Afrika ist bis heute von der Kolonialzeit geprägt, die einen kompletten Wandel der politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Ordnung zur Folge hatte.
„The Scramble for Africa“
Der europäische Kolonialismus begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und war von ökonomischen, politischen wie auch sozialen Gesichtspunkten bestimmt. Infolge der industriellen Revolution mussten nach dem kapitalistischen Prinzip neue Rohstoffquellen für die Produktion, neue Investitionsobjekte und neue Märkte erschlossen werden. 1) The New York Public Library: The Colonization of Africa; Stand vom 15.02.17 Zudem waren die Konkurrenzbeziehungen zwischen den europäischen Staaten und die Faszination der Herrschaft über neue Gebiete entscheidend. Der daraus entstandene Wettstreit der europäischen Mächte um die Kolonialisierung Afrikas wird „The Scramble for Africa“ genannt. Ohne Berücksichtigung der afrikanischen Völker erhoben u.a. Briten, Franzosen und Deutsche Besitzansprüche auf die ihnen unbekannten Gebiete. 2) AfricaBusinessPages: How the Europeans Divided Africa; Video vom 09.04.14
Willkürliche Grenzziehung steuert Afrika in blutige Konflikte
In Folge der rücksichtslosen Inbesitznahme afrikanischer Gebiete durch europäische Kolonialherren wurden ohne Beachtung von Stammesgebieten Grenzen gezogen. Die Europäer wandten das Prinzip des Territorialstaats an, also einem vom Territorium bestimmten Staat. Dies stand im Gegensatz zu den damals in Afrika existierenden Königreichen. Nicht das „Staatsgebiet“, vielmehr die zusammengehörige Menschengruppe und ihre Organisation waren entscheidend. So wanderten Königreiche des Öfteren, blieben aber als Personenverbundstaat eine Einheit. 3) Heinrich Böll Stiftung: Grenzen in Afrika als Last und Herausforderung; Artikel vom 03.05.10
Britische Kolonialzeit und ihre tödlichen Folgen

Soldat im Sudan © Mattphoto Dreamstime.com
Auch im Sudan hinterließ der Kolonialismus tiefe Wunden. Die Briten, die den Sudan als ihr Gebiet beanspruchten, spalteten den arabisch dominierten Norden und den Süden. Wirtschaftlich gefördert wurde nur der Norden und mit ihrer „Politik für den Süden“ spielten die britischen Kolonialisten die Stämme gegeneinander aus. Auch wurde die wirtschaftliche Entwicklung im Südsudan blockiert, da dies nicht dem afrikanischen Lebensstil entspräche, so die Briten. Diese Politik der Spaltung wurde 1946 ins Gegenteil umgekehrt. Laut den Kolonialherren wären der Norden und Süden untrennbar miteinander verbunden, somit könne es nur ein geeintes Sudan geben. Die auf die Unabhängigkeit des Landes folgenden Konflikte sind direkt auf die Spaltungen durch die britische Kolonialmacht zurückzuführen. 4) AG Friedensforschung: Sudan/Südsudan: Die tödlichen Folgen des Kolonialismus; Stand vom 16.02.17 Zwei Bürgerkriege zwischen dem Norden und dem Süden, in denen von 1955 bis 1972 bzw. von 1983 bis 2005 gekämpft wurde, forderten zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Opfer, es wird von vier Millionen Vertriebenen ausgegangen. Nach der Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011 brach auch dort ein Bürgerkrieg aus. Unterstützer des ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar kämpfen gegen die Regierungstruppen, die dem amtierenden Präsidenten Salva Kiir unterstellt sind. Gleichzeitig ist der Krieg ein Konflikt zwischen zwei ethnischen Gruppen, den Dinka, zu denen Kiir gehört, und den Nuern, zu denen Machar gehört. 5) Welt: Wer kämpft im Südsudan eigentlich gegen wen?; Artikel vom 19.01.14 Der Konflikt stellt eine Fortführung der Bürgerkriege im ehemals vereinten Sudan dar. Motiviert wurde er von durch die Unabhängigkeit des Südens offenen Machtfragen.