Ziel der Welthandelsorganisation (WTO) ist es, Zölle und andere wirtschaftliche Schranken abzubauen und ungehinderte internationale Handelsbeziehungen herzustellen. Aktuell ist dieses Ziel populärer denn je. Besonders die EU verfolgt seit Jahren eine sehr aktive Handelspolitik. Seit ihrer 2006 verkündeten Handelsstrategie „Global Europe: Competing in the World“ sind Freihandelsabkommen neben der multilateralen Liberalisierung ein zentraler Pfeiler, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Doch nicht nur in der EU, sondern überall auf der Welt wird verhandelt – und dabei unter anderem mit harten Bandagen gekämpft. Bei den Debatten geht es insbesondere um die umstrittenen privaten Schiedsverfahren, das Herabsetzen von Verbraucherstandards und den Schutz von kultureller Förderung. Medial wenig beachtet wird hingegen die Tatsache, dass der Freihandel in der derzeitigen Ausgestaltung auf Kosten der Entwicklungsländer geht. 1) bpb.de: TTIP im Kontext anderer Freihandelsabkommen – Artikel vom 2. Dezember 2014
So hat das Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU – TTIP genannt – das Potential, als Armutsprogramm für Menschen in den ärmsten Ländern der Welt in die Geschichte einzugehen. Der Einfluss ist enorm: 30 Prozent des Welthandels und 45 Prozent der Weltwertschöpfung sind betroffen. Die schiere Größe des transatlantischen Handelsverbundes könnte dazu führen, dass wirtschaftliche Wettbewerber aus Drittstaaten keine Chance mehr haben. Denn wenn die Zölle gegen Drittstaaten bestehen bleiben, sind die Produkte dieser Länder nicht mehr konkurrenzfähig. Kleinbauern im ärmeren Süden könnten damit noch weiter ins Verderben gestürzt werden. Trotzdem sieht das Mandat von TTIP bislang nicht vor, die Entwicklungsländer mit an den Verhandlungstisch zu setzen. Dabei ist TTIP nicht das einzige geplante Abkommen, welches die Ungleichheiten im Welthandel verstärken würde. Auch in Asien und der Pazifik-Region werden derzeit Verhandlungen unter Hochdruck geführt. Ob ASEAN, RECEP oder TPP – alle diese Abkommen haben eines gemein: Sie verschaffen sich systematisch Vorteile und benachteiligen dabei die Länder mit der schwächsten Verhandlungsposition. 2) euractiv.de: Kritik an TTIP-Studie: „Bundesregierung verschleiert fatale Folgen für Entwicklungsländer“ – Artikel vom 10. Februar 2015

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Dabei sollten mit der Gründung der Doha-Runde im November 2001 Entwicklungsländer besser in das System des Welthandels eingebunden werden. Als Schwerpunkte der Verhandlungen legten die WTO-Mitglieder den Abbau von Agrarzöllen und Subventionen für landwirtschaftliche Produkte, niedrigere Zölle für Industrieprodukte sowie die Liberalisierung im Dienstleistungssektor fest. Weitere Themen waren unter anderem Anti-Dumping-Regeln, Umweltfragen und der Schutz des geistigen Eigentums – etwa mit Blick auf den Zugang zu Medikamenten in Entwicklungsländern. Schnell zeichneten sich in den Gesprächen der Doha-Runde zwei zentrale Streitthemen ab.