Konfliktland Demokratische Republik Kongo

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Die Demokratische Republik Kongo ist seit Jahrzehnten Schauplatz zahlreicher blutiger Auseinandersetzungen zwischen Rebellengruppen und dem Militär. Diese Konflikte führen dazu, dass die humanitäre Lage des Landes im Herzen Afrikas katastrophal ist.
Seit mehr als zwanzig Jahren tobt vor allem im Osten des Landes ein erbitterter Kampf um die dort lagernden Rohstoffe. Der seit Jahren andauernde Konflikt führt dazu, dass es ständig Vertriebene in der Region gibt. Die Schätzungen, um wie viele Menschen es sich handelt, reichen von 1,4 bis zu 2,6 Millionen Menschen. 1) amnesty.de: Amnesty Report 2015-Kongo (Demokratische Republik)- Stand: 4.12.2015
Der andauernde Konflikt sorgt dafür, dass die Menschen, die früher schon nicht viel zu essen hatten und vom Nötigsten leben mussten, beispielsweise aufgrund ausfallender Ernten nun noch weniger haben, von dem sie sich ernähren können und viele deswegen an Nährstoffmängeln leiden. Dies betrifft vor allem Kleinkinder, die im Laufe der Zeit mit den Spätfolgen zu leben haben.
In den besonders konfliktreichen Gebieten stehen Massaker, Vergewaltigungen, Menschenhandel und Erpressungen an der Tagesordnung. Es wird von ganzen Dorfgemeinschaften berichtet, die mit Macheten und anderen Geräten regelrecht zerhackt wurden. Das kongolesische Militär bekommt die Gewalt alleine nicht in den Griff. Doch auch zusammen mit den internationalen Schutztruppen lassen sich kaum Erfolge verbuchen.

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Das liegt vor allem an der unzureichenden Kommunikation mit den örtlichen Behörden und dem unüberlegten Vorgehen der Milizen bei Angriffen. So kam es, dass die Blauhelmsoldaten nicht wegen ihrer militärischen Erfolge sondern vor allem wegen ihrer Verstrickung in den illegalen Rohstoff- und Menschenhandel Schlagzeilen machten.
Durch das verstärkte Aufkommen islamistischer Milizen ist die Lage der Menschen noch schlechter geworden. Diese Milizen konkurrieren mit den bereits bestehenden Gruppen und starteten einen offenen Machtkampf, der ebenfalls ohne Rücksicht auf die dortige Zivilbevölkerung geführt wird. 2) Deutschlandfunk.de: Kongo-ein Leben im Krieg – Stand 3.12.2015
Der globale Norden interessiert sich nur wenig für den Konflikt
Die Reaktionen des globalen Nordens, vor allem in Europa, sind weitgehend verhalten. Zwar gibt es immer wieder Berichte über Grausamkeiten in der Region, allerdings nur vereinzelt und nicht so umfassend und omnipräsent wie es beispielsweise beim Syrienkonflikt oder beim Krieg im Gazastreifen der Fall ist.
Wem bekannt ist, dass es in der Demokratischen Republik Kongo seit Jahren offene Krisen gibt, der weiß oft nicht, wer dort eigentlich gegen wen kämpft, beziehungsweise welche Akteure hinter dem Ganzen stecken. Rebellen, Soldaten, nationale und internationale Machthaber spielen eine tragende Rolle in dem Konflikt und die Zivilbevölkerung muss den Preis als leidende Statisten in dem Machtspiel dafür zahlen. 3) sueddeutsche.de: Konflikt im toten Winkel– Stand 7.12.2015
DRK in den Fängen der Kolonialherren

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Schon früh erkannten die Europäer den wirtschaftlichen Nutzen der rohstoffreichen Länder Afrikas. Besonders die Demokratische Republik Kongo, welche im Herzen des Kontinents liegt, ist eine wahre Fundgrube an wertvollen Materialien wie Gold, Diamanten und verschiedenster Erze. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde schließlich die Jagd auf afrikanische Gebiete mitsamt ihrer Rohstoffvorkommen eröffnet. Die Demokratische Republik Kongo ist ein Erbe der Kolonialmächte. Ursprünglich auf der Berliner Konferenz 1885 geschaffen, ist sie nicht auf Wunsch des kongolesischen Volkes entstanden, sondern ist vielmehr ein Produkt machthungriger Europäer.
Später fiel die DRK den Belgiern in die Hände und wurde 1908 zu Belgisch-Kongo ausgerufen, unter der Herrschaft des belgischen Königs Léopold II. Wenn man die Konflikte im Ostkongo verstehen will, muss man bis zur Gründung des kongolesischen Staates zurückgehen. Bereits hier lassen sich einige Hinweise auf die heutigen Konflikte finden.
Wie viele andere afrikanische Kolonien wagte die DRK in den 1950er und 60er Jahren den Schritt in die Unabhängigkeit. Die Kolonialmächte akzeptierten diese Entscheidung, jedoch nur unter einer Bedingung: Die Kolonien mussten den sog. „Pakt zur Fortsetzung der Kolonialisierung“ unterzeichnen. 4) oocities.org: Kong: Eine nicht endende Kolonialgeschichte-Stand 3.12.2015

Belgisch-Kongo 1933-1960 (c) Wikimedia Commons
Dieser schrieb unter anderem vor, die französische Kolonialwährung einzuführen, Schul- und Militärsysteme so zu belassen sowie Französisch als Amtssprache zu benutzen. Heute sorgt dieses Gesetz immer noch dafür, dass ehemalige Kolonien finanziell von den Kolonialmächten abhängig sind.
Afrikanische Staaten sind beispielsweise weiterhin dazu verpflichtet, ihren ehemaligen Kolonialherren finanziell unter die Arme zu greifen. So müssen jährlich beispielsweise 85 Prozent der Währungsreserven in der französischen Zentralbank gelagert werden, worauf die betroffenen Länder allerdings keinen Zugriff haben.
Wenn die restlichen 15 Prozent Reserven nicht ausreichen, müssen die afrikanischen Länder Geld vom französischen Finanzministerium leihen – zu marktüblichen Zinsen. Jährlich müssen außerdem „koloniale Schulden“ für die von Frankreich errichtete Infrastruktur beglichen werden, was Frankreich jährlich Einnahmen im Wert von etwa 440 Milliarden Euro sichert. Das Interesse an den ehemaligen Kolonien ist also keineswegs gesunken. Sogar von französischer Unterstützung verschiedener Putsche gegen die Regierung wird berichtet. 5) deutsch-tuerkische-nachrichten.de: Frankreich kann seinen Status nur mit der Ausbeutung Afrikas halten- nicht mehr verfügbar
Rohstoffkrieg im Herzen Afrikas, angetrieben durch unsere Nachfrage
Die wirtschaftliche Lage in der Demokratischen Republik Kongo ist ambivalent: Der Staat im Herzen Afrikas mag zwar eines der ärmsten Länder der Welt sein, ist jedoch reich an Ressourcen.

Kondensator aus Coltan (c) Mihashenk Dreamstime.com
Die DRK bietet eine wahre Fundgrube an wertvollen Rohmaterialien. Neben Diamanten, Zinn und Kupfer lassen sich im Osten des Landes Erze wie Coltan vorfinden, welches für die Hightech-Industrie unabdingbar ist. Alltägliche Gegenstände wie Handys oder Computer würden ohne den Rohstoff nicht funktionieren. 6) spiegel.de: Appell an Handyfirmen: Menschenrechtler fordern Verzicht auf blutige Rohstoffe– Stand 3.12.2015
Coltan wird als Konfliktmineral eingestuft. Die Arbeitsbedingungen beim Abbau des Erzes in den Minen gelten als unmenschlich. Auch Kinder müssen sich oft unter Tage verdingen. Der Abbau von Coltan ist nicht nur inhuman, sondern unterstützt auch den verheerenden Krieg im Land. Die Gelder, die aus dem Coltan-Geschäft eingenommen werden, fließen oftmals in die Taschen der bewaffneten Gruppen. Die eingenommenen Summen werden verwendet, um Waffen zu kaufen, Soldaten zu bezahlen und die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten.
Schon 2001 stellte ein Bericht der UN fest: „Der Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo dreht sich hauptsächlich um Zugang zu, Kontrolle von und Handel mit Coltan, Diamanten, Kupfer, Kobalt und Gold.“7) medico.de: Dossier zum Krieg im Kongo– Stand 3.12.2015
Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Gebiet so heiß umkämpft ist. Soldaten und Rebellen führen schon seit Jahren einen erbitterten Kampf um die Kontrolle der Bodenschätze in dem Gebiet, mit verheerenden Auswirkungen auf die kongolesische Bevölkerung. Gewalt und Armut dominieren das Land. Aufgrund der andauernden Konflikte wagen sich die Menschen oftmals nicht mehr auf ihre Felder und können ihre Familien nicht mehr versorgen. Kinder besuchen nicht mehr die Schule, sondern schuften nicht selten in den teils illegal betriebenen Minen.
Der belgische Forscher Erik Kennes beschreibt die Lage der Bevölkerung wie folgt: „Die Bevölkerung arbeitet, um die Armeen zu ernähren, die sie ausbeuten, bis hin zur physischen Erschöpfung. 8) mineralienatlas.de: Erzfeinde im Coltan-Rausch – Stand 3.12.2015

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Auf oft illegalen Handelswegen gelangen die Rohstoffe anschließend auf den Weltmarkt, um dort verkauft zu werden – auch nach Europa. 9) difaem.de: Versöhnung und Wiederaufbau im Ostkongo – Stand 2.12.2015
Dank steter Nachfrage vor allem im Westen boomt der Handel mit Coltan. Das ohnehin nur unzureichend überwachte Bergbaugeschäft gilt in der DRK als nur schwer kontrollierbar. Allerdings lohnt sich der Abbau von Coltan: Es ist relativ leicht als Abfall- und Nebenprodukt der Zinnförderung zu finden und eignet sich bestens für Kleinschürfer. Aus diesem Grund werden immer mehr Bergwerke geschaffen – mit fatalen Auswirkungen auf Mensch und Tier. 10) mineralienatlas.de Erzfeinde im Coltan-Rausch – Stand 3.12.2015
Die nicht zu knappen Einnahmen aus den Bergwerken werden vermutlich auch in Zukunft weiterhin dafür sorgen, dass es weder an Minen- noch an Kriegsfeldern mangeln wird. 11) mineralienatlas.de: Coltan-Bergbau, Gewalt, Ausbeutung, Krieg und Zerstörung der Umwelt– Stand 3.12.2015
Der Westen liefert die Waffen – Kongos Kinder stehen an der Front
Bei den vielen inner-und außerstaatlichen Konflikten des Landes ist der Waffenbedarf selbstredend enorm. Diese werden nicht nur von ausgebildeten, erwachsenen Soldaten bedient, sondern es befinden sich nicht selten auch Kinderhände am Abzug. In der Demokratischen Republik Kongo gibt es unzählige „Kadogo“, wie die Kindersoldaten dort gemeinhin genannt werden. Diese erleben die brutale Kriegsrealität aus erster Hand mit, werden zwangsrekrutiert, entführt, bedroht, um später an der Front zu stehen.
In Kämpfen sind die Kleinsten oft ganz vorne mit dabei und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Kinder werden in der Regel an die vorderste Front gestellt, um den ersten Feindesschwall abzufangen. Laut dem ehemaligen Kindersoldaten „Junior Nzita Nsuami“ sieht das Credo vieler minderjähriger Soldaten wie folgt aus: „Töte, um nicht getötet zu werden.“ 12) nzz.ch: Ein Kindersoldat erzählt – Stand 4.12.2015
Waffenlieferungen des Westen ermöglichen das Ganze mitunter erst, denn: ohne Waffen kein Krieg. Neben Frankreich und Belgien, dass noch immer in Beziehungen aufgrund der kolonialen Vergangenheit des Landes steht, sind auch Waffenexporte aus der Bundesrepublik dafür verantwortlich, dass die kongolesische Kriegsmaschinerie nicht zum Stillstand kommt. 13) unicef.de: Keine Waffen in Kinderhände- Waffenexporte stoppen –Stand 4.12.2015