![(Symbolbild) Am Mittwoch Morgen übernahm das Militär die Macht in Gabun, setzte den Präsidenten ab und löste alle Institutionen des Staates auf. | Bild: "Democratic Republic of the Congo Kivu conflict" © Antonella865 [Royalty Free] - dreamstime.com (Symbolbild) Am Mittwoch Morgen übernahm das Militär die Macht in Gabun, setzte den Präsidenten ab und löste alle Institutionen des Staates auf. | Bild: "Democratic Republic of the Congo Kivu conflict" © Antonella865 [Royalty Free] - dreamstime.com](https://www.fluchtgrund.de/files/2022/11/KivuXOstkongo-scaled-713x475.jpg)
(Symbolbild) Am Mittwoch Morgen übernahm das Militär die Macht in Gabun, setzte den Präsidenten ab und löste alle Institutionen des Staates auf. | Bild: "Democratic Republic of the Congo Kivu conflict" © Antonella865 [Royalty Free] - dreamstime.com
Rohstoffhunger führt immer wieder zu Krieg in der Demokratischen Republik Kongo
In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) kommt es wieder zu Krieg. Die sogenannte M23-Miliz startete erst am 20. Oktober wieder eine Offensive. Zwischenzeitlich kehrte kurzfristig Ruhe ein, bis es am 11. November wieder zu Kämpfen in der Region Nord-Kivu kam. Die Rebellengruppe erlangte in letzter Zeit eine Reihe von Siegen gegen die kongolesische Armee. Im Juni beispielsweise nahmen sie die strategisch wichtige Stadt Bunagana an der ugandischen Grenze ein. In der wichtigen Handelsstadt Goma kam es zu heftigen Kämpfen zwischen den Rebellen und der kongolesischen Armee, die zur kurzfristigen Unterbrechung der Stromversorgung für eine Million Menschen führte.
Doch die Rebellengruppe destabilisiert nicht nur heute das Land. In der Vergangenheit eroberte sie weite Teile der konfliktgeplagten DRK. Die M23 ist eine mehrheitlich kongolesische Gruppe des Stamms der Tutsi. Sie wurde 2012 bedeutsam und nahm damals die Stadt Goma im Ostkongo ein. Nach ihrer darauffolgenden Vertreibung war bis 2021 nichts mehr von ihr zu hören. Dann griff sie wieder an, unter anderem weil die Demokratische Republik Kongo (DRK) ihr Versprechen, die Rebellengruppe in die Armee zu integrieren, nicht einhielt. Die jetzigen Kämpfe fanden vor allem in der Provinz Nord-Kivu statt und hatten desaströse Folgen. So schätzt das Amt für humanitäre Hilfe der Vereinten Nationen (OCHA), dass durch sie in Nord-Kivu 188.000 Menschen vertrieben wurden. Die Vertriebenen müssen nun in behelfsmäßigen Lagern schlafen und haben kaum etwas zu essen. Die Lager sind völlig überfüllt und schützen nicht vor den häufigen Regenschauern. Weil Planen fehlen, müssen viele im Freien schlafen. Außerdem droht aufgrund fehlenden, sauberen Wassers eine Cholera-Epidemie. Weitere 60.000 Menschen harren hinter der Frontlinie aus und benötigen nun dringend einen humanitären Korridor, um in Sicherheit gebracht zu werden, da die Kämpfe näher an sie heranrücken. Aber aufgrund der unsicheren Lage wird die Bereitstellung von humanitärer Hilfe zusätzlich erschwert. 1)Al Jazeera: Thousands displaced as M23 rebels near key DRC city of Goma; 15.11.2022 2)UN News: Mass displacements in eastern DR Congo threaten young lives; 7.11.2022 3)France 24: Kenyan peacekeepers arrive in DR Congo’s volatile North Kivu province; 12.11.2022 4)Al Jazeera: DR Congo: Kenyan peacekeepers arrive in North Kivu; 12.11.2022
Der Ostkongo ist eine sehr instabile Region. Es gibt etwa 120 bewaffnete Gruppen, von denen viele ein Erbe der regionalen Kriege sind, die um die Jahrhundertwende ausbrachen. Diese können als die Folge des ruandischen Völkermords 1994 begriffen werden. Damals ermordete der Volksstamm der Hutu um die 100.000 Tutsi. Deswegen flohen viele Tutsi in den Kongo. Diese waren wiederum in Form der M23-Miliz an den zahlreichen Einfällen der von Tutsi dominierten ruandischen Regierungstruppen in den Ostkongo beteiligt. Deshalb ist die M23 sowohl unter den Kongolesen als auch unter den Hutu-Flüchtlingen aus Ruanda verhasst. Die durch den ruandischen Völkermord verursachten Unruhen im Kongo hatten fatale Folgen. Sie führten zu bis heute mehr als 6 Millionen Todesopfern sowie 4,5 Millionen Menschen, die ihr Zuhause verloren. 5)Al Jazeera: DR Congo: Kenyan peacekeepers arrive in North Kivu; 12.11.2022
Der Zugang zu Rohstoffen spielt sowohl in diesem Konflikt als auch schon in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle. Dies liegt daran, dass die Demokratische Republik Kongo über förderbare Rohstoffe im Wert von 24 Billionen Dollar verfügt. So besitzt das Land über 80 Prozent der bekannten Koltanreserven. Diese Rohstoffe sind für die Digitalisierung als auch die Energiewende entscheidend. In den letzten Jahrzehnten kam es deshalb immer wieder zu Kriegen um diese Rohstoffe. Der damalige Krieg in der DRK wurde von der UN im Kern als ein Krieg um Zugang, Handel und Kontrolle der fünf wichtigen Rohstoffe Diamanten, Gold, Kupfer und Koltan beschrieben. Der UN-Sicherheitsrat warf Ruanda und Uganda vor den Krieg ausnutzen, um das Land seiner Bodenschätze zu berauben. Der daraus erwachsende Gewinn finanziere wiederum die Rebellen, die so ihre Macht beibehalten können. Aber auch westliche Staaten und Unternehmen mischten mit. So waren mehr als 20 europäische Unternehmen, vor allem aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden beteiligt und die Hauptsponsoren Ruandas und Ugandas waren Deutschland, die USA, Großbritannien und Dänemark. Auch für den jetzigen Konflikt sind Rohstoffe wichtig. So sprach der kongolesische Präsident im Oktober vom räuberischen Willen seiner Nachbarn und der kongolesische Oppositionspolitiker Martin Madidi Fayulu warf Ruanda vor die M23-Rebellen zu unterstützen, um an Bodenschätze zu kommen. Diese Einschätzung ist vermutlich richtig. Unter den wertvollen Rohstoffen spielt Gold eine große Rolle. Im Ostkongo liegt in einem Bergbaugürtel entlang der Grenze zu Ruanda und Uganda sehr viel Gold, welches zu 90 Prozent in Staaten wie Ruanda und Uganda geschmuggelt wird. Auch Coltan ist wichtig. Die Minen in Nord-Kivu werden von kriminellen Netzwerken kontrolliert und einiges des Rohstoffs wird nach Ruanda geschmuggelt. Es zeigt sich also, dass eine Hauptursache für die Kämpfe Rohstoffe sind, welche dem Kongo gestohlen werden. Die hohe Nachfrage nach diesen, insbesondere die der Industriestaaten, ist deswegen ein wichtiger Grund für die Kriege. 6)DW: Oppositionsführer Fayulu : „Der Kongo wird allein gelassen!“; 13.11.2022 7)Telepolis: US-Strategiepapier: Der Wettlauf ums ressourcenreiche Afrika; 17.10.20228)FT: How the DRC became the battleground of a proxy war over precious resources; 27.10.2022 9)Frankfurter Rundschau: Vereint gegen Rebellengruppen; 7.11.2022
Aufgrund des Rohstoffreichtums der DRK werden daher vermutlich in Zukunft die heftigen Konflikte leider nicht beendet und befriedet werden können. Dies erwies sich auch in der Vergangenheit schon als schwierig. Es wurde eine 20.000 Soldaten starke UN-Friedenstruppe entsandt, die aber scheiterte die Region zu stabilisieren. Angesichts dieser Größe erscheint die jetzige Mission der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) als wenig erfolgsversprechend. Die EAC stellte jüngst eine Eingreiftruppe aus burundischen, ugandischen, südsudanesischen und kenianischen Soldaten. Kenia, das zwar die Mehrheit der Soldaten bereitstellt, entsandte aber nur 1.000 Soldaten. Solch eine Anzahl ist gering angesichts der großen von bewaffneten Gruppen besetzten Teile des Ostkongos. Deswegen bleibt es auch fraglich, ob diese Mission Erfolg haben wird. Dies liegt auch daran, dass selbst wenn die M23-Rebellen tatsächlich besiegt werden sollten, was fraglich ist, noch viele weitere Rebellengruppen bleiben. 10)Al Jazeera: Thousands displaced as M23 rebels near key DRC city of Goma; 15.11.2022 11)Al Jazeera: DR Congo: Kenyan peacekeepers arrive in North Kivu; 12.11.2022 12)Frankfurter Rundschau: Vereint gegen Rebellengruppen; 7.11.2022
Fußnoten und Quellen:
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