![Auch 2011 war Somalia von einer schweren Hungerkrise getroffen. | Bild: "Somalia Hunger Refugee Camp" © Sadık Güleç [Royalty Free] - Dreamstime.com Auch 2011 war Somalia von einer schweren Hungerkrise getroffen. | Bild: "Somalia Hunger Refugee Camp" © Sadık Güleç [Royalty Free] - Dreamstime.com](https://www.fluchtgrund.de/files/2023/02/dreamstime_m_21146601-713x513.jpg)
Auch 2011 war Somalia von einer schweren Hungerkrise getroffen. | Bild: "Somalia Hunger Refugee Camp" © Sadık Güleç [Royalty Free] - Dreamstime.com
Somalia: Warum die internationale Gemeinschaft hier in der Pflicht steht
Somalia am Horn von Afrika erlebt zurzeit eine der schlimmsten Dürren in seiner Geschichte. 6,3 bis 6,7 Millionen Somalis, je nachdem welche Quelle man heranzieht, also fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung, leiden unter Hunger. Dazu kommen die politischen Konflikte, die den Staat seit Jahrzehnten plagen. Die Terrormiliz al-Shabaab versucht noch immer, das Land gewaltsam unter Kontrolle zu bringen. Die Menschen, die in den von der Organisation kontrollierten Gebieten leben, müssen hohe Steuern zahlen und leben unter ständiger Angst. Die internationale Gemeinschaft hatte ihren Anteil an der katastrophalen Lage, und nun kommt zu wenig Hilfe für die leidende Bevölkerung. 1) EPO: CARE warnt: Somalia weiterhin von Hungersnot bedroht; Artikel vom 01.02.23 2) Brookings: Somalia’s challenges in 2023; Artikel vom 27.01.23
Während des kalten Kriegs unterstützte die USA die damalige somalische Regierung unter der Führung des diktatorischen Präsidenten Mohamed Siad Barre. Amerika nutzte das Land als Gegengewicht zu Äthiopien, das unter dem Einfluss der Sowjets stand. Barre herrschte mit eiserner Hand: Er nutzte das „teile-und-herrsche-Verfahren“, um die Clans im Land zu kontrollieren; die Opposition wurde brutal unterdrückt und die Regierung war äußerst unbeliebt. Natürlich wussten die Vereinigten Staaten, was in Somalia passiert, jedoch wurde all das ignoriert, da sich Siad Barre kooperativ mit den USA gezeigt hatte. Mit dem Fall des Ostblocks sahen die Amerikaner keinen nutzen mehr in Somalia und beendeten die Zusammenarbeit mit dem Staat, militärisch und wirtschaftlich. Kurz darauf im Jahr 1991 begann der somalische Bürgerkrieg, der bis heute andauert, und Barre musste das Land verlassen. Seitdem befindet sich Somalia in einem Zustand des Chaos. Rivalisierende Warlords kämpfen gegeneinander und gegen islamistische Bewegungen. Dem Staat fehlt es an einer starken Regierung, die politische und wirtschaftliche Stabilität erhält. Die USA greifen, auch mithilfe multinationaler Koalitionen immer wieder von außen in das Land ein und unterstützen Warlords im Rahmen ihres sogenannten War on Terror, die ihre kontrollierten Gebiete meist mit brutalen Methoden beherrschen. Viele Unschuldige sterben in den Kämpfen oder werden durch amerikanische Luftangriffe getötet. 3) Jacobin: The US Helped Destroy Modern Somalia; Artikel vom 21.11.22 4) Tagesspiegel: Nach Drohnenangriff auf Al-Qaida-Führer in Kabul: As-Sawahiris Tötung ist kein Erfolg, den es zu feiern gilt; Artikel vom 06.08.22
Mit einer Küstenlänge von 3.400 Kilometer hat Somalia ein reiches Fischvorkommen, mit dem es zumindest einen Teil des Hungerproblems bekämpft werden könnte. Jedoch ist selbst das nicht möglich, denn andere Länder fischen die See am Horn von Afrika leer. Der Iran beispielsweise fischt im großen Stil illegal vor Somalia. 2019 und 2020 waren 192 iranische Schiffe daran beteiligt und auch mehr als ein Dutzend anderer Länder betreibt hier illegalen Fischfang. China hat 30 lizensierte Schiffe, die vor Somalia ihr Geschäft durchführen, aber auch bei den Chinesen kommt es häufig zu illegalen Operationen. Die somalischen Fischer sind meist einfache Leute mit kleinen Fischerbooten und sie können mit den gigantischen Schiffen der anderen Länder nicht mithalten. Ihnen fehlt die Existenzgrundlage, und oft steigen die Fischer daraufhin auf Piraterie um. 5) defenceWeb: Maritime threats converge in Somalia; Artikel vom 16.09.21
Nun ist Somalia ein Paradebeispiel für einen „failed state“. Die Bevölkerung ist auf Hilfe von außen angewiesen, doch davon kommt leider viel zu wenig. Zwar haben die USA Unterstützung von im Wert von 500 Millionen US-Dollar versprochen. Doch wenn man überlegt, dass die UN davon ausgeht, dass das Land etwa 1,5 Milliarden US-Dollar braucht, handelt es sich hierbei nur um ein kleines Pflaster, das eine riesige Fleischwunde bedecken soll. Dies reicht einfach nicht aus. 6) TRTWORLD: Why US is a factor in pushing Somalia toward another famine; Artikel vom 29.11.22
Die Industriestaaten tragen zu einem großen Teil zum Klimawandel bei und das Horn von Afrika muss jetzt schon darunter leiden. Die Dürre macht Teile des Landes fast unbewohnbar, Fischer haben es durch die große internationale Konkurrenz schwer, sich über Wasser zu halten und das Land ist politisch aufgebrochen. Die internationale Gemeinschaft hat die Pflicht, Somalia adäquat zu helfen. Es muss mehr Aufmerksamkeit für die Situation geschaffen werden, um eine friedliche Zukunft für die leidenden Menschen zu ermöglichen. Aufgrund der aktuellen Lage sind über eine Millionen aus ihrer Heimat vertrieben worden, und insgesamt sind über die letzten Jahrzehnte etwa 2,65 Millionen Menschen geflüchtet. 7) TRTWORLD: Why US is a factor in pushing Somalia toward another famine; Artikel vom 29.11.22 8) IOM: Displacement Tracking Matrix (DTM): Somalia; Seite zuletzt aufgerufen am 02.02.23
Fußnoten und Quellen:
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