![Das EACOP-Projekt in Uganda und Tansania wird schnell klimaschädliche Auswirkungen mit sich führen. | Bild: "Construction site of oil pipeline" © Milos Peric [Roylaty Free] - dreamstime.com Bau einer Pipeline Das EACOP-Projekt in Uganda und Tansania wird schnell klimaschädliche Auswirkungen mit sich führen. | Bild: "Construction site of oil pipeline" © Milos Peric [Roylaty Free] - dreamstime.com](https://www.fluchtgrund.de/files/2022/11/dreamstime_l_107415034-scaled-713x475.jpg)
Das EACOP-Projekt in Uganda und Tansania wird schnell klimaschädliche Auswirkungen mit sich führen. | Bild: "Construction site of oil pipeline" © Milos Peric [Roylaty Free] - dreamstime.com
Das EACOP-Projekt in Uganda – die längste Pipeline der Welt wird zum Fluchtgrund werden
Eine Ölpipeline – 1443 Kilometer lang, auf 50 Grad erhitzt, durch Naturschutzgebiete, Wälder und Savannen. Die EU kritisiert dieses umweltschädliche Projekt und verabschiedete Mitte September eine Resolution, mit der die internationale Gemeinschaft aufgefordert wird, den Bau der Pipeline zu stoppen. Tatsächlich sehr zum Ärgernis des ugandischen Präsidenten. Er und einige afrikanische Anwälte meinen, dass der Kontinent ebenfalls das Recht dazu habe, sich mit Hilfe der Rohstoffquellen zu entwickeln – ebenso, wie es die reichen Nationen für hunderte von Jahren gemacht haben. Ein Stück weit natürlich verständlich, wenn man bedenkt, dass ganz Afrika nur drei Prozent mit schädlichen Gasen zum Klimawandel beigetragen hat – EU Länder dagegen 17 Prozent. Die Rohre der öltransportierenden Schlange werden vom Westen Ugandas aus, am Viktoriasee vorbei, durch Tansania bis an den Indischen Ozean führen. Von dort bringen Tankerschiffe das schwarze Gold auf den Weltmarkt. Das Projekt EACOP (east african crude oil pipeline) soll das Potential von Ostafrika freisetzen – so beschreibt es die dafür angelegte Website. Doch welche Probleme dahinter stecken, lässt sich nur zwischen den Zeilen herauslesen. 1)eacop: Unlocking East Africa’s Potential , stand November 2022 2)bbc: Cop 27: Uganda-Tanzania oil pipeline sparks climate row , 24.10.2022 3)Heinrich Böll Stiftung: Öl-Pipeline EACOP: Uganda, Tansania und Total Energies wollen umstrittenes Mega-Projekt starten , 19.09.2022
Die Ölförderung bringt dem ugandischem und dem tansanischem Staat hohe Gewinne – höhere allerdings einem französischen Multi-Energie Unternehmen und einem chinesischen Mineralöl- und Erdgasunternehmen. Nur jeweils 15 Prozent liegen bei den beiden afrikanischen Ländern, dagegen 62 Prozent bei dem französichen Unternehmen und acht Prozent bei dem chinesischen. Für die Gewinnung des Rohstoffes sollen entlang der Strecke neue Straßen, Brücken und ein internationaler Flughafen entstehen. Für diese Vorhaben begradigen Baumaschinen nun riesige Flächen, auf denen auch Raffinerien entstehen sollen. Für den gesamten Bau wird ein Zeitraum von mindestens 25 Jahren prognostiziert. Die ländlichen Regionen, durch welche die Pipeline führen soll, werden sich also drastisch verändern bzw. zerstört. Viele Menschen und Tiere mussten aus ihrem Lebensraum fliehen. 4)arte: Das System Total – Anatomie eines Energiekonzerns , nicht mehr verfügbar 5)Heinrich Böll Stiftung: Öl-Pipeline EACOP: Uganda, Tansania und Total Energies wollen umstrittenes Mega-Projekt starten , 19.09.2022 6)bbc: Cop 27: Uganda-Tanzania oil pipeline sparks climate row , 24.10.2022
Für dieses Vorhaben ist das Gebiet am Viktoriasee zu einer „verbotenen Zone“ geworden. Journalisten und Journalistinnen wurden nach Näherung an das Ölfeld verhaftet, Gruppierungen aus Europa, die die Einhaltung von Menschenrechten überprüfen wollten, wurden herauskomplimentiert. Auch die Bewohner vor Ort stehen unter großem Druck: Zehntausende Grundstücksbesitzer wurden enteignet, um genügend Platz für die Ölförderung zu schaffen. Die Landwirte müssen einem riesigen Industriegebiet weichen. Wer sich gegen diese Enteignung wehrt, ist ständigen Repressionen durch die ugandische Polizei ausgesetzt, denn die Regierung und die Unternehmen versuchen kritische Stimmen zu unterbinden. Das Gebiet sollte eigentlich in mehreren Abschnitten geräumt werden; ein Energiekonzern gestattete der Bevölkerung allerdings nur eine kurze Frist, weswegen die Gemeinden nun mit dieser Aufgabe konfrontiert und überfordert sind. 7)arte: Das System Total – Anatomie eines Energiekonzerns , nicht mehr verfügbar 8)bbc: Cop 27: Uganda-Tanzania oil pipeline sparks climate row , 24.10.2022
Grundsätzlich hatten in dieser Region viele Menschen das Projekt mit großer Hoffnung erwartet. Durch die Förderung von Öl sollen neue Arbeitsplätze entstehen und die Infrastruktur ausgeweitet werden. Auch die gewonnene Energie kann einem der ärmsten Länder der Welt (Uganda) eine rasante Entwicklung ermöglichen und das mit einer stabilen und starken Wirtschaft. Die Realität sieht nun etwas anders aus. Die Pipeline wird vor Ort für eine erhebliche Umwelt-, vor allem für eine Luftverschmutzung sorgen. Auch die Armut wird weiter steigen, da das gewonnene Geld zur Regierung und nicht in die Region fließt. Auch die Entschädigungszahlungen, welche die Unternehmen an Tausende in der Region zahlen wollte, sind nur mangelhaft oder gar nicht angekommen. Es besteht zudem das Risiko, dass sich die Arbeitslosigkeit erhöhen wird, da nun viele, durch den Verlust ihres Landes, ihren Beruf als Landwirt oder Landwirtin aufgeben mussten. Ob die Fischerei, mit der nun einige um den Viktoria See angefangen haben, als Lebensgrundlage reicht, bleibt offen. Außerdem wird die Pipeline entlang eines Gebietes verlaufen, das aufgrund seiner Plattentektonik als Erdbeben-Risikogebiet gilt. Das kann dazu führen, dass Löcher oder Risse in der Pipeline entstehen und Öl in den See, oder in andere Gewässer ausläuft. Damit wäre die Fischerei auch nicht mehr möglich und Teile des Trinkwassers würden verseucht werden, was mindestens vier Millionen Menschen beeinträchtigen würde. Krankheiten, vor allem Asthma, werden weiter ansteigen, und zuletzt wird das auch die Lebenserwartung senken, die momentan bei etwa 64 Jahren liegt. 9)arte: Das System Total – Anatomie eines Energiekonzerns , nicht mehr verfügbar 10)Heinrich Böll Stiftung: Öl-Pipeline EACOP: Uganda, Tansania und Total Energies wollen umstrittenes Mega-Projekt starten , 19.09.2022 11)rfi: Uganda-Tanzania oil pipeline project a ‚carbon bomb‘, analysis shows , 06.11.2022
Der französische Konzern gibt aber weiterhin an, dass dieses Projekt unter Einhaltung der Menschenrechte stattfindet und den wachsenden Energiebedarf, der wegen einer wachsenden Bevölkerung entsteht, decken wird. Außerdem sei sich das Unternehmen auch der Klimaentwicklung bewusst, weswegen die Auswirkungen auf die Natur in der Region so gering wie möglich gehalten werden sollen – Entschädigungen werden wenn nötig gezahlt.
Es ist schön, dass sich einer der fünf größten Energieförderer der Welt versucht für eine nachhaltige und auf Menschenrechten basierende Entwicklung einzusetzen. Das ist auch nötig, wenn man in zehn Jahren zu den fünf größten klimafreundlichen Produzenten von erneuerbarer Energie gehören möchte und Prognosen davon ausgehen, dass die Gas- und Ölförderung durch das Unternehmen trotzdem weiterhin steigt. Neue Daten zeigen nun, dass die Pipeline doch umweltschädlicher ist, als sich der Konzern wohl erhofft hatte. 379 Millionen Tonnen CO2 sollen innerhalb von 25 Jahren freigesetzt werden, so das CAI (Climate Accountability Institute). Dass der von CAI berechnete Wert um einiges höher ist als der von dem Projekt angegebene, liegt daran, dass der Bericht teilweise Emissionen wie den Transport des Öls aus der Pipeline bis auf den Weltmarkt, nicht mit einberechnet hatte. 12)rfi: Uganda-Tanzania oil pipeline project a ‚carbon bomb‘, analysis shows , 06.11.2022 13)arte: Das System Total – Anatomie eines Energiekonzerns , nicht mehr verfügbar
Das eacop-Projekt vertreibt also nicht nur Tiere aus ihrem natürlichen Lebensraum. Auch Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Bis jetzt waren es etwa sieben Tausend. Dieses umweltschädigende Vorhaben wird ebenfalls den Klimawandel weiter vorantreiben, weswegen in wenigen Jahren wohl auch Dürren oder Überschwemmungen Gründe für die Flucht aus dieser Region sein werden. 14)Heinrich Böll Stiftung: Öl-Pipeline EACOP: Uganda, Tansania und Total Energies wollen umstrittenes Mega-Projekt starten , 19.09.2022
Fußnoten und Quellen:
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