Mali ist ein riesiges und dünn besiedeltes Land in Westafrika. Das Binnenland liegt im Herzen der Sahel, eine Region, die von Dürre und Wüstenbildung bedroht ist. Die überwiegende Mehrheit der Menschen ist von der Landwirtschaft abhängig. Zusätzlich ist Mali der drittgrößte Goldproduzent Afrikas und auch einer der größten Baumwollhersteller. Jedoch ist es eines der ärmsten Länder des Schwarzen Kontinents. Geplagt von Dürre, Hunger, Armut und hohem Bevölkerungszuwachs bietet das Land keine gute Lebensgrundlage. Diese Ursachen dienen als Nährboden für die gewalterfüllten Konflikte Malis und treiben jährlich hunderttausende Menschen in die Flucht. 1) The Guardian: Mali: a guide to the conflict; 16.01.2013
Französische Kolonialmacht als Grundstein für heutige Konflikte
In dem Gebiet des heutigen Mali gab es vor dem Einfall der Europäer und den Auswirkungen der Kolonialzeit eine Vielzahl unterschiedlich großer und mächtiger Reiche, die zahlreiche Ethnien, Kulturen, Sprachen und Religionen umfasste. Der Einfluss und die Machtbereiche der unterschiedlichen Ethnien veränderten sich ununterbrochen. Dies führt auch heute noch zu vielfältigen Spannungen zwischen den verschiedenen Gruppen, die weiterhin um die Macht konkurrieren. 2) Afrikanistik Aegyptologie Online: Mali: Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen der aktuellen Krise; Stand vom 22.06.2017
Mit der Eroberung weiter Teile Westafrikas durch die französische Kolonialmacht im 19. Jahrhundert veränderten sich die Machtverhältnisse und damit einhergehend auch die politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Situation drastisch. Dadurch wurde der Grundstein für viele der aktuellen Probleme Malis und seiner Nachbarstaaten gelegt. Durch Verbote und Auflagen, Zwangsarbeit, Bevorzugung bestimmter ethnischer Gruppen, bewusste Unterdrückung, Zwangsumsiedelung und andere Maßnahmen hat die französische Kolonialregierung verheerende und langfristige Probleme erschaffen. Diese verstärkten das enorme Konfliktpotenzial in Mali. 3) Afrikanistik Aegyptologie Online: Mali: Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen der aktuellen Krise; Stand vom 22.06.2017
Ständige Unterdrückung der Tuareg – Zur Radikalisierung gedrängt
Die Tuareg sind eine der Gruppen, die am meisten unter der französischen Kolonialisierung und ihrer Marginalisierung litt. In Mali sind knapp zehn Prozent der Bevölkerung Tuareg. Durch die Besatzer und die neuen afrikanischen Staaten wurde ihr Lebensraum und ihre wirtschaftliche Überlebensmöglichkeit massiv eingeschränkt. Die Grenzziehung während der Kolonialzeit, ebenso wie die Zuweisung von Land an sesshafte Bauern und die daraus resultierenden Konflikte, erschwerten die Viehhaltung und Landwirtschaft und schnürten ihr Wirtschaftsleben ein. Außerdem griffen politische Zwangsmaßnahmen der Regierung zur Sesshaftigkeit die kulturelle Identität der Tuareg an und schürten ihre Ablehnung eines Staates, von dem sie sich benachteiligt und unterdrückt fühlten. 4) Afrikanistik Aegyptologie Online: Die Tuareg – Ein Überblick; Stand vom 22.06.2017
Vielzahl an Ethnien überfordert neue malische Regierung
Am 22. September 1960 wurde die unabhängige Republik Mali ausgerufen. Die malische Regierung hatte die Aufgabe, die unterschiedlichen Ethnien nach Möglichkeit zu einer kollektiven kulturellen und nationalen Einheit zu formen. Gleichzeitig waren die neuen Machthaber gezwungen, sowohl gewisse europäische Interessen der früheren Kolonialmacht zu wahren als auch den marxistischen Leitsatz zu befolgen. Zusätzlich waren heftige Dürreperioden und die prekäre Wirtschaftslage in den 1970er und 80er Jahren die Ursache für die hohe Zahl an Migranten, darunter auch viele Tuareg, die nach Libyen flohen. Aufgrund der Vielzahl und Diversität der Probleme stand die malische Regierung von Beginn an unter enormen Druck, der seitdem zu mehreren politischen und sozialen Konflikten und gewalttätigen Eskalationen führte. 5) Afrikanistik Aegyptologie Online: Mali: Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen der aktuellen Krise; Stand vom 22.06.2017 Insbesondere seitens der Tuareg gab es im Norden des Landes immer wieder Aufstände. Mali erlebte jahrzehntelange Instabilität bis 1992 Alpha Oumar Konaré zum Sieger der ersten demokratischen Wahl erklärt wurde. Jahrelang galt das Land nun als Vorzeigedemokratie in Afrika. 6) The Guardian: Mali: a guide to the conflict; 16.01.2013
Eskalation der Gewalt in 2012 führt zu französischer Militärintervention

Französische Soldaten in Mali Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Die Rebellion im Norden und der Militärputsch im Süden des Landes stürzen den Staat Mali in ein gewalttätiges, von bürgerkriegsähnlichen Zuständen geplagtes, gesellschaftliches und politisches Chaos, in dem eine Vielzahl bewaffneter Gruppen mit unterschiedlichen Interessen um die politische, soziale und ökonomische Macht kämpfen. 9) Afrikanistik Aegyptologie Online: Mali: Hintergründe, Ursachen und Auswirkungen der aktuellen Krise; Stand vom 22.06.2017

Französischer Soldat in Mali © Fred Marie Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Bis heute kein Frieden in Sicht
Im Sommer 2015 unterzeichneten die malische Regierung, ein Dachverband mehrerer Tuareg-Rebellen und ein Verbund von regierungsnahen Milizen einen Friedensvertrag der Vereinten Nationen, um die andauernde Gewalt zu stoppen. Das sogenannten Algier-Abkommen soll dem Norden des Landes mehr Autonomie geben, die Rebellen und Milizen in die Armee integrieren und sie dazu verpflichten, im Gegenzug die Souveränität der Regierung von Präsident Ibrahim Boubacar Keïta zu respektieren. Jedoch kommt es in der Region immer wieder zu Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen. 14) FAZ: Friedensabkommen für Mali unterzeichnet; Artikel vom 15.05.2015 Die islamistischen Kämpfer kontrollieren weite Teile im Norden Malis und verüben schwere Terroranschläge auch im Süden des Landes. Die Gewalt in Mali reißt nicht ab. Aufgrund dessen wurden viele im Land stationierte Truppen aus den europäischen Ländern aufgestockt und auch der Waffeneinsatz wurde genehmigt. Die Durchsetzung des Friedensabkommens steht an erster Stelle. Nur so ist es möglich, den verwüsteten Staat wieder zu stabilisieren und die Terrormilizen im Norden zu bekämpfen. 15) Süddeutsche Zeitung: Islamisten und Tuareg-Kämpfer sind nach wie vor aktiv; Artikel vom 27.01.2017 Schließlich dient Mali als ein Schlüsselland zur Bewältigung der großen Herausforderungen der europäischen Sicherheitspolitik: der Migrationskrise und des Terrorismus. Eine Destabilisierung des Staates würde diese Probleme nur weiter ausweiten. 16) WELT: In Mali droht der Bundeswehr das Afghanistan-Schicksal; Artikel vom 02.05.2016
Internationaler Waffenhandel befeuert interne Konflikte
Bulgarien dient als wichtigster Rüstungslieferant und exportierte militärische Flugzeuge und Artillerie im Umfang von 12 Millionen US-Dollar nach Mali. Vor 2012 kaufte der malische Staat Kleinwaffen und leichte Waffen sowie Munition, insbesondere aus China, Russland, Italien und Frankreich. Viele dieser Waffen gelangen in die Hände von Rebellengruppen. Dies trug mit zur Gewalteskalation 2012 bei. Zahlreiche Tuareg kämpften im Bürgerkrieg in Libyen 2011 aufseiten der Gaddafi-Regierung. Speziell nach dem Sturz des libyschen Machthabers versorgten sich die Aufständischen und radikale Islamisten auch über illegale Handelswege mit Waffen aus ehemals libyschen Beständen. Die USA und Frankreich belieferten 2011, trotz eines bestehenden Waffenembargos, libysche Oppositionskräfte mit Kleinwaffen, die von zurückkehrenden Tuareg aus Libyen nach Mali eingeführt wurden. Die Ukraine lieferte 2012 gepanzerte Fahrzeuge. Häufig gelingt es Rebellengruppen, darüber hinaus Waffenarsenale des malischen Militärs zu erobern. Im Jahr 2014 kämpfte die bewaffnete Opposition in Nordmali in der Stadt Kidal gegen malische Regierungstruppen. Dabei erbeuteten sie mehrere Tonnen Waffen und Munition aus malischen Armeebeständen. Derzeit floriert der Waffenmarkt in Mali. In keiner anderen Region der Welt sind moderne Raketen und Gewehre so günstig zu kaufen. 17) Spiegel Online: Was Frankreich in Mali wirklich will; 16.01.2013 Die unerschöpfliche Verfügbarkeit von hocheffizientem Kriegswerkzeug trägt zu einer höheren Zahl von unschuldigen Opfern bei und verstärkt Flucht und Vertreibungen. 18) Bundesministerium der Verteidigung: Illegaler Waffentransfer in Westafrika; Stand vom 22.06.2017 19) bicc: Mali, nicht mehr verfügbar Seit Ausbruch des Konflikts in 2012 sind bereits über 400 Personen gestorben und knapp 900.000 Menschen aus ihrem Heimatland geflohen. 20) Oxfam: Mali’s Conflict Refugees; Bericht vom 22.01.2013 21) UNHCR: Mali; Stand vom 22.06.2017 22) Entwicklungspolitik Online: 411 Opfer islamistischer Terrorangriffe seit Januar 2016; Artikel vom 19.01.2017
Ausländische Ausbeutung von Malis Ressourcen behindert wirtschaftliche Entwicklung

Goldmine in Mali © Carsten ten Brink Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Internationale Subventionspolitik verdrängt malische Baumwolle vom Markt

Baumwollarbeiter in Mali © Carsten ten Brink Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Noch immer beutet das CFA-Franc-Regime ehemalige Kolonien aus
Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das koloniale Erbe lastet immer noch auf dem Land in der Sahelzone und anderen westafrikanischen Staaten. Bis heute hat Frankreich großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Mit der Gründung der sogenannten CFA (Communauté Financière d’Afrique) 1945 wurden die ehemaligen Kolonien wirtschaftlich an Frankreich gebunden, um die Währungsbeziehungen fortzusetzen. Da der Vertrag nach wie vor in fast unveränderter Form besteht, sind sie das noch heute.

West- und Zentralafrikanische CFA Francs © jbdodane Flickr [CC BY-NC 2.0]
Der Austritt aus dem CFA-Abkommen ist für Mali und seine Nachbarstaaten beinahe unmöglich. Eine Abänderung der monetären Regeln und auch interne politische Veränderungen sind so gut wie undenkbar. Die Abwertung des CFA-Franc könnte Schwierigkeiten für die Bevölkerung und die Wirtschaft mit sich ziehen. Außerdem stellen französische Gelder das drittgrößte Entwicklungshilfekontingent der Welt dar und könnte bei Austritt die Einbehaltung der Gelder als Druckmittel nutzen. 31) DW: Debatte um die Währung CFA-Franc; Artikel vom 19.04.2013 Die starke Staatsverschuldung und hohen Zinssätze sowie Handelshemmnisse führen zu einem schwachen Wirtschaftswachstum. Armut, Hunger und Perspektivlosigkeit entstehen. 32) This is Africa: How France loots its former colonies; Artikel vom 24.01.2013
Klimawandel bedroht die Existenz

Ausgetrocknete Landfläche in Mali © World Bank Photo Collection Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Landverkauf an ausländische Investoren schädigt heimische Landwirtschaft
Im Zuge des weltweit wachsenden Ausverkaufs fruchtbarer Acker-, Wald- und Weideflächen an Investmentfonds, Banken und Konzerne ist es in weiten Teilen Malis zu Vertreibungen gekommen. Einerseits, da sich die Unternehmer räuberisch und gewaltsam zusätzliches Land in Besitz nahmen und andererseits, da rasch Bewässerungskanäle errichtet werden, den Bauern allerdings der Zutritt zu den Feldern verweigert wird. Nächtliche Überfälle, gezielte Vergewaltigungen und Morde durch Gendarmerie und Nationalgarde zum Schutz der Unternehmen stehen an der Tagesordnung. 36) Welt-Ernährung: Sanamadougou und Sahou müssen bleiben: Landraub stoppen – In Mali und überall sonst!; Stand vom 22.06.2017 Der Schauplatz der aktuellen Auseinandersetzungen um Land in Mali ist das Office du Niger – ein äußerst fruchtbares, vom Nigerwasser gespeistes Binnendelta. Bislang sind ca. 98.000 Hektar Land bewässert, möglich wären bis zu 960.000 Hektar, wovon insgesamt rund 700.000 Menschen leben könnten. Allein in diesem Gebiet hat die malische Regierung auf Druck der Weltbank und anderer internationaler Finanzinstitutionen seit 2003 mindestens 540.000 Hektar Boden verkauft. Beabsichtigt ist insbesondere der Anbau von Agrospritpflanzen und Exportgetreide, was genauso wie die Herkunft der Investoren internationalen Trends entspricht. Landraub ist eine Ursache des ökologischen Desasters: Agrarindustrielle Landwirtschaft spitzt die Bodenauslaugung zu, verschärft den Klimawandel und führt zu Senkung der Fluss- und Grundwasserspiegel. Die daraus resultierende Ernährungsunsicherheit verstärkt Migration. 37) Civique Forum: Landgrabbing: Neokolonialer Landraub in Afrika. Der globale Widerstand wächst; nicht mehr verfügbar