![(Symbolbild) Internationales Handeln, wie zum Beispiel das Ringen um nigrisches Uran, können zu schwerwiegenden Problemen im Globalen Süden führen und Menschen zur Flucht bewegen. | Bild: "Weltkarte auf einem technologischen Hintergrund." © Iuliia Kvasha | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Weltkarte auf einem technologischen Hintergrund, helle Linien und Strahlen, Symbole des Internets, Radio, Fernsehen, Mobil- und Satellitenkommunikation. Bestes Internet-Konzept des globalen Geschäfts. Primärquelle und Elemente dieses Bildes wurden von der NASA bereitgestellt (Symbolbild) Internationales Handeln, wie zum Beispiel das Ringen um nigrisches Uran, können zu schwerwiegenden Problemen im Globalen Süden führen und Menschen zur Flucht bewegen. | Bild: "Weltkarte auf einem technologischen Hintergrund." © Iuliia Kvasha | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/09/dreamstime_m_66529240-713x469.jpg)
(Symbolbild) Internationales Handeln, wie zum Beispiel das Ringen um nigrisches Uran, können zu schwerwiegenden Problemen im Globalen Süden führen und Menschen zur Flucht bewegen. | Bild: "Weltkarte auf einem technologischen Hintergrund." © Iuliia Kvasha | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Geopolitik löst Fluchtgründe aus: Internationales Interesse an Niger
„Die Länder Afrikas sind nicht unter-entwickelt, sondern über-mäßig ausgebeutet!“
Niger ist geographisch das sechstgrößte Land Afrikas. Es teilt Grenzen mit insgesamt sieben Staaten und ist deshalb ein wichtiges Transitland, nicht nur für Flüchtlinge und Migranten, sondern auch für Lebensmittel und Produkte aller Art. Darüber hinaus ist Niger sehr reich an Bodenschätzen und exportiert unter anderem Gold, raffiniertes Erdöl und Zwiebeln. Doch der mit Sicherheit bedeutendste Rohstoff Nigers ist nicht das Gold, sondern Uran. Uran ist neben Kobalt vermutlich das wahre Gold des 21. Jahrhunderts. Circa sieben Prozent des globalen Angebots diese „Goldes“ werden im Niger produziert. Trotzdem wird das westafrikanische Land immer und immer wieder als eines der ärmsten Länder der Welt und hier und da sogar als das ärmste Land der Welt bezeichnet. Wie passt das zusammen? 1) CIA: The World Factbook – Niger; aktualisiert am 05.09.2023
Selbstverständlich spielen innenpolitische Schwierigkeiten eine Rolle. Aber vor allem ist Niger Schauplatz zahlreicher Interessen verschiedenster Großmächte. Das kommt der Bevölkerung oft nicht zu Gute. Für Niger gilt, es ist übermäßig ausgebeutet!
Niger beheimatet eine riesige US-amerikanische und eine französische Militärbasis. In den letzten Jahren sind auch immer wieder unter anderem italienische und ägyptische Soldaten, sowie russische Söldnergruppen im Land. Deutsche betreiben in Niamey, der Hauptstadt Nigers, einen Lufttransportstützpunkt der UN-Operation MINUSMA. Und die türkische Regierung hat 2020 mit Niger ein Abkommen zur Militärkooperation ausgehandelt. Saudi-Arabien finanziert einige große Infrastrukturprojekte, zum Beispiel den Kandadji Damm. China und der Iran zeigen primär kommerzielle Interessen. Niger ist nicht nur aufgrund seiner Ressourcen wirtschaftlich interessant, sondern auch aufgrund des bevölkerungsreichen Absatzmarkts. 2) The Conversation: Explainer: the role of foreign military forces in Niger; Artikel vom 09.09.2018 3) foreignpolicy: Who benefits from Niger’s coup; Artikel vom 02.08.2023
Geopolitik ist kompliziert und oft nicht transparent. Welche Interessen haben die Groß- und Mittelmächte? Im Fall Niger könnte beispielsweise angenommen werden, dass die ehemalige Kolonialmacht Frankreich aus Nostalgie Einfluss sucht beziehungsweise ihren Einfluss nie losgelassen hat und zudem mit nigrischem Uran französische Atomkraftwerke betreibt und Waffen produziert. Italien, als Staat an einer EU-Außengrenze, hat Interesse Schleppern die Arbeit zu erschweren, damit weniger Migranten das Mittelmeer überqueren. Die Vereinigten Staaten brauchen Uran für das Militär und sehen die Sahelzone als Ort des Kriegs gegen den internationalen Terrorismus („War on Terror“) und als strategische Position in Äquatornähe. Russland wiederum ist eine Alternative zum kulturellen Westen. Die ehemalige Sowjetunion stand bereits in den Unabhängigkeitskriegen an der Seite afrikanischer Staaten und verspricht auch Krieg gegen den Terrorismus. Saudi-Arabien und der Iran haben Interesse zu verhindern, dass der Einfluss der jeweils anderen Nation in der Sahelzone wächst. Und auch die Türkei und Ägypten möchten sich gegenseitig klein halten. Eins ist sicher, die Lage Nigers ist unübersichtlich und der Militärputsch im Juli 2023 hat noch mal eine Schippe Unübersicht drauf gesetzt. Vieles ist offen. Und die Konsequenzen von Vielem auch. 4) euronews: Niger’s future is in danger. The international response is making it worse; Artikel vom 31.08.2023
Innenpolitische Unruhen, aber eben auch Geopolitik ziehen eine Vielzahl von Konsequenzen mit sich, die direkt und indirekt Menschen betreffen. Menschen, wie Dich und mich. Paolo Cernuschi, Landesdirektor für Niger der humanitären Hilfsorganisation IRC (International Rescue Committee), hat das folgendermaßen formuliert: „Die Auswirkungen anhaltender Instabilität gehen weit über geopolitische Belange hinaus – sie wirken sich tief auf das Leben von Menschen, Familien und Gemeinschaften aus.“ 5) IRC Deutschland: IRC fordert dringend humanitäre Ausnahmen von Sanktionen in Niger; Pressemitteilung vom 30.08.2023
Zahlreiche Konsequenzen internationalen Handelns beeinträchtigen die Lebenssituationen von Menschen. Konkret hängen internationale Interessen und die Situation der nigrischen Bevölkerung folgendermaßen zusammen. Französisches und US-amerikanisches Militär im Land öffnen beispielsweise Ressorts für anti-westliche Überzeugungen, da angenommen wird, dass Niger in seiner Souveränität eingeschränkt ist. Migrationsabwehr verleitet Schlepper dazu immer gefährlichere Routen zu nehmen, wodurch Missbrauch und Tod auf der Flucht wahrscheinlicher werden. Die Globalisierung der Märkte treibt lokale nigrische Preise in die Höhe und verschlechtert so die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung. Die Auswirkungen auf die Ernährungssituation sind gravierend. All das und anderes, wie zum Beispiel der Klimawandel, schränkt Niger darin ein, eine gesunde Volkswirtschaft zu entfalten. 40 Prozent der Staatseinnahmen sind Entwicklungshilfe. Das ist gefährlich. Denn wenn Staatsvermögen wenig mit der nationalen Wirtschaft in Verbindung steht wird Ausbeutung attraktiver, da sie später nicht automatisch zu weniger Einnahmen führt. In anderen Worten, wenn Regierungen von der eigenen Wirtschaft abhängen, haben sie mehr Interesse daran, dass sie gedeiht. 6) zdfheute: „Postkoloniale Strategien“ – Was Frankreich im Niger falsch gemacht hat; Artikel vom 08.08.2023
Politische und wirtschaftliche Interessen des Globalen Nordens, wie zum Beispiel das internationale Interesse an nigrischem Uran, können zu schwerwiegenden Problemen im Globalen Süden führen und Menschen zur Flucht bewegen. Das sollten Verantwortliche in Politik und Wirtschaft, aber auch Privatpersonen in ihren Überlegungen nie vergessen. Es geht um Menschen, um Familien, um Gemeinschaften.
Fußnoten und Quellen:
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