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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Immer mehr Binnenflüchtlinge
Seit Jahren lassen die Bilder die Öffentlichkeit nicht los. Sie sind omnipräsent, in Fernsehen, Zeitung und sozialen Medien: Abbildungen von Menschen, die mit nur den nötigsten Besitztümern und, wenn sie Glück haben, ihrer Familie, auf Bahngleisen oder durch enge Bergpässe wandern, auf der Flucht aus der Heimat. Doch so gerne diese Bilder hier als Symbol für die Fluchtwelle nach Europa genutzt werden: Ein Großteil der weltweit Flüchtenden wird nicht dort aufgenommen. 9 von 10 Flüchtlingen finden entweder Asyl in Entwicklungsländern oder sie suchen Zuflucht in einer anderen Region ihres Heimatlandes. Besonders die Zahl letzterer – der sogenannten Binnenflüchtlinge – hat 2021 einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM) nach stark zugenommen. 1)Welthungerhilfe.de: POSITIONEN ZUR FLÜCHTLINGSPOLITIK; Artikel vom 18.06.2020 2) tagesschau: Jahresbericht zu Migration – Binnenflucht nimmt weltweit deutlich zu; Artikel nicht mehr verfügbar
Um das Phänomen ein wenig genauer zu erklären: Binnenflüchtlinge sind Menschen, die ihren Heimatort verlassen und in eine andere Gegend des Landes auswandern, von der sie sich zunächst Sicherheit versprechen. Die Hauptursache hierfür sind Konflikte, meist landesintern, aber auch Folgen des Klimawandels (z.B. Dürren), Hungersnöte oder schlicht und einfach fehlende Zukunfts- und Arbeitsperspektiven. Die Fliehenden sind oft die schwächsten oder die am meisten benachteiligten Teilnehmer an den Konflikten. Sie fliehen in der Hoffnung, möglichst bald in ihre Heimat zurückkehren zu können. Viele haben aber auch schlicht und einfach keine Möglichkeit, ihr Land zu verlassen, da sie in anderen Staaten nicht aufgenommen werden. Die Reisebeschränkungen durch die Covid19-Pandemie haben dieses Problem weiter verstärkt. Hilfsorganisationen, deren Mission es ist, Bedürftigen die Flucht und das Leben nach der Flucht zu erleichtern, sehen das Schicksal von Binnenflüchtlingen oft nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich. Auch die Hilfsorganisationen vor Ort stehen vor einigen Problemen: Viele von ihnen sind vernachlässigt. Je besser diese Hilfsangebote aber aussehen, desto schwerer wird es auch für Flüchtlinge, Asyl in einem anderen Land zu suchen. 3)Planet Wissen: Binnenflüchtlinge – Vertriebene im eigenen Land; Artikel vom 28.04.2020
Somit stehen auch mögliche Aufnahmestaaten mit der Binnenflucht vor einer Herausforderung. Gegen die Fluchtursachen vorzugehen, ist als außenstehendes Land nicht einfach, besonders wenn es sich bei der Fluchtursache um interne Konflikte handelt. Hier können Staaten oft nur schwer bis gar nicht einschreiten – und wenn sie es doch tun, eskalieren die Konflikte oft erst recht. Das zeigt sich besonders am Beispiel von Afghanistan. Hier waren jahrelang ausländische Truppen stationiert, um gegen die Taliban und den islamistischen Terror im Land vorzugehen. Diese sorgten oft für zusätzliche Konflikte, und bevor sich ernsthafte Besserungen zeigen konnten, zogen die Truppen ab und überließen das Land den Taliban. Aber auch die Aufnahme der Flüchtenden stellt immer und immer wieder eine Kontroverse dar – besonders in den EU-Staaten. Zwischen mangelndem Einsatz für eine bessere Lage der Fluchtländer und einer mangelnden Aufnahmebereitschaft bieten also vor allem diese Staaten nur eine geringe Hilfeleistung. Das zeigt auch die Statistik: 90 Prozent aller Flüchtlinge werden im eigenen Land oder anderen Entwicklungsländern aufgenommen. 4)Planet Wissen: Binnenflüchtlinge – Vertriebene im eigenen Land; Artikel vom 28.04.2020 5)Welthungerhilfe.de: POSITIONEN ZUR FLÜCHTLINGSPOLITIK; Artikel vom 18.06.2020
Was ist also die Aufgabe des globalen Westens, insbesondere der EU? Die Welthungerhilfe hat hierzu konkrete Forderungen formuliert. Zusammengefasst: Grenzschließungen sind nicht das Mittel zum Zweck. Sie verringern nicht die Anzahl der Flüchtenden, stattdessen erschweren sie ihnen nur die Suche nach Asyl und schaffen so freie Bahn für illegale Schmuggler. Die Bedingungen, unter denen diese Schmuggler arbeiten, dürften Einigen bekannt sein: Wer regelmäßig die Nachrichten verfolgt, hört auch immer wieder von Menschen, die auf ihrem illegalen Fluchtweg zu Dutzenden im Mittelmeer ertrinken. Will die EU etwas gegen diese zunehmenden Fluchtbewegungen tun, muss sie einerseits Unterstützung leisten, sowohl an die Herkunftsländer als auch an die Aufnahmeländer, welche oft die Nachbarländer sind. Ein nächster wichtiger Schritt ist eine einheitliche und tragfähige Migrationspolitik, die auch den Prozess der Aufnahme und Integration erleichtern muss – so wird den illegalen Schleppern die Arbeit deutlich erschwert. Letztendlich ist die Flucht aber nur ein Symptom, das behandelt wird. Um das eigentliche Problem zu lösen, muss es an der Wurzel gegriffen werden: Die Fluchtgründe. Die EU muss sich den Problemen anderer Länder wie Hungersnöte, Krieg und Konflikt und Armut stellen, um Flüchtlingsströme effektiv stoppen zu können. 6)Welthungerhilfe.de: POSITIONEN ZUR FLÜCHTLINGSPOLITIK; Artikel vom 18.06.2020
Fußnoten und Quellen:
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