![Auch wenn der Jemen-Krieg nicht mehr im Mittelpunkt des Medieninteresses steht, halten der Krieg und das große humanitäre Leid im Land weiter an. | Bild: "Jemenitische Kinder in Lagern für Kriegsflüchtlinge" © Akram Alrasny | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Kinder leben im Freien in einem Lager für Kriegsflüchtlinge in Taiz / Jemen; 22. August 2016. Auch wenn der Jemen-Krieg nicht mehr im Mittelpunkt des Medieninteresses steht, halten der Krieg und das große humanitäre Leid im Land weiter an. | Bild: "Jemenitische Kinder in Lagern für Kriegsflüchtlinge" © Akram Alrasny | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/06/dreamstime_m_213832782-713x475.jpg)
Auch wenn der Jemen-Krieg nicht mehr im Mittelpunkt des Medieninteresses steht, halten der Krieg und das große humanitäre Leid im Land weiter an. | Bild: "Jemenitische Kinder in Lagern für Kriegsflüchtlinge" © Akram Alrasny | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Verhandlungen im Jemen machen den 4,5 Millionen Geflüchteten Hoffnung
Auch wenn der Jemen-Krieg nicht mehr im Mittelpunkt des Medieninteresses steht, halten der Konflikt und das große humanitäre Leid im Land weiter an. Der Krieg geht bereits ins 9. Jahr. Die Vereinten Nationen bezeichnen ihn als die größte humanitäre Katastrophe der Welt. Mehr als 4,5 Millionen Menschen wurden zur Flucht gezwungen. Die Binnenvertriebenen leben größtenteils in improvisierten Notunterkünften, in denen es nicht genügend Nahrungsmittel gibt und die aufgrund der gefährlichen Sicherheitslage kaum mit Hilfsgütern versorgt werden. Wie der Alltag der Geflüchteten im Jemen aussieht, zeigt das Beispiel von Maryan: „Wir sitzen hier in der Kälte, wir haben keine Decken, keine Plastikplanen, keine Matratzen. Ich habe vier Kinder. Ein Kind ist bereits an Hunger gestorben. Einen Tag finden wir etwas zu essen, den nächsten nicht“, erzählt sie. „Wir haben noch nicht mal Zucker, ich zahle ein Vermögen für etwas Brot und das reicht nicht, um die Kinder satt zu bekommen, die Kinder laufen durchs Camp und kämpfen um etwas Nahrung oder Zucker.“ Maryan und viele andere Menschen im Jemen müssen immer wieder vor bewaffneten Kämpfen fliehen und ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen. Häufig erfahren sie auf der Flucht Missbrauch und Gewalt. Viele Geflüchtete leben in Nachbarländern, aber auch dort finden sie aufgrund der dortigen Konflikte, wie zum Beispiel in Somalia, keinen Schutz. 1)Welthungerhilfe: Bürgerkrieg im Jemen: Hintergründe des Konflikts; Artikel vom 24. März 2023 2)UNO-Flüchtlingshilfe: Humanitäre Katastrophe im Jemen – Jahrelanger Konflikt und Gewalt; Artikel vom 21. März 2023 3)Deutschlandfunk Kultur: Tragödie im Jemen – Keine Empathie im Rest der Welt; Artikel vom 31. Januar 2023
Der Krieg wird von zwei Parteien geführt: Die schiitischen Huthi-Rebellen und die Regierungstruppen unter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Ursprünglich schien das Ziel der Huthi-Minderheit darin zu bestehen, größeren politischen Einfluss zu erlangen, doch nun streben sie die politische Kontrolle über das gesamte Land an. Im Jahr 2011 nutzten die Rebellen die instabile Lage im Land aufgrund von Korruption, Separatismus im Süden Jemens und dem Erstarken der Dschihadisten, um die nördliche Provinz Saada und angrenzende Regionen zu erobern. Die Hauptstadt Sana’a folgte im September 2014. Die Einnahme der Hauptstadt gilt als offizieller Beginn des Krieges, denn seitdem kämpfen die Huthis gegen die Truppen des international anerkannten Präsidenten Hadi um politische Macht und Ressourcen. Beide Parteien werden aktiv von ausländischen Mächten unterstützt. Hinter der Hadi-Regierung steht die „saudisch-geführte Koalition“, ein Bündnis aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

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| Dreamstime.com [Offiziell sagt die saudische Regierung, sie greife in den Krieg ein, um die rechtmäßige Regierung im Jemen zu unterstützen. Einige Forscher begründen den Konflikt mit der Religion. Saudi-Arabien fühlt sich als sunnitischer Staat zunehmend von pro-iranischen und schiitischen Staaten und Gruppen umgeben. Das Königreich befürchtet, dass der Einfluss des Irans zunimmt und damit seine regionale Hegemonialstellung und die innere Stabilität des Königshauses schwächt. Neben diesen Gründen spielen geopolitische Interessen eine Rolle. Nicht nur der Vormarsch der Huthi-Milizen auf die Hafenstadt Aden, die Heimatstadt und Hochburg von Präsident Hadi, soll durch das Eingreifen der saudi-geführten Koalition verhindert werden, sondern auch die angestrebte Kontrolle über die Meerenge Bab al-Mandab. Die Meerenge ist etwa 30 Kilometer breit und verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden und dem Indischen Ozean. Sie ist für den Welthandel von großer Bedeutung. Schätzungen zufolge werden fast 40 Prozent des internationalen Schiffshandels durch die Meerenge Bab al-Mandab abgewickelt, ein Großteil davon über den Suezkanal, der zum Mittelmeer führt. Der jemenitische Politikexperte Bassem al-Hakimi ist der Meinung, wer Kontrolle über die Meerenge erlangt, ist der „Hauptgewinner“. Der Iran wäre somit in einer besseren Verhandlungsposition, wenn es um das iranische Atomprogramm geht. Andere Experten widersprechen dieser Einschätzung und meinen, man würde den Einfluss des Irans auf die Huthi-Rebellen überschätzen. 7)Tagesanzeiger: Das Rennen um die strategische Meerenge; Artikel vom 27. März 2015 8)Welthungerhilfe: Bürgerkrieg im Jemen: Hintergründe des Konflikts; Artikel vom 24. März 2023 9)Deutschlandfunk Kultur: Tragödie im Jemen – Keine Empathie im Rest der Welt; Artikel vom 31. Januar 2023
Seit Beginn des Krieges sind im Jemen mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen. Die humanitäre Lage hat sich im Laufe der Jahre immer weiter dramatisch verschlechtert. Die Zahlen der Vereinten Nationen sind alarmierend: Mehr als 21 Millionen Menschen von insgesamt rund 30,5 Millionen benötigen humanitäre Hilfe. Etwa 17 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Nahrungsmitteln. 2,2 Millionen Kinder leiden an schwerer akuter Unterernährung. In den von den Huthis besetzten Gebieten werden Männer und Frauen, die sich für Frieden in ihrem Land einsetzen, stark unterdrückt. Sie erfahren Drohungen, illegale Verhaftungen, Entführungen und Folter. 10)ZEIT Online: Jemen – Kommt jetzt endlich der Frieden?; Artikel vom 12. April 2023 11)UNO-Flüchtlingshilfe: Humanitäre Katastrophe im Jemen – Jahrelanger Konflikt und Gewalt; Artikel vom 21. März 2023 12)Welthungerhilfe: Bürgerkrieg im Jemen: Hintergründe des Konflikts; Artikel vom 24. März 2023

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| Dreamstime.com [Die Verhandlungen sind ein erster Schritt zur Annäherung der Kriegsparteien im Jemen. Allerdings schätzen Experten, dass Gespräche zwischen Saudi-Arabien, den Huthi-Milizen und dem Iran nicht ausreichen werden, um einen stabilen und dauerhaften Frieden zu sichern, denn es gibt inzwischen zahlreiche weitere Akteure in dem Krieg, die ebenfalls mit am Verhandlungstisch sitzen müssen. Nicht einmal die jemenitische Regierung sei derzeit an den Verhandlungen über ein Abkommen beteiligt. Mareike Transfeld vom Yemen Policy Center befürchtet, dass eine Lösung ausgehandelt wird, die an der Souveränität des jemenitischen Staates vorbeigeht: „Dementsprechend wird man gucken müssen, inwiefern sich dieses Abkommen dann in eine wirkliche politische Lösung für den gesamten Jemen übersetzen lässt“, so ihr Fazit. 15)Deutschlandfunk Kultur: Tragödie im Jemen – Keine Empathie im Rest der Welt; Artikel vom 31. Januar 2023 16)Welthungerhilfe: Bürgerkrieg im Jemen: Hintergründe des Konflikts; Artikel vom 24. März 2023
Fußnoten und Quellen:
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