle betroffen; nicht mehr verfügbar
Auch die voranschreitende Urbanisierung, besonders in der Hauptstadt Dakar, drängt die Natur immer weiter zurück und trägt zum Klimawandel mit bei. 28) Journ Africa: Klimawandel im Senegal – Wir sind alle betroffen; nicht mehr verfügbar
Mit Landraub bereichern sich Industriestaaten auf Kosten der Bevölkerung
Senegal ist reich an Ressourcen und einer der größten Erdnussproduzenten weltweit. Gleichzeitig kann der Eigenbedarf an Grundnahrungsmittel bei weitem nicht gedeckt werden, weil die Flächen für die Nüsse gebraucht werden. Lokale Spitzen der Gesellschaft, manchmal auch Bauern, lassen sich durch ein paar Hunderttausend CFA-Francs blenden und verkaufen ihren fruchtbaren Boden an private Unternehmen, insbesondere aus China und Saudi-Arabien. Anschließend dient das Land zur Herstellung von Agrotreibstoffen, Reis, Linsen oder Erdnüssen, die hinterher exportiert und im Ausland konsumiert werden. An der exportorientierten Landwirtschaft verdienen zumeist nur Großbauern und Agrarunternehmen, während die Verdopplung der Weltmarktpreise von Grundnahrungsmitteln am stärksten die ärmere Bevölkerung trifft. 29) SWISSAID: Landraub oder das Aussterben der bäuerlichen Familienbetriebe in Afrika; nicht mehr verfügbar 30) INKOTA-Netzwerk: Senegal; Stand vom 30.06.2017

Vertriebene mit ihrer Essensration © Komelau Dreamstime [alle Rechte vorbehalten]
Ebenfalls werden für die Vergrößerung der landwirtschaftlichen Flächen Wälder zerstört und zur Großplantage gemacht. Dadurch wird nicht nur der Lebensraum vieler Tier-und Pflanzenarten vernichtet, sondern auch der Klimawandel begünstigt.
Schließlich profitiert die Elite von dem Verkauf von Land, das Volk bekommt von den Gewinnen allerdings nichts. Seine Ernährungssicherheit, sein Zugang zu Wasser und seine Lebensgrundlage sind somit bedroht. Aufgrund dessen ergreifen viele Menschen die Flucht – erst vom Land in die Stadt, dann aufgrund der Perspektivlosigkeit Richtung Europa. 32) AG-Friedensforschung; Senegals Zukunft steht auf dem Spiel – Mit dem Landraub wird den Kleinbauern auch das Wasser abgegraben; 13.12.2013
Plastikmüll verseucht das Meer und schadet der lokalen Fischerei
Plastikmüll verseucht die Strände und das Meer im Senegal. Zu 80 Prozent wird der Müll über Flüsse und Strände in die Meere gespült. Zusätzlich enträumen Besatzungen ihr Schiff, in dem sie Schiffsmüll über Bord werfen. Dadurch, dass viele Kunststoffe im Meerwasser nur sehr langsam verrotten, häuft sich immer mehr Plastikmüll in den Ozeanen an. Das macht sich auch bei den Fischern bemerkbar, da mit dem Fisch auch viel Plastik zutage tritt. Zusätzlich sterben immer mehr Meerestiere, weil sie sich von dem plastikverseuchten Wasser ernähren. Während rund 85 Prozent des Mülls im Wasser treiben und auf den Grund sinken, werden die restlichen 15 Prozent an den Strand gespült. So sind auch die Küstenstrände Senegals von der Umweltverschmutzung betroffen. Ursache für den hohen Grad an Plastikmüll sind die Konsumgewohnheiten der Menschen auf der ganzen Welt. Die Volksrepublik China ist mit Abstand die größte Quelle von Plastikmüll. Auch sind europäische Länder große Plastikmüll-Emittenten und sollten sich der Mitverantwortung nicht entziehen. 33) Deutschlandfunk: Tod am Lummenfelsen; 10.08.2016
Senegal ist die Müllhalde des Westens für Elektroschrott
Durch mangelnde Recyclingprozesse gehen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern wichtige Ressourcen verloren. Bis 2020 ist in Senegal ein Zuwachs an Elektromüll um das Achtfache zu erwarten. Schon seit langem dient Afrika als Schrottplatz für alte Elektroprodukte aus den westlichen Staaten, so auch Senegal. Eigentlich verbietet die Basler Konvention die Ablagerung von Müll in anderen Ländern, ohne die Zustimmung des Empfängerlandes. Doch gelangen viele Elektrogeräte bei der undurchsichtigen Weiterverwertung über illegale Kanäle in Entwicklungsländer. Dort ist die illegale Entsorgung um einiges billiger als die fachgerechte Müllbeseitigung. Allein aus Deutschland werden jährlich etwa 100.000 Tonnen Elektroschrott exportiert. Die Schrotthalden stellen eine tödliche Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Sie zerlegen den Abfall unter gesundheitsschädlichen Umständen in Handarbeit. Wenn der Müll verbrannt wird, werden dadurch krebserregende Schwermetalle freigesetzt. Tausende Menschen, darunter viele Kinder, die als Müllsammler ihren Lebensunterhalt verdienen, sind dem toxischen Dunst täglich ausgesetzt. Auch Böden und Gewässer dieser Gegenden werden hochgradig verseucht und die Existenzgrundlage der Menschen zerstört. 34) Spiegel Online: Gold-Berge auf Müllhalden; Artikel vom 20.02.2010 35) Frankfurter Rundschau: Schwarzmarkt für Weiße Ware; Artikel vom 05.05.2011
Sandabbau zerstört den natürlichen Schutz vor dem Meer
Weil Sand so begehrt ist wie nie zuvor, verschwinden Strände auf der ganzen Welt – auch in Senegal. Der Sand im und am Meer ist auf einmal so knapp geworden, dass es sich lohnt ihn zu stehlen. Oftmals wird der Sandabbau illegal gefördert und die Einwohner arbeiten, um ihren eigenen Sand aus dem Meer zu schürfen. Dabei zerstören sie ihre eigene Lebensgrundlage. Um zu überleben, für ihre Familie zu sorgen und aufgrund der wenigen Arbeitsmöglichkeiten, bleibt ihnen keine andere Wahl als Sand abzubauen. Sand ist ein fossiler Rohstoff und endlich. Viele Strände sind nur noch Steine und Felsen, da der ganze Sand schon abgeschöpft wurde. Der Strand schützt die Küstenorte vor dem Wasser wie ein Deich. Ohne Sand geht dieser Schutz verloren und die Brandung schwächt die Fundamente der Häuser bis zum Einsturz.
Noch nie zuvor wurde mehr Sand verbraucht. Er wird benötigt für die Produktion von Computerchips, Tellern, Handys und vor allem für Beton. Er steckt in den Wolkenkratzern von Shanghai, in den künstlichen Inseln vor Dubai und in Deutschlands Autobahnen. 2012 förderte allein Deutschland 235 Millionen Tonnen Sand und Kies, davon waren 95 Prozent bestimmt für die Bauindustrie. Der weltweite Verbrauch wird auf 40 Milliarden Tonnen pro Jahr geschätzt. 36) DER SPIEGEL: Die Strandräuber; Artikel vom 29.09.2014 37) Das Erste: Kap Verde: Die Sandräuberinnen; Artikel vom 12.09.2016
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