![Buntes Unterwasser-Riff mit tropischen Fischen im Indischen Ozean, Malediven | Bild: "Colorful underwater reef with tropical fishes in the Indian Ocean" © Sven Hansche | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Buntes Unterwasser-Riff mit tropischen Fischen im Indischen Ozean, Malediven Buntes Unterwasser-Riff mit tropischen Fischen im Indischen Ozean, Malediven | Bild: "Colorful underwater reef with tropical fishes in the Indian Ocean" © Sven Hansche | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/06/dreamstime_m_113997228-713x499.jpg)
Buntes Unterwasser-Riff mit tropischen Fischen im Indischen Ozean, Malediven | Bild: "Colorful underwater reef with tropical fishes in the Indian Ocean" © Sven Hansche | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Ozeane im Fokus: gefährdet durch Klimawandel, Verschmutzung und Überfischung
Das Meer verbinden viele vor allem mit idyllischem Strandurlaub. Für andere bedeutet die Naturgewalt den einzigen Fluchtweg aus schlimmen Verhältnissen. „Planet Ocean: tides are changing“ – so lautet das Motto des diesjährigen Welttags der Ozeane. Seit 2009 soll der 08. Juni an die ökologische Bedeutung der Weltmeere erinnern und aufzeigen, wie menschliche Aktivitäten sie beeinflussen. Ozeane bedecken 70 Prozent der Oberfläche unseres „blauen Planeten“ und enthalten 97 Prozent allen Wassers auf der Erde. Sie sind der größte Lebensraum der Welt und beherbergen 78 Prozent aller tierischen Biomasse. Man geht von etwa 2.150.000 Arten aus. Dabei haben wir gerade mal 5 Prozent des Meeresgrundes erforscht. Der größte Ozean der Welt ist der Pazifik. Er umfasst ein Drittel der Erdoberfläche, also so viel wie alle Kontinente zusammen. Über eine Milliarde Menschen sind abhängig von den Weltmeeren als primäre Proteinquelle. Rund 800 Millionen verdienen ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt durch Fischerei. Meeresalgen sind neben dem Regenwald die Lunge des Planeten. Die Ozeane produzieren mindestens 50 Prozent des Sauerstoffs. Außerdem absorbieren sie etwa ein Viertel der von Menschen verursachten CO2-Emissionen. Somit sind sie ein Puffer gegen die Erderwärmung. 1)United Nations: World Oceans Day 8 June , Stand Juni 2023 2)Statista: Daten und Fakten zu den Weltmeeren , Artikel vom 10.01.2023 3)DW: Warum wissen wir so wenig über die Tiefsee? , Artikel vom 08.11.2021 4) WWF: Fischerei als Lebensgrundlage in Entwicklungsländern , Artikel vom 21.12.2022 5)GCP: Global Carbon Budget , Stand 2021
Gleichzeitig sind die Weltmeere selbst Opfer des Klimawandels. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Aufnahmefähigkeit der Ozeane für Kohlenstoff um schätzungsweise 4 Prozent verringert. Die steigenden Temperaturen führen zum Abschmelzen der Gletscher und einer Ausdehnung des Wassers. Dadurch steigt der Meeresspiegel immer weiter an. In den letzten 30 Jahren waren es bereits 10 Zentimeter und das Tempo des Anstiegs hat sich seitdem verdoppelt. Für tiefliegende Küstenstaaten und Inselbewohner stellt das ein enormes Risiko und einen Fluchtgrund dar. Die höheren Wassertemperaturen verursachen Veränderungen der Ökosysteme. Vor allem überfischte Arten reagieren darauf sensibel. Der Anstieg des CO2-Gehalts führt zum Absinken des pH-Werts. Diese Versauerung ist mitverantwortlich dafür, dass bereits 50 Prozent aller Korallenriffe zerstört sind. In manchen Meeresregionen hat der Sauerstoffgehalt so stark abgenommen, dass dort kein maritimes Leben mehr möglich ist. Die Zahl dieser sogenannten Todeszonen hat sich in den letzten 50 Jahren vervierfacht. Die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll ist eine bisher ungelöste Menschheitsaufgabe: Etwa 80 Millionen Tonnen Plastik treiben im offenen Meer, vor allem im Nordpazifik. Der Kunststoff wird nur sehr langsam abgebaut. Meeresbewohner verfangen sich darin oder verwechseln den Müll mit Nahrung und sterben. Mikroplastik gelangt über Nahrung in die Fische und so später auch auf unsere Teller. Durch ausgelaufenes Rohöl werden ganze Meeresregionen belastet. Ein weiterer Stressfaktor ist die Überfischung. Wir entnehmen dem Ozean mehr als er reproduzieren kann. 90 Prozent der Fischbestände sind bereits dezimiert. Am stärksten betroffen sind das Mittelmeer und das Schwarze Meer. Laut der FAO gilt ein Bestand als überfischt, wenn seine Laicherbiomasse so gering ist, dass die Reproduktionsfähigkeit des Bestandes eingeschränkt und daher die Nachwuchsproduktion gefährdet ist. Zerstörerische Fischereimethoden und vor allem Beifang führen zu einem Verlust der Artenvielfalt. Seit den 1970er Jahren ist die Zahl der Hai- und Rochenarten um 71 Prozent zurückgegangen. Einige Arten, wie zum Beispiel der Sägefisch, sind jedoch unersetzbar in ihrer Funktion. Die natürliche Dynamik des Nahrungsnetzes wird durcheinandergebracht. Die von der EU festgelegten Fangquoten übersteigen die Empfehlung der Wissenschaftler. Legal bedeutet nicht gleich nachhaltig. Verstärkend wirken sich auch Subventionen großer Fangflotten aus. Bei gesenkten Betriebskosten werden eher auch unrentable Fischerei-Aktionen durchgeführt, auf Kosten der Meeresumwelt. Gesunde Fischbestände sind ertragreicher als überfischte, und eine Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung in Küstenregionen. 6)GCP: Global Carbon Budget , Stand 2021 7)Statista: Daten und Fakten zu den Weltmeeren , Artikel vom 10.01.2023 8)Statista: Der Meeresspiegel steigt kontinuierlich , Artikel vom 07.06.2022 9)United Nations: World Oceans Day 8 June , Stand Juni 2023 10)WWF: Plastikmüll im Meer – die wichtigsten Antworten , Artikel vom 15.01.2020 11)MSC: Was ist Überfischung? , Stand Juni 2023 12)MSC: Die Folgen von Überfischung , Stand Juni 2023 13)WWF: Überfischung: Bald drohen uns leere Meere , Stand Oktober 2022
Eine große Rolle spielt dabei auch illegale Fischerei. Diese kann nicht reguliert oder kontrolliert werden und so verschwinden die Fischbestände noch schneller und unvorhersehbarer. Die Folgen sieht man am Beispiel Somalias. Somalia verfügt mit 3330 Kilometern über den längsten Küstenstreifen des afrikanischen Kontinents. Das Horn von Afrika liegt am Indischen Ozean und weist besonders artenreiche und lukrative Fischgründe auf. Seit der Verdrängung des Regimes von Siad Barre im Jahr 1991 gilt das Land als gescheiterter Staat. Die Bevölkerung leidet unter den Kampfhandlungen der konkurrierenden Clans. Es kommt immer wieder zu humanitären Katastrophen und Versorgungsengpässen. Ohne eine funktionierende Regierung und Institutionen kann das Seegebiet nicht überwacht werden. Mangels rechtlicher Konsequenzen ist es ausländischen Schiffen ein Leichtes, die Meeresressourcen vor der Küste Somalias zu plündern oder ihren Giftmüll dort abzuladen. 300 Millionen Dollar gehen dort jährlich durch IUU-Fishery (illegal, unreported, unregulated) verloren. Diese gefährdet also nicht nur die Fischbestände, sondern auch die Existenzsicherheit lokaler Fischer. Das treibt viele Somalier zur Flucht. Andere wenden sich der Piraterie zu. Der Lebensgrundlage beraubt, wehren sie sich mit Überfällen gegen die großen Fangflotten, die ihre Fischgründe ausbeuten. Die Fisch-Trawler gehören meist zu europäischen Unternehmen, führen jedoch die Flagge eines anderen Landes. Durch diese sogenannte Ausflaggung umgehen sie die strikten Fischerei Bestimmungen der EU. Es ist nicht allein an den afrikanischen Staaten, für faire und nachhaltige Fischereiabkommen zu sorgen. Vielmehr liegt es im Interesse der internationalen Gemeinschaft, die Regierungen jener Küstenstaaten zu stärken und Strategien gegen Raubfischerei zu entwickeln. 14)bpb: Piraterie vor den afrikanischen Küsten und ihre Ursachen , Artikel vom 07.08.2009 15)eufrika: Internationale Fangflotten vor Somalia und ihr illegales Geschäft mit dem Fisch , Artikel vom 28.05.2011 16)UNODC: Tackling Illegal, Unreported, and Unregulated Fishing in Somalia , Artikel vom März 2023
Greenpeace fordert, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der Meere zur Erholung unter strengen Schutz gestellt werden. Bisher sind es nur acht Prozent. Verbraucher können sich für den Schutz der Ozeane engagieren, indem sie bewusster und reduziert Fisch konsumieren. Der WWF-Ratgeber gibt Anhaltspunkte, welche bedrohten Fischarten nicht zum Verzehr geeignet sind. Nachhaltigkeitssiegel wie MSC oder ASC helfen dabei, ausbeuterische Fischereimethoden zu vermeiden. Im Zweifelsfall sollte man beim Kauf nachfragen, woher der Fisch kommt und wie er gefangen wurde. Lachs und Forelle aus konventionellen Aquakulturen werden oft mit wildgefangenen Fischen gefüttert. Diese werden zuvor mit Chemikalien behandelt, weite Strecken mit dem Schiff transportiert und zur Krankheitsvorbeugung mit Antibiotika versetzt. Die Ausnahme sind Bio-Aquakulturen. Eine noch nicht so weit verbreitete Alternative sind Aquaponik-Farmen, die Fischzucht und Gemüseanbau kombinieren. Wer zum Wohl der Meere beitragen will, kann außerdem seinen Plastikverbrauch reduzieren. Mikroplastik erkennt man auf Kosmetikverpackungen häufig unter der Bezeichnung PE oder PQ. Müll sammeln ist ein guter Ansatzpunkt, um den Lebensraum Wasser sauber zu halten. Dasselbe gilt für den Verzicht auf Pestizide durch den Kauf unbehandelter Bio-Lebensmittel. Wer sich ein Aquarium anschaffen will, sollte bedenken, dass der Import von Zierfischen kaum überwacht oder reguliert wird. 17)Greenpeace: 7 Tipps zum Schutz der Meere, Artikel vom 29.09.2022 18)MSC: Alltagstipps gegen Überfischung der Meere , Stand Juni 2023
„Die Freiheit ist wie das Meer: Die einzelnen Wogen vermögen nicht viel, aber die Kraft der Brandung ist unwiderstehlich.“ (Václav Havel, Menschenrechtler und Staatspräsident der Tschechoslowakei von 1993-2003) So soll der heutige Tag die Weltbevölkerung mobilisieren, mit geeinten Kräften für den Schutz unserer Ozeane einzustehen und die Segel zu setzen in Richtung einer nachhaltigen Bewirtschaftung. 19)bepa-Galerie: Meer-Gedichte , Stand Juni 2023
Fußnoten und Quellen:
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