All die Flächen, die wir für den Anbau von Tierfutter aufwenden, werden gedüngt. Und egal ob mit Gülle oder künstlichem Stickstoffdünger – beim Düngeprozess entsteht Lachgas. Und gegen das wirken die von Kühen ausgestoßenen Gase wie ein Witz: Es ist rund 12mal klimaschädlicher als Methan und 300mal schädlicher als CO2.
Bereits im Anbau, der Ernte und in der Verarbeitung entstehen also große Mengen an Treibhausgasen. Bezieht man zusätzlich noch die Emissionen ein, die bei der Kühlung und beim Transport entstehen, sieht die Klimabilanz für ein Steak also ziemlich schlecht aus.
Die Lebensmittelindustrie hat auf unsere Ernährung großen Einfluss. Eine Studie des Institute for Agriculture and Trade Policy und der Umweltorganisation Grain zeigte, dass die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne bereits heute für mehr Treibhausgas pro Jahr ausstoßen als große Erdölkonzerne. Von den größten Fleischkonzernen der Welt melden nur sehr wenige ihre verursachten Emissionen, noch berücksichtigen sie sie besonders in ihren Produktionsabläufen. Reduktionsbemühungen sind in den meisten Ländern völlig freiwillig und zu Klimaschutz gibt es kaum Auflagen.
Klimaflucht: Unser Konsum heizt die Erde auf
Während der letzten Tausend Jahre war es auf der nördlichen Erdhalbkugel noch nie so warm wie heute. Viele Länder des globalen Süden sind durch ihre geografische Lage oder unsichere wirtschaftliche und politische Situation besonders vom Klimawandel betroffen. Sie haben nicht die finanziellen Mittel, sich dem Klimawandel anzupassen und Maßnahmen zu ergreifen. Außerdem sind große Teile der Bevölkerung oftmals abhängig von Landwirtschaft und natürlichen Ressourcen, die mit der Erderhitzung immer knapper werden.
Klimabedingte Katastrophen, wie Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände sind die Hauptursachen, die Menschen in ihrer Existenzgrundlage gefährden und zu Flüchtlingen im eigenen Land machen. Für das Jahr 2012 wurden 188 klimabedingte Katastrophen verzeichnet, die Menschen zu Binnenflüchtlingen machten. Die Zahl solcher Katastrophen stieg 2018 auf über 1500. Insgesamt verdoppelte sich die Zahl der Naturkatastrophen in den letzten 20 Jahren. Mit zunehmender Temperatur der Ozeane nimmt auch die Häufigkeit und Intensität von Wirbelstürmen in der Karibik und Teilen des Pazifischen wie Indischen Ozeans zu.

Überflutung Bangladesh © UN Women Asia and the Pacific – flickr
Massenproduktion auf gestohlenem Land
Die massive Erschließung von Monokulturen durch die Agrarindustrie hat neben den gravierenden ökologischen Folgen auch Auswirkungen für die Bevölkerung in Anbaugebieten. Immer mehr Flächen werden benötigt, was dazu führt, dass Bewohner in vielen Fällen mit Gewalt von ihrem Land vertrieben werden. Oft bleibt ihnen nichts anders übrig, als in die umliegenden Städte zu fliehen und dort in Barackensiedlungen unterzukommen. Das Land, auf dem sie zuvor Lebensmittel für sich und den Verkauf anbauten, wird ihnen geraubt – meist ohne Aussicht auf Entschädigung.
Auch der großflächige Einsatz von Pestiziden kann zur Fluchtursache für die Bewohner nahe Anbaugebieten werden. Die Giftstoffe gelangen in Wasser, Boden und Luft und machen es Kleinbauern unmöglich, selbst Pflanzen anzubauen. Die Sprüheinsätze durch Flugzeuge finden meist in unmittelbarer Nähe zu Häusern, Schulen und Brunnen statt und haben massive gesundheitliche Risiken für Anwohner: Symptome, wie Hautausschläge, Schwindel und Kopfschmerzen sowie Fehlbildungen, DNA-Schädigungen, Fehlgeburten und Krebserkrankungen sind keine Seltenheit.
Seit dem Amtswechsel in Brasilien im Jahr 2018 nehmen die Umweltzerstörung, der Landraub, illegale Rodungen und Waldbrände unter Staatspräsident Bolsonaro immer bedrohlichere Ausmaße an. Er hebelt systematisch Gesetze aus, entmachtet Behörden zum Schutz Indigener und lässt Übergriffe – selbst Morde – ungeahndet. Und Industrieländer? Sie kooperieren mit ihm. Statt konkrete Maßnahmen für den Erhalt des Regenwalds zu fordern, treiben sie Freihandelsabkommen wie das Mercosur-Abkommen voran. Es würde eine Freihandelszone zwischen südamerikanischen Staaten und der EU schaffen, mit dem sich Exportabgaben stark verringern würden. Dies hätte gravierende ökologische und menschenrechtliche Folgen. Die daraus resultierende Verdoppelung der Einfuhrquoten von Rind- und Hühnerfleisch wäre nur eine davon. Mit zunehmenden Exporten von Mais und Soja würden die Anbauflächen vergrößert werden, die die Waldzerstörung, Landvertreibung indigener Völker und Menschenrechtsverletzungen vorantreiben. Die Politik spielt also eine große Rolle im Handel mit anderen Ländern und steht dementsprechend auch in der Verantwortung.
Der Globale Norden zieht sich aus der Verantwortung, obwohl er Hauptverursacher von Fluchtgründen durch Vertreibung und Klimawandel ist. Die negativen Folgen unseres Konsums werden nach außen verlagert und auf andere Länder abgewälzt. Diese haben folglich mit immensen ökologischen und sozialen Auswirkungen zu kämpfen.
Doch auch wir als Konsumenten können dem entgegenwirken. Eine pflanzliche Ernährung würde nicht nur der Umwelt, sondern auch unserer Gesundheit zugutekommen. Wer jedoch nicht ganz auf Fleisch verzichten möchte, sollte seinen eigenen Konsum reduzieren.