![Minen lauern als tödliche Gefahr meist schwer erkennbar im Boden. | Bild: "Schild, das über Minenfeld bei Golan Heights warnt. Israel." © Zaslavsky Oleg | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Minen lauern als tödliche Gefahr meist schwer erkennbar im Boden. | Bild: "Schild, das über Minenfeld bei Golan Heights warnt. Israel." © Zaslavsky Oleg | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/04/dreamstime_m_33594267-713x474.jpg)
Minen lauern als tödliche Gefahr meist schwer erkennbar im Boden. | Bild: "Schild, das über Minenfeld bei Golan Heights warnt. Israel." © Zaslavsky Oleg | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Internationaler Tag der Minenaufklärung – Tödliche Gefahr führt zu Binnenflüchtlingen
Landminen sind eine meist unsichtbare Gefahr, der jährlich Millionen Menschen ausgesetzt sind. Alleine 2021 wurden laut dem offiziellen „Cluster Munition Monitor 2022“ über 5500 Personen in über 50 Ländern durch Landminen und Streumunition verletzt oder getötet. Zu den am stärksten betroffenen Ländern gehören der Irak, Afghanistan, Syrien, der Jemen, Angola, Kolumbien und die Ukraine. Jedes Jahr am 04. April wird deshalb von der UN zum „Internationalen Tag der Minenaufklärung“ aufgerufen, um auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. 1)Bundeszentrale für politische Bildung: 4.April: Internationaler Tag der Minenaufklärung; Artikel vom 31.03.21 2)Cluster Munition Coalition: Cluster Munition Monitor 2022; Artikel vom August 2022 3)BBC: Angola landmines: The women hunting for explosives left from civil war; Artikel vom 04.04.23
Bei den meisten dieser Landminen handelt es sich um Überreste, die nach Kriegen oder anderen bewaffneten Konflikten übrig geblieben sind und nie ausgelöst wurden. Häufig wurden die Minenfelder nicht ausreichend markiert oder kartographiert, sodass in Minengebieten heutzutage niemand sicher sagen kann, welche Bereiche gefahrlos betreten werden können und welche nicht. Aber auch Rebellen und Terrorgruppen greifen vermehrt auf selbstgebaute Minen zurück, um die Zivilbevölkerung einzuschränken. Bei diesen Sprengsätzen spricht man von IEDs, „Improvised Explosive Devices“. Dabei werden diese meist als Gebrauchsgegenstände getarnt, wie beispielsweise Koffer oder Kinderspielzeug. 4)UNO Flüchtlingshilfe Deutschland für den UNHCR: Landminen gefährden Flüchtlinge – Minen – Tödliche Gefahr im Boden; Stand April 2023 5)Bundeszentrale für politische Bildung: Landminen und Streumunition; Stand April 2023
Der Irak gehört mit einer geschätzten kontaminierten Fläche von etwa 1800-2200 Quadratkilometern zu den am stärksten belasteten Ländern der Welt. DEMIRA, eine deutsche Nichtregierungsorganisation, spezialisiert auf Kampfmittelräumung, geht davon aus, dass im Irak noch etwa 20 Millionen Landminen und bis zu 6 Millionen Blindgänger aus Streumunition liegen. Die tödlichen Überreste stammen zum einen aus dem Irak-Iran Krieg 1980-1988, dem Golfkrieg 1991 und der Invasion der USA 2003. Hinzu kommen zum anderen aber auch tausende Minen und IEDs, die gezielt durch den Islamischen Staat gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden. 6)DEMIRA: Länderprogramm – Irak; Stand April 2023 7)UNMAS: Where we work – Iraq; Stand Februar 2023
1,2 Millionen Iraker leben noch immer in provisorischen Flüchtlingscamps für Binnenflüchtlinge. So auch die 22-jährige Irakerin Leyla Murad, die seit über acht Jahren mit ihrer Familie im Essian Camp im Norden des Landes lebt. Sie würde sehr gerne zurück in ihren Heimatort Sinjar kehren, denkt aber, dass es noch lange dauern wird, bis es dort wieder sicher ist. Ihr Onkel entschied sich zwei Jahre zuvor zurück zu gehen und trat während er seine Schafe hütete auf eine Mine. Heute ist er körperlich schwer behindert und kann sich nicht mehr selbst versorgen. Laut UNMAS sind rund 27 Prozent der Sprengkörper im Irak auf landwirtschaftlichem Gebiet zu finden. Die Gefahr auf eine Mine zu treten hält viele Menschen davon ab, Acker zu betreten oder Vieh zu halten. Dadurch ist es ihnen nicht möglich eine Lebensgrundlage aufzubauen, um ihre Familien zu ernähren. Leyla erzählt, dass in ihrem Heimatdorf wie in vielen anderen Dörfern nicht viel mehr als Ruinen und unter den Trümmern Blindgängern übrig sind. Dadurch zieht sich der Prozess des Wiederaufbaus der zerstörten Städte und ihrer Infrastruktur hin. Die Gebäude müssen erst gründlich von Fachpersonal durchsucht und bisher nicht explodierte Sprengsätze vorsichtig entschärft werden. Aber auch die Straßeninfrastruktur des Landes ist durch Minen beeinträchtigt. Laut UN sind etwa 20 Prozent aller Sprengkörper auf und neben Straßen platziert. Dies schränkt die Bewegungsfreiheit und Reisemöglichkeit der Menschen stark ein. Teilweise sind ganze Dörfer durch einen Ring aus dutzenden IEDs umrandet worden, um ihre Befreiung zu verhindern und sie von der Außenwelt abzuschneiden. 8)DW: Conflicts – Landmines prevent Iraq´s displaced from returning home; Artikel vom 21.02.22 9)UNMAS: Where we work – Iraq; Stand Februar 2023 10)Foreign Policy: In Iraq, the Bitter Legacy of War Still Lies Hidden Underground; Artikel vom 12.02.22
Für die Millionen Binnenflüchtlinge heißt das, dass es in den Camps zunächst sicherer ist, bis die Minenentschärfung ausreichend vorangeschritten ist. Ein Prozess, der noch Jahre in Anspruch nehmen wird und somit Millionen von Menschen weiterhin als Flüchtlinge in ihrem eigenen Land zurücklässt. Laut Iraks Umweltminister Jassem Al-Falahi sei es das Ziel der irakischen Regierung, bis 2028 alle Minen und Streumunition entschärft zu haben. 11)DW: Conflicts – Landmines prevent Iraq´s displaced from returning home; Artikel vom 21.02.22
Leyla fühlt sich noch nicht sicher genug zurück zu kehren. Sie kennt zu viele Geschichten von Erwachsen, Kindern und Tieren, die in ihrer Heimat von Sprengfallen getötet oder schwer verletzt wurden. Und damit ist sie nicht die Einzige, über eine Million Irakische Flüchtlinge sind noch nicht in ihre Heimatstädte zurückgekehrt. Und in anderen Ländern werden immer noch neue Minen gelegt und Menschen somit aus ihren Heimatregionen vertrieben, so beispielsweise auch im Jemen mit geschätzten 4,5 Millionen Binnenflüchtlingen durch den anhaltenden Bürgerkrieg. Umso wichtiger ist es die Minenentschärfung voranzutreiben. Aber auch die Aufklärung der Bevölkerung ist ein wichtiger Schritt in eine sicherere Zukunft. Viele Hilfsorganisationen setzten gezielt auf eine Sensibilisierung der Menschen Vorort. Beispielsweise wird Kindern gezeigt, worauf sie beim Spielen achtgeben müssen und was sie nicht anfassen dürfen. Passend dazu ist auch das diesjährige Motto des Internationalen Tages der Minenaufklärung: „Mine Action Cannot Wait“. 12)United Nations: BOOM! #IMAD2023 – Mine Action Cannot Wait; Stand April 2023 13)DW: Conflicts – Landmines prevent Iraq´s displaced from returning home; Artikel vom 21.02.22 14)The HALO Trust: Where we work – Iraq; Stand April 2023 15)Welt Hunger Hilfe: Bürgerkrieg im Jemen: Hintergründe des Konflikts; Artikel vom 24.03.23
Fußnoten und Quellen:
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