
Ein Landwirt bestellt das Ackerland © World Bank Photo Collection Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Der Wassermangel, der durch den Klimawandel ausgelöst und immer weiter verstärkt wird, bleibt aber das Haupthindernis, da die Erntefelder nicht mit genügend Wasser versorgt werden können. Die Kultivierung der legalen Volksdroge Kat beispielsweise benötigt schon fast 40 Prozent der verfügbaren Wasserressourcen. 1) Climatelinks: Climate Risk Profile: Yemen; Artikel vom 11.2016
Der Kampf um Wasser führt zu Bürgerkriegen

Ein verdurstetes Kamel in der jemenitischen Wüste © Jon Bowen Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Jemen ist zudem besonders anfällig für Küstenschäden. Aufgrund erhöhter Sturmfluten und dem Anstieg des Meeresspiegels gelten mehr als 50 Prozent der jemenitischen Küsten und mehr als 55 Prozent der Bevölkerung an den Küsten als gefährdet. Ein steigender Meeresspiegel kann darüber hinaus Küstenerosionen fördern und das Eindringen von Salzwasser in das Grundwasser beschleunigen sowie die Häufigkeit von Überschwemmungen, Schäden am Ökosystem, Massenvertreibung und wirtschaftliche Umwälzungen erhöhen. 3) Climatelinks: Climate Risk Profile: Yemen; Artikel vom 11.2016
Ein weiteres Übel, das durch Wasserknappheit hervorgerufen wird, ist die Instabilität. Länder, die an diesem Missstand leiden, sind üblicherweise häufiger im Zentrum von Konflikten. Auch der Jemen hat aufgrund von Verteilungskämpfen um Ressourcen, Wasser und Treibstoffpreise, die eng mit dem Wasserpreis zusammenhängen, ständig neue Konfliktherde zu bekämpfen und zu lösen. 4) Climate and Security: A Storm Without Rain: Yemen, Water, Climate Change, and Conflict; Stand vom 03.07.2017 Immer wieder entstehen kleinere Streitigkeiten, bis hin zu Bürgerkriegen um Ungerechtigkeiten, Ressourcenverteilung und Überlebenskämpfe.
Die Meerenge Bab al-Mandab fungiert als Hauptauslöser für den Jemenkrieg
Im Jemen spielt sich nach Angaben der Vereinten Nationen gerade die schwerste humanitäre Krise der Gegenwart ab. Aus geostrategischer Sicht geht es dort um die Frage, wer den Ölexport aus der ölreichsten Region der Welt kontrolliert – und so kämpfen der Iran und Saudi Arabien in einem Stellvertreterkrieg in dem Nachbarland um ihre Vorherrschaft. Jemen liegt für all die Länder, die Geschäfte mit Erdöl betreiben, außerordentlich günstig. Im Norden grenzt es an Saudi-Arabien, im Osten an Oman, im Süden an das Arabische Meer und im Westen an das Rote Meer. Aus diesem Grund ist die südwestliche Küste mit der nur 27 Kilometer breiten Meerenge Bab al-Mandab strategisch sehr wichtig. Das „Tal der Tränen“ – wie es in der deutschen Übersetzung heißt – erhielt seinen Namen einer Legende nach aufgrund eines Erdbebens, das den afrikanischen vom asiatischen Kontinent geteilt und dabei viele Menschen in den Tod gerissen haben soll. Heute fahren hier Erdöltanker durch und bringen pro Tag fast vier Millionen Fass Rohöl vom Persischen Golf durch den Suezkanal ins Mittelmeer und nach Europa. Es ist die einzige Seeverbindung zwischen dem Roten Meer, dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean. 5) Daniele Ganser: Illegale Kriege. Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren. Der illegale Krieg gegen Jemen 2015 6) Neue Zürcher Zeitung: Das Tor der Tränen; Artikel vom 25.7.2014 7) Zeit Online: Huthi-Rebellen sind zur Waffenruhe bereit; Artikel vom 19.11.2018

Bab al-Mandab Meerenge © WorldWind software Wikimedia Commons [Public Domain]
Wie gefährlich die Lage hier werden kann, zeigte 2016 eine Episode des Krieges im Jemen. Nachdem sich die USA an einer Seeblockade gegen die Regierung in Sanaa beteiligte, schossen deren Milizen mehrere Raketen auf die im Bab al-Mandab patroulierenden US-Zerstörer USS Ponce und USS Mason. Daraufhin nahmen amerikanische Kriegsschiffe Radar-Stellungen der Jemeniten unter Beschuss. Kurz zuvor hatten jemenitische Streitkräfte das unter Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) fahrende Schiff HSV-2 Swift getroffen und schwer beschädigt. Im gleichen Monat wurden der unter spanischer Flagge fahrende Handelstanker Galicia Spirit sowie der Flüssiggastanker Melati Satu von einem kleinen Schnellboot aus mit Panzerabwehrraketen beschossen. 9) RT Deutsch: Golf von Aden. Warum in Somalia und im Jemen ewig Krieg herrscht; Artikel vom 7.11.2017
Die Besetzung der Hauptstadt lässt den Konflikt im Jemen eskalieren
Doch betrachten wir zunächst die Chronologie des Konfliktes: Seit der Entlassung in die Unabhängigkeit ist der Jemen geprägt von blutigen Bürgerkriegen um Macht und Herrschaft. Selten fand das Land zur Ruhe, doch im letzten Jahrzehnt hat sich die Lage nochmals verschärft. Die schiitischen Huthi-Rebellen erhoben sich 2004 gegen die Zentralregierung in Sanaa, da sie sich von der sunnitischen Obrigkeit unterdrückt fühlten. Ihr Hauptziel war ein politischer und wirtschaftlicher Wandel, der einen Regierungswechsel beinhaltet. 2011 sprangen sie dann auf die Bewegung des Arabischen Frühlings auf, wodurch die Regierung weiter geschwächt wurde. Nachdem zwei Huthi-Repräsentanten in Folge der Aufstände getötet wurden, eskalierte der Konflikt und fand 2014 in der Besetzung der Hauptstadt Sanaa durch die Huthi-Rebellen und der Verbannung der Regierung ins Exil seinen Höhepunkt. 10) Spiegel: Arabiens Armenhaus zerfällt; Artikel vom 24.03.2015 Dieser Umstand beunruhigte das Nachbarland Saudi-Arabien, da der Jemen als der „Hinterhof“ des Königreichs gilt und die Huthi-Rebellen gute Kontakte zum ebenso schiitisch geprägten Iran pflegen. Riad befürchtete eine weitere Kolonialisierung und Machtzunahme des Irans, der bereits das syrische Regime und die libanesische Hisbollah zu seinen Verbündeten in Arabien zählen kann. 11) Al Jazeera: Key facts about the war in Yemen; Artikel vom 01.08.2016
Die saudi-arabische Allianz zerbombt den Jemen

Abwurf von Streubomben © vaXzine Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Iran unterstützt inoffiziell die Rebellen
Der Iran hingegen vermeidet eine aktive und öffentliche Rolle als Kriegspartei, was ihn aber wohl nicht daran hindert, die Rebellen inoffiziell zu unterstützen. Medienberichten zufolge soll der Gottesstaat Waffen und seine Revolutionsgarden zur militärischen Ausbildung an die Huthi-Rebellen senden. Dadurch wurde aus einem religiösen Konflikt zwischen zwei Parteien de facto ein hochkomplexer Krieg zwischen arabischen Sunniten und Schiiten auf jemenitischem Boden. Mehr und mehr wurde der Bürgerkrieg im Jemen zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran um die Vorherrschaft in der Region. 14) Tagesspiegel: Kämpfe im Armenhaus der arabischen Welt; Artikel vom 13.06.2017
Waffen aus dem Ausland befeuern den Bürgerkrieg

Panzerlieferung der USA © Duncan Rawlinson Flickr [CC BY-NC 2.0]
Der IS und al Qaida versuchen, das Machtvakuum für sich zu nutzen

Die Hauptstadt Sanaa wird mehr und mehr vom Krieg zerstört © Ibrahem Quasim Flickr [CC BY-SA 2.0]
Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) hingegen ist als aktive Miliz schon länger Bestandteil des Konflikts. Sie gilt als gefährlichster Ableger der Terrororganisation und ist für zahlreiche Anschläge verantwortlich, versucht aber, im Gegensatz zum IS, jemenitische Zivilopfer zu vermeiden. 21) Vice News: The Rise of the Islamic State in Yemen; Artikel vom 20.07.2015 Dafür geht die Terrororganisation umso rigider gegen westliche Ziele vor. AQAP übernahm beispielsweise die Verantwortung für den Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ in Paris. Doch auch aus dem Inland stellt sie mit Paketbomben, Selbstmordattentätern auf jemenitische Sicherheitskräfte oder mit einem Anschlag auf ein amerikanisches Militärschiff im Oktober 2000 eine ständige Gefahr dar. Drohnenangriffe der US-Armee auf die Terrorgruppe haben deren Vormarsch kaum stoppen können. Ganze Landstriche im Süden des Staates stehen unter ihrer Kontrolle. 22) Spiegel: Arabiens Armenhaus zerfällt; Artikel vom 24.03.2015
Jeder gegen jeden führt zu unendlichem Leid für die Zivilbevölkerung

Vergabe von Nahrungshilfe für Jemeniten © Julien Harnels Flickr [CC BY-SA 2.0]
Erschwerend kommt hinzu, dass die Flughäfen, Schiffshäfen und Landrouten durch den Krieg entweder ganz zerstört oder blockiert sind. 24) Guardian: Yemen: ‚Some people are living on one piece of bread a day‘; Artikel vom 08.06.2016 Das führt dazu, dass von 24 Millionen Einwohnern 80 Prozent auf Hilfe angewiesen sind. Fast sieben Millionen Menschen benötigen dringend Ernährungshilfe und über zwei Millionen Kinder sind mangelernährt, einem Viertel von ihnen droht gar der Hungertod. 25) epo: Im Wettlauf gegen die Zeit, um Millionen Menschen zu retten; Artikel vom 25.04.2017 Teilweise müssen Eltern ihre Kinder zur Heirat verkaufen, um ihr eigenes Überleben zu sichern. 26) NYT: Cholera, Famine and Girls Sold Into Marriage for Food: Yemen’s Dire Picture; Artikel vom 30.05.2017
Die Bomben zerstören die Wirtschaft und das Gesundheitssystem

Ein Flüchtlingslager in der jemenitischen Steppe. © IRIN Photos Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Cholera bedroht tausende von Menschenleben

Ein an Cholera erkranktes Kind © IRIN Photos Flickr [CC BY-NC-ND 2.0]
Noch ist kein Ende in Sicht und die Zahl der Infizierten steigt weiter rapide an, sodass das Kinderhilfswerk bereits mit 300.000 Erkrankten bis Ende Juli rechnet. 30) NYT: Unicef Fears Yemen Cholera Outbreak Could Hit 300,000 in Coming Weeks; Artikel vom 02.06.2017
Die Behörden haben seit Mitte Mai den Notstand ausgerufen, doch eine weitere Ausbreitung scheint unvermeidbar, sind doch die Spenden der westlichen Nationen zu gering und die Missstände im Land zu groß. Die Geberländer haben weniger als ein Viertel der benötigten Gelder zur Versorgung der Notleidenden bereitgestellt. Mit ausreichenden Mitteln könnte die Epidemie schnell eingedämmt werden und die Situation rasch verbessert werden. So aber wird die internationale Ignoranz zu einer weiteren Ausbreitung von Cholera führen und die Zahl der Toten wird weiter steigen. 31) Tagesschau: Mehr als 500 Tote in einem Monat; Artikel vom 01.06.2017
Giftmüll trägt zur Ausbreitung der Cholera bei

Vermüllter Strand im Jemen © Gerri & Bonni Wikimedia Commons [CC BY 2.0]
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