![Um zu überleben, sehen sich viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. | Bild: "Hunger und Durst in der äthiopischen Wüste durch Dürre" © Sjors737 | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Um zu überleben, sehen sich viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. | Bild: "Hunger und Durst in der äthiopischen Wüste durch Dürre" © Sjors737 | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/04/dreamstime_m_99883217-713x475.jpg)
Um zu überleben, sehen sich viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. | Bild: "Hunger und Durst in der äthiopischen Wüste durch Dürre" © Sjors737 | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Klimamigration am Horn von Afrika: Wie sich die Klimaungerechtigkeit in Äthiopien manifestiert
Das am Horn von Afrika liegende Äthiopien wird seit fast vier Jahren von einer extremen Dürre heimgesucht. Es ist die weitreichendste und am längsten anhaltende Dürre seit 1981. Sie betrifft allerdings nur einen Teil Äthiopiens. Der andere Teil des Landes hat mit starken und regelmäßigen Überschwemmungen zu kämpfen. Die extremen Klimaereignisse führen zu geringen Ernteerträgen und Wassermangel. Seit der Dürre sind bereits mehr als sieben Millionen Nutztiere verendet. Millionen von Menschen leiden an Hunger. Für Forscherinnen und Forscher ist die Ursache unverkennbar: der menschengemachte Klimawandel. 1)Joint Research Centre: Unprecedented drought brings threat of starvation to millions in Ethiopia, Kenya, and Somalia; Artikel vom 09.06.2022 2)Deutsche Welle: Climate-related drought and flooding in Ethiopia; Artikel vom 16.08.2022 3)Climate Home News: Drought is hitting Ethiopia harder than ever; Artikel vom 27.10.2022
Aufgrund des Klimawandels ist die Wahrscheinlichkeit einer schweren Dürre in Äthiopien mittlerweile fünfmal höher als noch vor 60 Jahren. Neben dem Klimawandel sorgen auch die Wetterphänomene El Niño und La Niña in Teilen Äthiopiens für extreme Klimaereignisse. Hierbei führen Luftdruckunterschiede zwischen dem westlichen und dem östlichen Pazifik alle paar Jahre in vielen Regionen der Welt zu Extremwettereignissen, wie zum Beispiel Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Erdrutsche. Es wird davon ausgegangen, dass der Klimawandel, der ebenfalls mehr Extremwetterereignisse verursacht, diese Wetterphänomene künftig verstärken wird. 4)Deutschlandfunk: Präzise Wetterprognosen helfen Hirten in Äthiopien; Artikel vom 20.03.2019 5)ARD alpha: Wetterphänomene bringen Naturkatastrophen; Artikel vom 23.03.2023 6)Aktion Deutschland Hilft: Video: El Niño – Wirkung und Auswirkung; Stand April 2023
Durch die extremen Wetter- und Klimabedingungen sehen sich viele Menschen in Äthiopien gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Quellen machen unterschiedliche Angaben zu der Zahl an Klimamigrantinnen und Klimamigranten. Die einen sprechen von Tausenden, die anderen sogar von Millionen. Die Diskrepanz bei den Schätzungen ist darauf zurückzuführen, dass nicht klar ist, ob die Menschen ausschließlich aufgrund des Klimawandels zur Migration gezwungen sind oder ob auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Oft hängen politische, wirtschaftliche und klimatische Faktoren bei der Entscheidung zur Migration zusammen, wodurch Schätzungen zu der Zahl an ausschließlich klimabedingten Migrantinnen und Migranten erschwert werden. 7)Deutsche Welle: Climate-related drought and flooding in Ethiopia; Artikel vom 16.08.2022 8)Climate Home News: Drought is hitting Ethiopia harder than ever; Artikel vom 27.10.2022 9)Bundeszentrale für politische Bildung: Zwangsmigration und gemischte Migrationsströme in der Region Ostafrika/Horn von Afrika; Artikel vom 16.04.2020
Eins ist jedoch klar: Es gibt eine Vielzahl an Menschen, die sich durch die Folgen des Klimawandels zur Migration genötigt sehen. Dies illustriert das Beispiel von Usman, einem Bauern aus dem äthiopischen Dorf Berebeyu, der mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen hat: „Ich bin mehrfach als irregulärer Migrant nach Saudi-Arabien gereist. Ich war Landwirt, aber ich hatte kein fruchtbares Land, das ich bewirtschaften konnte und damals gab es hier keine Jobaussichten“. Wie Usman sind fast Dreiviertel der Erwerbstätigen in Äthiopien im landwirtschaftlichen Sektor beschäftigt und daher in besonderem Maße von den Ernteausfällen durch das extreme Klima betroffen. Vielen Menschen fehlt es weitgehend an finanziellen Mitteln für nötige Schutzmaßnahmen und Anpassungsstrategien. Daher begeben sie sich auf gefährliche Reisen in andere Regionen oder Länder, mit nur wenig im Gepäck außer der Hoffnung auf ein besseres Leben. 10)International Organization for Migration: A Seed of Hope: Building Livelihoods and Resilience to Climate Change in Ethiopia; Stand April 2023 11)Wikipedia: Wirtschaft Äthiopiens; Stand April 2023
Das Verlassen der Heimat ist oft nicht die einzige Hürde, mit der sich Migrantinnen und Migranten konfrontiert sehen. Die Migration führt häufig zu einem Ressourcenmangel in den Aufnahmeregionen und damit zu einem Wettbewerb um Lebensmittel, Wasser und sonstige Ressourcen. Gegebenenfalls kann dies sogar zu gewaltsamen Konflikten führen. Außerdem gibt es in Äthiopien und Afrika eine Vielzahl an unterschiedlichen ethnischen Gruppen, was in den Aufnahmeregionen Spannungen und Konflikte auslösen kann. 12)Klimanavigator: Klimawandel, Migration und Sichrheit; Artikel vom 11.08.2015 13)Bundesministerium der Verteidigung: Instabilität; Stand April 2023
Die Situation in Äthiopien ist ähnlich wie in vielen anderen Ländern Subsahara-Afrikas. Laut dem Groundswell-Bericht der World Bank von 2021 könnte es dort bis zum Jahr 2050 bis zu 86 Millionen interne Klimamigrantinnen und Klimamigranten geben. Dabei ist die transnationale Migration noch nicht einmal berücksichtigt. Experten rechnen jedoch eher mit einer verstärkten Binnenmigration oder einer Migration innerhalb des afrikanischen Kontinents, da den Menschen häufig die Mittel fehlen, um auf andere Kontinente auszuwandern. 14)The World Bank: Climate Change Could Force 216 Million People to Migrate Within Their Own Countries by 2050; Artikel vom 13.09.2021 15)Welthungerhilfe: Migration aus Afrika bleibt meist in Afrika; Artikel vom Juni 2020
Obwohl die Länder Subsahara-Afrikas am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, bekommen sie die Folgen des Klimawandels am stärksten zu spüren. Äthiopien produziert nur 0,05 Prozent der globalen CO2-Emissionen und erlebt dennoch die schwerste Dürre seit 40 Jahren. Die Industrienationen des globalen Nordens hingegen verursachen aufgrund ihres hohen Verbrauchs an fossilen Brennstoffen und ihres ressourcen- und energieintensiven Lebensstils den größten Teil der Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase. 16)International Rescue Committee: Drei Jahre ohne Regen: Klimawandel verschärft humanitäre Krise in Äthiopien; Artikel vom 22.09.2022 17)Klima-Kollekte: Klimagerechtigkeit; Stand April 2023 18)CREACTIV für Klimagerechtigkeit: Klimagerechtigkeit: Was bedeutet das?; Stand April 2023
Neben der dringenden Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, stehen die Industrieländer in der Verantwortung, die Länder des globalen Südens bei der Anpassung an den Klimawandel ausreichend zu unterstützen. Die Unterstützung wird für die Länder Subsahara-Afrikas zunehmend wichtig, da Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler prognostizieren, dass die negativen Auswirkungen des Klimawandels künftig weiter an Häufigkeit und Intensität gewinnen werden. 19)Intergovernmental Panel on Climate Change:Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability; Stand April 2023
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare