![Frauen müssen sich in Afghanistan nach Einzug der Taliban vollverschleiern. Aber das ist nicht die einzige Einschränkung, mit der sie zu kämpfen haben. | Bild: "Frau aus Afghanistan auf schwarzem Hintergrund Portrait" © Lori Martin | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Frauen müssen sich in Afghanistan nach Einzug der Taliban vollverschleiern. Aber das ist nicht die einzige Einschränkung, mit der sie zu kämpfen haben. | Bild: "Frau aus Afghanistan auf schwarzem Hintergrund Portrait" © Lori Martin | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/09/dreamstime_m_229898808-505x713.jpg)
Frauen müssen sich in Afghanistan nach Einzug der Taliban vollverschleiern. Aber das ist nicht die einzige Einschränkung, mit der sie zu kämpfen haben. | Bild: "Frau aus Afghanistan auf schwarzem Hintergrund Portrait" © Lori Martin | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Afghanistan: Frauen werden brutal unterdrückt
Seit dem Truppenabzug der NATO-Staaten und der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hat sich die humanitäre Lage in Afghanistan dramatisch verschlechtert. Besonders betroffen sind davon Frauen und Mädchen, die all ihre Rechte aufgeben mussten und aus Sicherheitsgründen so selten wie möglich ihre Wohnung verlassen. Frauen dürfen beispielsweise ab der 6. Klasse die Schule und Universität nicht mehr besuchen, sie müssen sich verschleiern und dürfen keine Reisen ohne ein männliches Familienmitglied antreten. Zuletzt wurde Frauen verboten, in Hilfsorganisationen oder Einrichtungen der Vereinten Nationen zu arbeiten. Somit können viele Hebammen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen und Krankenschwestern ihren Berufen nicht mehr nachgehen. Da es allerdings vielerorts nicht erlaubt ist, dass Frauen eine medizinische Behandlung durch einen Mann erhalten, sind sie nun weitgehend von einer professionellen Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Neben den gesundheitlichen Risiken, die das Dasein als Frau in Afghanistan somit mit sich bringt, sind viele auch von den psychischen Folgen der Unterdrückung und Isolierung vom öffentlichen Leben belastet. Das Mädchen Manizha sagt über die Zeit seit der Machtübernahme der Taliban: „Zwei Jahre lang durfte ich nicht zur Schule. In der Zeit habe ich psychische Probleme bekommen und musste auch ins Krankenhaus.“ 1)STRG_F: Frauen unter den Taliban. Wie ist ihr Leben?, erschienen am 30.08.2022 2)Terre des Hommes: Kinderarbeitsreport 2023. Ausbeutung von Kindern in Afghanistan, erschienen im Juni 2023 3)Tagesschau: Zwei Jahre Taliban in Afghanistan. Kaum Hoffnung für Frauen, erschienen am 15.08.2023
Durch das frauenfeindliche Regime haben Mädchen und Frauen den Zugang zu ihren Rechten verloren und bekommen keine Chance, sich in schwierigen Situationen Hilfe zu holen. Das Frauenministerium, das sich vor dem Einmarsch der Taliban vor allem auf die Förderung der weiblichen Bürgerinnen konzentrierte, wurde abgeschafft. Das neu gegründete „Ministerium für Gebet und Orientierung sowie zur Förderung von Tugenden und Verhinderung von Lastern“ führte zudem einen Tatbestand der „moralischen Verderbtheit“ ein. Dieser gilt unter anderem für das Opfer von Vergewaltigungen. Wenn Frauen gegen ihren Willen sexuell missbraucht werden, können sie von den Taliban trotz ihrer Unschuldigkeit wegen „Sex außerhalb der Ehe“ bestraft und beispielsweise öffentlich verprügelt werden. Frauen, die in ihrem familiären Umfeld Gewalt ausgesetzt sind, haben keine Möglichkeit, aus dieser schlimmen Situation zu entkommen. Es wird als Straftat gewertet, wenn Frauen und Mädchen von zuhause weglaufen, egal, was der Grund dafür ist. Frauen sind also vollkommen der Willkür von Männern ausgeliefert und haben keine Chance, ungestraft für sich selbst einzustehen. 4)Terre des Hommes: Kinderarbeitsreport 2023. Ausbeutung von Kindern in Afghanistan, erschienen im Juni 2023
Zu der schwierigen politischen Lage kommen noch andere Probleme hinzu: Kriege, die über Jahrzehnte andauerten, eine dreijährige Dürre, die Pandemie und mehrere schwere Erdbeben führten in Afghanistan zu einer der größten humanitären Katastrophen weltweit. Nicht einmal mehr die grundlegende Versorgung der Menschen kann gewährleistet werden, 97 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze von 2,15 US-Dollar pro Tag und Kopf. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in Afghanistan etwa 15,3 Millionen Menschen kurz vor einer Hungersnot stehen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die die Armut der Menschen noch bestärkt, lässt sich neben oben genannten Gründen auch auf die Beendigung der internationalen Hilfen nach Übernahme der Taliban zurückführen. Vor August 2021 bestand der afghanische Staatshaushalt zu drei Vierteln aus Hilfsgeldern, die vor allem die Bereiche Gesundheit und Bildung gedeckt haben. Diese finanziellen Mittel fehlen nun. 5)Terre des Hommes: Kinderarbeitsreport 2023. Ausbeutung von Kindern in Afghanistan, erschienen im Juni 2023
Auch hier bekommen die weiblichen Mitglieder der Gesellschaft die Folgen am härtesten zu spüren. Weil viele Familien sich nichts mehr zu essen leisten können und kurz vor dem Verhungern stehen, entscheiden sich Eltern immer öfter dazu, eines ihrer Kinder zu verkaufen. Besonders kleine Mädchen werden schon in jungen Jahren Männern versprochen, die für sie zahlen. So ging es der jungen Hoschran: Sie wurde schon mit vier Jahren von ihrem Vater als Braut verkauft, damit die Familie sich die Medikamente für die chronisch kranke Mutter leisten kann. Hoschran darf trotz ihres vorherbestimmten Schicksals noch einige Jahre bei ihrer Familie leben, bevor sie die Kinderehe eingehen muss. Das ist nicht mehr selbstverständlich: Aufgrund der großen Armut geben Eltern ihre Kinder mittlerweile auch schon in sehr jungen Jahren an die Familie, die sie gekauft hat – denn so haben sie eine Person weniger zu versorgen. Wieder erfahren Mädchen und Frauen eine starke Benachteiligung: Während der Handel mit Mädchen floriert, ist das Verkaufen von Jungen unüblich. 6)Redaktionsnetzwerk Deutschland: Verzweiflung in Afghanistan. Eltern verkaufen ihre eigenen Kinder, weil sie hungern, erschienen am 02.01.2022
Nachdem die USA und andere NATO-Staaten die Regierung der Taliban nach 9/11 abgesetzt und den Staat Afghanistan nun fast 20 Jahre lang besetzt hatten, waren die USA und in Folge auch die anderen NATO-Mitglieder überstürzt aus Afghanistan abgezogen. Die Taliban hatten die Macht im Land innerhalb von zwei Wochen im August 2021 wieder an sich gerissen. Seitdem sind 1,6 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. 7)Deutschlandfunk: Die Taliban waren nie ganz weg, erschienen am 25.09.2021 8)WAZ: Warum wurden die US-Truppen aus Afghanistan abgezogen?, erschienen am 16.08.2021 9)Terre des Hommes: Kinderarbeitsreport 2023. Ausbeutung von Kindern in Afghanistan, erschienen im Juni 2023
Fußnoten und Quellen:
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