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„Willow Project“: Erdölförderung wird vor Klimaschutz gestellt
Vor ungefähr einem Monat genehmigte US-Präsident Joe Biden das acht Milliarden Dollar teure „Willow Project“. Damit brach er ein Versprechen aus der Zeit seiner Präsidentschaftskandidatur: nämlich keinen neuen Öl- oder Gasbohrungen auf US-amerikanischem Boden zuzustimmen. Und das, obwohl die internationale Energieagentur (IEA) 2021 feststellte, dass keine neuen Öl- und Gasbohrungen genehmigt werden dürften, wenn die Welt bis 2050 klimaneutral sein möchte. 1)Stuttgarter Zeitung: Was ist das „Willow Project“ und warum sorgt es für Aufsehen? , 21.03.2023
Mit dem Projekt sollen in den nächsten 30 Jahren über 600 Millionen Barrel Öl gefördert werden. Ein US-amerikanischer Energiekonzern hatte einen Antrag auf fünf Bohrstellen gestellt, genehmigt wurden nun drei. Das betroffene Gebiet erstreckt sich in Alaska über eine Fläche so groß wie Ungarn. Parallel dazu lässt die Regierung ein Gebiet von 2,8 Millionen Hektar vor der Küste Alaskas für weitere Öl- und Gasbohrungen sperren. Trotzdem ist das Projekt extrem umstritten. 2)Greenpeace: Umweltallianz mit Greenpeace reicht Klage gegen das Willow-Ölprojekt in Alaska ein , 16.03.2023
Die Regierung argumentiert mit neuen Arbeitsplätzen für Anwohner und Anwohnerinnen. Allerdings ist das nur bedingt richtig. Für den Bau der Anlagen wird es wohl 2500 neue Arbeitsplätze geben, langfristig werden es allerdings nur etwa 300 sein. Es ist also davon auszugehen, dass Arbeitslosigkeit im Laufe der Zeit wieder steigen wird. Auch die Milliardengewinne, die der Staat aus Steuern und Lizenzen einfahren würde, sind eine Begründung für das Vorhaben. Die Sicherung der Energieunabhängigkeit der Staaten, ist für die Regierung allerdings die größte Rechtfertigung. Denn die Vereinigten Staaten haben einen Anteil von etwa 20 Prozent am weltweiten Erdölverbrauch. Pro Tag wurden allein im Jahr 2021 rund 18,7 Barrel Erdöl konsumiert. Das Bauprojekt hat weltweit trotzdem eine große Protestwelle ausgelöst. Viele Petitionen wurden gestartet, um die Bohrungen zu stoppen. Die Regierung unter Biden hat das Vorhaben bis jetzt allerdings nicht zurückgezogen. Eine Klage von Umweltorganisationen soll das Projekt noch abwenden, bis ein Urteil darüber gefällt wird, kann aber noch einiges an Zeit vergehen. 3)Stuttgarter Zeitung: Was ist das „Willow Project“ und warum sorgt es für Aufsehen? , 21.03.2023 4)The Weather Channel: US-Regierung gibt grünes Licht für riesiges Ölprojekt in Alaska , 14.03.20235)Greenpeace: Umweltallianz mit Greenpeace reicht Klage gegen das Willow-Ölprojekt in Alaska ein , 16.03.2023 6)Statista: Erdölverbrauch in den USA bis 2021 , 14.04.2023
Der Vorwurf: das neue Projekt würde sich wie eine „Kohlenstoffbombe“ auf das Klima auswirken. Das Wahlversprechen von Biden, die US-Emissionen von 2005 auf 2030 zu halbieren, wäre damit auch weit verfehlt. Insgesamt werden in den nächsten 30 Bohrjahren wohl fast 280 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Das sind so viele wie etwa zwei Millionen Autos mehr über diese Zeit ausstoßen würden oder 70 Kohlekraftwerke bis zum Jahr 2050. So würde die Umwelt stark geschädigt werden, ebenso wie die arktische Tierwelt und der Lebensraum der Bevölkerung von Alaska. Das alles soll in der größten zusammenhängenden Fläche unberührter Natur in den USA geschehen. Neue Anlegungen müssten dort für das Projekt gemacht werden. Darunter neue Straßen, Flugplätze und auch Pipelines. 7)Stop Willow , stand April 2023 8)FOCUS online: Und plötzlich bricht Joe Biden sein größtes Wahlversprechen , 16.03.2023 9)Greenpeace: Umweltallianz mit Greenpeace reicht Klage gegen das Willow-Ölprojekt in Alaska ein , 16.03.2023 10)Democracy Now!: Climate & Indigenous Activists Decry Biden’s Approval of Willow Oil Drilling Project in Arctic , 13.03.2023
Dieses Projekt wird wohl auch langfristig Schäden anrichten und Menschen, vor allem aus dem globalen Süden, zur Flucht zwingen. Durch den extremen Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre würde sich der Treibhauseffekt noch weiter verstärken und dieser wiederum den Klimawandel beschleunigen. Schon heute gibt es Prognosen, die erschreckende Zahlen an Klimaflüchtigen angeben. Laut der Weltbank sollen es bis zum Jahr 2050 etwa 216 Millionen Vertriebene sein. Gründe für eine Flucht sind dann durch den Klimawandel bedingte Umweltveränderungen oder auch Extremwetterereignisse. Dadurch kann es infolge von Dürren oder Überschwemmungen zu einer Lebensmittelknappheit kommen. Aber auch der Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Pole kann zum Fluchtgrund werden. Grundsätzlich werden aber am meisten die Menschen davon betroffen sein, die in Ländern leben, in denen noch viele von der Landwirtschaft abhängig sind. 11)Mediendienst Integration: Klimaflüchtlinge , stand April 2023 12)ARD alpha: Wie Treibhausgase entstehen , 27.10.2022
Wie es mit dem Projekt weitergeht ist noch unklar. Klar ist allerdings, dass sich die US-amerikanische Gesellschaft in großen Teilen gegen das Projekt wehrt. Schon jetzt ist „Willow“ zu einer Art „Lützerath“ in den USA geworden.
Fußnoten und Quellen:
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