![Milliarden von Menschen weltweit haben keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser. Eine Sachlage, die viele Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat zwingt und am Weltwassertag thematisiert wird. | Bild: "Wasserkrise" © Sawitree Pamee | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime Milliarden von Menschen weltweit haben keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser. Eine Sachlage, die viele Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat zwingt und am Weltwassertag thematisiert wird. | Bild: "Wasserkrise" © Sawitree Pamee | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/03/dreamstime_m_112677937-713x475.jpg)
Milliarden von Menschen weltweit haben keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser. Eine Sachlage, die viele Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat zwingt und am Weltwassertag thematisiert wird. | Bild: "Wasserkrise" © Sawitree Pamee | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
Weltwassertag: Trinkwassermangel – Ein Fass ohne Boden?
Sich schnell ein Glas Wasser aus dem Hahn holen, morgens im Badezimmer Zähneputzen, eine Toilettespülung betätigen oder regelmäßig duschen gehen, alles Selbstverständlichkeiten für fast jeden Deutschen. Dass dies nicht nur ein Privileg unserer Industrienation, sondern ein von der Generalversammlung der UN anerkanntes Menschenrecht ist, ist vielen vermutlich gar nicht bewusst. Ein Recht, das Milliarden Menschen auf der Welt verwehrt bleibt. Etwa 2,2 Milliarden haben keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser und circa 4,2 Milliarden keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Am stärksten betroffen sind die Kontinente Afrika und Asien auf der Südhalbkugel der Erde. Um Menschen weltweit auf diese Probleme sowie mögliche Verbesserungsstrategien aufmerksam zu machen, ist jedes Jahr am 22. März der Weltwassertag. 1) ZDF: Umgang mit Ressource – Wasser: Nationale Trinkwasserstrategie beschlossen; Artikel vom 15.3.23 2) Europäisches Parlament: Bericht – über den Zugang zu Wasser als Menschenrecht; Veröffentlicht am 20.09.22 3) UNICEF: Weltwassertag 2023 – 10 Fakten über Wasser; Artikel vom 20.03.23 4) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Der Welttag des Wassers; Artikel vom 09.03.23
Dabei hängt die mangelnde Versorgung nicht zwingend mit einem geografischen Mangel an Wasser zusammen. Vielmehr liegt ein Großteil des Problems in der Verschmutzung nahegelegener Wasserquellen wie Flüssen oder Brunnen. Diese Verschmutzungen führen dazu, dass das Wasser nicht mehr als „sicher“ deklariert werden kann, das heißt eine Verunreinigung durch beispielsweise Krankheitserreger ist nicht auszuschließen. Besonders Kleinkinder unter 5 Jahren sind durch das Trinken aus verunreinigten Gewässern gefährdet. Täglich sterben dadurch bis zu 1000 Minderjährige. Zudem kann die Verbreitung dieser ansteckenden Erkrankungen aufgrund mangelnder Hygiene nur schwer eingedämmt werden. Sanitäre Anlagen sind Mangelware und somit auch regelmäßiges Händewaschen zur Vorbeugung der Ausbreitung von Viren und Bakterien. In Somalia und im Südsudan konnte sich so im vergangenen Jahrzehnt Cholera aufgrund von Wasserverschmutzung, in Wechselwirkung mit Unterernährung, rasant ausbreiten. 5) UNICEF: Weltwassertag 2023 – 10 Fakten über Wasser; Artikel vom 20.03.23 6) UNICEF: Mehr als 180 Millionen Menschen in Krisenländern ohne reguläre Grundwasserversorgung; Artikel vom 29.08.17
Aber auch Konflikte und Kriege in den betroffenen Ländern tragen zur Verschlechterung der Wasserversorgung bei, indem die meist ohnehin spärlich ausgebaute Trinkwasserinfrastruktur zerstört wird. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um die kollaterale Zerstörung während Gefechten, sondern in den meisten Fällen um gezielte Angriffe auf Bohrlöcher und Pumpen. So leidet Burkina Faso seit vergangenem Jahr an einem alarmierenden Anstieg mutwilliger Sabotagen. Ein beliebtes Vorgehen ist tote Tierkadaver in Wasserstellen zu platzieren, die dann Toxine abgeben, Wasserlaster anzugreifen oder elektrische Generatoren zu sabotieren. Das führte beispielsweise dazu, dass sich in der Stadt Djibo im Norden des Landes, die Wasserversorgung drastisch verschlechterte. Vor den Angriffen hatte jede Person etwa 3-6 Liter pro Tag zur Verfügung, nun hat jede Person höchstens 3 Liter zur Verfügung, während laut WHO der Mindestbedarf eines Menschen bei etwa 7 Liter pro Person pro Tag liegt. 7) UNICEF: Weltwassertag 2023 – 10 Fakten über Wasser; Artikel vom 20.03.23 8) Tagesschau: UNICEF-Bericht – Wasserkrise gefährdet 190 Millionen Kinder; Artikel vom 20.03.23 9) Tagesschau: Burkina Faso – Terror mit Wasserknappheit; Artikel vom 29.05.22
Es lässt sich also klar erkennen, dass die Lage besonders in Afrika eine Einhaltung des Rechtes auf sauberes Trinkwasser nicht möglich macht. Hinzu kommt, dass vielen Kindern der Zugang zu Bildung verwehrt bleibt, da sie für ihre Familien Wasser holen müssen. Da dies meist mit einem langen Marsch zur nächsten Quelle verbunden ist, bleibt häufig keine Zeit, um in die Schule zu gehen übrig. 10) UNICEF: Weltwassertag 2023 – 10 Fakten über Wasser; Artikel vom 20.03.23
Es gibt jedoch auch einen ökonomisch motivierten Wassermangel, durch die Wasserprivatisierung großer Konzerne. Das Konzept der Firmen ist es, Quell- oder Grundwasserrechte zu kaufen und das Wasser dann, in Flaschen abgefüllt, weiterzuverkaufen mit einer immensen Gewinnmarge. Dabei schrecken die Unternehmen nicht davor zurück, dieses Prinzip in ohnehin wasserschwachen Ländern des globalen Südens anzuwenden. Mit ihren leistungsstarken Pumpen senken die Großkonzerne den Grundwasserspiegel meist so weit ab, dass in der umliegenden Region Brunnen austrocknen oder nur noch verschmutztes Wasser fördern. Da die ländliche Bevölkerung dadurch keinen Zugang mehr zu ihrem Trinkwasser hat, muss sie auf genau das teure abgepackte Flaschenwasser der Unternehmen zurückgreifen. Aber auch in Europa sinken Grundwasserspiegel und Dörfer trocknen aus. So werden beispielsweise in Vittel und Volvic, beides kleine Orte in Frankreich, massiv das Grundwasser angezapft, wodurch Fischzuchten schließen müssen und neue Bauvorhaben nicht genehmigt werden können, da nicht genügend Trinkwasser für weitere Bewohner zur Verfügung steht. Das abgepackte Flaschenwasser wird dann in ganz Europa weiterverkauft. 11) BottledLife: Über den Film – Nestlé und das Wasser; veröffentlicht 2012 12) Handelsblatt: Warum Nestlé so unbeliebt ist; Artikel vom 05.10.19 13) Infosperber: Wie Nestlé und Co. mit der Ausbeutung von Wasser Profit machen; Artikel vom 21.08.22
Auf diese Vorwürfe reagieren die betroffenen Konzerne ähnlich: Jegliche Verantwortung für die Ausbeutung der regionalen Trinkwasservorkommen wird abgestritten. So behaupten beide Firmen verantwortungsvoll mit der Ressource umzugehen und nicht zu viel Wasser zu entnehmen. Diese Aussagen lassen sich jedoch kritisch hinterfragen, auch da ehemalige Mitarbeiter offen zugeben, dass trotz Sparaufrufen zu viel Wasser abgezapft wurde. 14) Infosperber: Wie Nestlé und Co. mit der Ausbeutung von Wasser Profit machen; Artikel vom 21.08.22
Gerade heute am Weltwassertag lohnt es sich, sich also einmal Gedanken zu machen, über die durchaus kritische Lage der weltweiten Trinkwasserversorgung. Die Knappheit liegt nämlich nicht nur an offensichtlichen Dingen wie dem Klimawandel, sondern auch an Konflikten und Bürgerkriegen in beispielsweise Afrika und den großen Konzernen der Industrienationen, die scheinbar bereit sind, eine ohnehin knappe Ressource auszubeuten.
Fußnoten und Quellen:
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