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Bild: "Soldaten warten auf Hubschrauber im Irak" © Jason Mark Schulz | Dreamstime.com [Royalty Free] - Dreamstime
„Operation Iraqi Freedom“ – die Folgen des illegalen Krieges sind bis heute zu spüren
Vor einer Woche, am 20.März 2023, war der 20. Jahrestag der U.S.-Invasion in den Irak. Unter Präsident George W. Bush marschierte die amerikanische Armee damals in das Land ein, um Staatschef Saddam Hussein und sein Regime zu stürzen. Zuvor hatte der US-Präsident dem irakischen Machthaber das Ultimatum gestellt, innerhalb von 48 Stunden sein Land zu verlassen. Nach dessen Ablauf eröffneten die USA mit Luftangriffen das Feuer auf die Hauptstadt Bagdad. Der Krieg endete schon im darauffolgendem Mai 2003, die amerikanische Besatzung allerdings erst 2011. Die schwerwiegenden Folgen sind noch heute im Land zu spüren. 1)lpb: Der Irak Krieg , stand März 2023 2)YouTube: Democracy Now!: Blood and Treasure: Documenting the Costs of Iraq War from Civilian Casualties to Trillions Spent , 17.03.2023
Bekannt ist, dass sich der Krieg infolge von Lügen aus amerikanischen Regierungskreisen ereignete. Die Vereinigten Staaten versuchten nämlich nach dem Terroranschlag vom 09. September 2001 nachzuweisen, dass der Irak über verbotene biologische und chemische Massenvernichtungswaffen verfüge. Auch das Vorhaben, Atombomben zu bauen, versuchten sie ihm unterzuschieben. So sollte eine Verbindung zu der Terrororganisation Al Qaida nachgewiesen werden. Die Geheimdienstinformationen, die diese Aussagen unterstützen sollten, waren allerdings gefälscht. Die Invasion der USA basierte also auf Lügen, die zusätzlich von vielen US-Medien gestützt wurden. 3)lpb: Der Irak Krieg , stand März 2023 4)Deutsche Welle: Irak-Krieg: Am Anfang stand die Lüge 09.04.2018 5)YouTube: Democracy Now!: War Made Easy: Norman Solomon on How Mainstream Media Helped Pave Way for U.S. Invasion of Iraq , 21.03.2023 6)YouTube: Democracy Now!: „Catastrophic“: Iraqi Writers Sinan Antoon & Feurat Alani Reflect on U.S. Invasion 20 Years Later , 20.03.2023
Der Krieg brachte viele Opfer. Die meisten Schätzungen gehen von 150.000 bis 500.000 Toten aus. Manche liegen auch deutlich darüber. Bei ihnen werden auch die Folgen der zerbombten Infrastruktur, vor allem das zerstörte Gesundheitswesen, berücksichtigt. Nach dem Abzug der letzten Truppen im Jahr 2011 war der angerichtete Schaden noch nicht vorbei. 7)Deutsche Welle: Irak-Krieg: Am Anfang stand die Lüge 09.04.2018 8)YouTube: Democracy Now!: Blood and Treasure: Documenting the Costs of Iraq War from Civilian Casualties to Trillions Spent , 17.03.2023
Nach dem Angriff von 2003 war außerdem eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft zu erkennen. Während zuvor die verschiedenen Religionen, also Schiiten, Sunniten und Christen friedlich nebeneinander in Bagdad lebten, vertieften sich nach dem Sturz von Saddam Hussein die Gräben. Vor allem zwischen Schiiten und Sunniten kam es vermehrt zu Machtkämpfen und Terroranschlägen, über das Land verteilt. Auch heute sind die Religionen auf die verschiedenen Stadtviertel der Hauptstadt verteilt, „gemischte“ Stadtquartiere gibt es kaum noch. Durch die „Operation Iraqi Freedom“ gelangten auch einige Waffen in das Land. Die USA brachten jede Menge Kriegswerkzeug auf ihren Einsatz mit, einiges davon gaben sie an sympathisierende Milizen aus. Laut einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums waren schon im Jahr 2007 rund 190.000 dieser Maschinengewehre und Pistolen nicht mehr auffindbar. Grundsätzlich ist der private Besitz von Waffen im Irak weit verbreitet. 9)Deutschlandfunk: 20 Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs – Welche Krisen den Irak heute blockieren , 20.03.2023
Die wahrscheinlich gravierendste Folge ist aber die Anzahl der Toten und Vertriebenen. Durch die Invasion der USA entstand im Irak der Islamische Staat. Vor dem Sturz von Hussein lebten die verschiedenen Glaubensgruppen friedlich nebeneinander und auch miteinander. Doch als die amerikanische Regierung die irakische Armee auflöste und die Partei Husseins als kriminell eingestuft wurde, wendete sich das Blatt. Da es von sunnitischer Seite als große Demütigung wahrgenommen wurde, nun auch einen schiitischen Machthaber im Land zu haben, formte sich Widerstand. Schiitischer Ministerpräsident Nuri al-Maliki, von 2006 bis 2014 an der Macht, wollte sich für die Jahrelange Unterdrückung von sunnitischer Seite rächen und enthob alle sunnitischen Politiker ihres Amtes. 2006 ging aus dem Untergrund die erste Form des IS, die terroristische Miliz „Islamischer Staat im Irak“ (ISI) hervor. Syrische Extremisten schlossen sich dieser 2011 an, die Gruppierung hieß nun „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (ISIS). Ab 2014 nannten sie sich „Islamischer Staat“ (IS) und weiteten sich auf mehrere Länder des nahen Osten aus. Wie viele Tote und Vertriebene es wegen dieser terroristischen Organisation gab, ist unklar, es wird allerdings davon ausgegangen, dass 650.000 bis 1,4 Millionen Menschen bis 2020 Flüchtlinge geblieben sind. Bis dahin waren etwa 4,7 Millionen Menschen auch wieder in ihr Land zurückgekehrt. Fast 1,2 Millionen Menschen leben immer noch als Binnenflüchtlinge im Irak. Jedes Jahr fliehen viele von ihnen immer noch ins Ausland, da sie keine Hoffnung in ihrem Land sehen. Allein in Deutschland gab es im Jahr 2022 über 16 Tausend Asylanträge von Irakern und Irakerinnen. Der IS hat mittlerweile viele besetzte Teile des Landes verloren, verursacht allerdings durch sporadische Terroranschläge auf Sicherheitskräfte weiterhin Schaden. Erst im Dezember 2022 wurden mehrere Polizisten bei einem Anschlag getötet. Auch die psychischen Folgen sind nicht zu unterschätzen. Bei vielen jungen Menschen aus der Bevölkerung liegen, nach einer Studie des „New York Times Magazine“, Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung vor. 10)Mediendienst Integration: Zahl der Flüchtlinge | Flucht & Asyl | Zahlen und Fakten , stand März 2023 11)Free21: Das Zerstörungswerk der USA im Irak und die Bildung des „Islamischen Staates“ , 07.03.2016 12)Watson Institute: Costs Of War , 21.09.2020
Vor allem bei eben dieser Generation, die bei den Angriffen von 2003 um die sechs Jahre alt war, ist die Frustration nun sehr groß. Ihr Heimatsland stolpert von einer Krise in die nächste und die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Einen Job zu finden, ist sehr schwierig, auch mit einer guten Ausbildung. Trotz der großen Erdölvorkommen geht die Förderung nur sehr langsam voran, Arbeitsplätze werden auch oft nicht an die Menschen aus der Bevölkerung, sondern an Arbeitende aus dem Ausland vergeben. Die Arbeitslosigkeit im Land ist hoch, gerade auch in Folge der Covid-19 Pandemie stieg sie im Jahr 2020 an, lag aber auch davor schon bei über 15 Prozent. Die Elite des Landes betrifft das wenig, sie bereichert sich durch Korruption. Leittragende sind nun also vor allem junge Iraker und Irakerinnen. 13)Tagesschau: 20 Jahre nach US-Invasion: Die Post-Saddam-Generation , 20.03.2023 14)Statista: Irak – Arbeitslosenquote bis 2024 , 10.01.2023 15)YouTube: Democracy Now!: „Catastrophic“: Iraqi Writers Sinan Antoon & Feurat Alani Reflect on U.S. Invasion 20 Years Later , 20.03.2023
Und es scheint als würden die Krisen, die den Irak treffen, kein Ende nehmen. Mit den Folgen der Klimakrise, also Wasserknappheit und Dürre, wird in den nächsten Jahren vermehrt gerechnet. Das Vertrauen in die USA ist nun weiterhin fast nicht vorhanden und trotz der menschenunwürdigen Operation der US-Regierung von 2003, wurde noch niemand für diese Übeltaten zur Rechenschaft gezogen. 16)Tagesschau: 20 Jahre nach US-Invasion: Die Post-Saddam-Generation , 20.03.2023 17)Tagesschau: US-Angriff auf den Irak 2003: Als Amerika das Vertrauen verlor , 19.03.2023 18)Deutschlandfunk: 20 Jahre nach Beginn des Irak-Kriegs – Welche Krisen den Irak heute blockieren , 20.03.2023
Fußnoten und Quellen:
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