![Fluten werden immer häufiger, hier eine Überschwemmung in Pakistan | Bild: "Flooding in Punjab Province, Pakistan" © United Nations Photo [CC BY-NC-ND 2.0] - flickr Überflutetes Wohngebiet Fluten werden immer häufiger, hier eine Überschwemmung in Pakistan | Bild: "Flooding in Punjab Province, Pakistan" © United Nations Photo [CC BY-NC-ND 2.0] - flickr](https://www.fluchtgrund.de/files/2019/10/PakistanXFlut-713x475.jpg)
Fluten werden immer häufiger, hier eine Überschwemmung in Pakistan | Bild: "Flooding in Punjab Province, Pakistan" © United Nations Photo [CC BY-NC-ND 2.0] - flickr
Wasserextreme – Fluten und Dürren werden immer häufiger
Wasser gilt zu Recht als das Lebenselixier. Das ändert sich aber drastisch, sobald zu viel oder zu wenig davon vorhanden ist. Laut einer Studie der UN-Organisation World Meteorological Organization, die kürzlich veröffentlicht wurde, wird dies in Zukunft durch den Klimawandel immer öfter der Fall sein. Diese Entwicklung war auch schon in den letzten 20 Jahren deutlich erkennbar. Zwischen 2000 und 2019 gab es erheblich mehr registrierte Flut- bzw. Dürreereignisse im Vergleich zu den 20 Jahren davor. Zudem sank die Größe der vorhandenen Süßwasserreserven ständig, auch abseits der Pole. Wenn man die Jahre 1970-2019 betrachtet, kosteten Dürren über 700.000 Menschen ihr Leben, vorwiegend in Afrika. Überschwemmungen töteten im selben Zeitraum „nur“ ca. 322.000, verursachten aber deutlich größeren wirtschaftlichen Schaden. Sie traten hauptsächlich in Asien auf. Selbst in Deutschland konnte man die Extreme in den letzten Jahren beobachten: Sowohl Bilder von ausgetrockneten Feldern und Wälder, als auch die katastrophalen Fluten werden den Meisten noch im Gedächtnis sein. Und doch sind diese schockierenden Bilder nur die Spitze des Eisbergs. Wenn man in den globalen Süden bzw. in die Zukunft schaut, droht Wasser noch viel größere Katastrophen zu verursachen, da sein Auftreten immer ungleicher verteilt wird. 1)WMO: 2021 State of climate services, Water; Bericht 2021
Flüsse treten über die Ufer
Das eine dabei entstehende Extrem sind Fluten, welche besonders an Flüssen auftreten. Die Auswirkungen sind vielfältig. Da sind einerseits die ganz direkten Auswirkungen, z.B. dass Menschen in den Fluten umkommen und Wohnraum zerstört wird. Aber auch nach dem Abfluss der Wassermassen werfen Fluten Probleme auf: Da gerade an Flüssen oft die einzigen fruchtbaren Gebiete einer ganzen Region liegen, werden häufig nennenswerte Teile der Ernten vernichtet. Auch viele Viehbestände sowie Nahrungsmittel fallen den Fluten zum Opfer. Der daraus folgende Hunger treibt viele in die Flucht. Menschliches Leiden wird auch erzeugt, indem das Trinkwasser verschmutzt wird. Daraus ergeben sich katastrophale hygienische Zustände, wodurch sich Krankheiten wie Cholera schnell ausbreiten können. Langfristig können Fluten zwar durch die Düngung des Bodens auch positive Auswirkungen haben, sie schädigen aber auch massiv die Wirtschaft eines Landes, da die oft schon spärliche Infrastruktur zerstört wird. 2)Office of the Queensland Chief Scientist: What are the consequences of floods?; Stand 21.10.21 3)Positive Negative Impact: Flooding; Artikel vom 12.10.18 4)ESchoolToday: Effects of flooding; Stand 21.10.21
Meeresspiegel steigt
Aber auch an den Weltmeeren werden Menschen durch den Anstieg des Meeresspiegels in Zukunft immer häufiger Probleme bekommen. Plakativ wird hier gerne von Inseln gesprochen, die komplett im Meer versinken. Das ist tatsächlich ein reales Problem, das auch heute schon Menschen zur Flucht zwingt. Und doch ist dieses Leiden zahlenmäßig schon fast vernachlässigbar, wenn man die Küstenregionen der Kontinente betrachtet. Diese werden in Zukunft nämlich auch versinken bzw. so oft überschwemmt sein, dass ein Leben dort nicht mehr möglich ist. Überschwemmungen traten zwar auch hier schon immer auf, werden aber auch häufiger werden, da Stürme immer öfter und gewaltsamer die Küsten treffen werden – ebenfalls befeuert durch den Klimawandel. Die Auswirkungen dieser Fluten sind ähnlich zerstörerisch wie eben beschrieben, nur dass Meerwasser dem Boden eher noch schadet, als ihn zu düngen. 5)NRDC: Flooding and Climate Change: Everything You Need to Know; Artikel vom 10.4.19 6)Quarks: Was passiert, wenn der Meeresspiegel steigt?; Artikel vom 11.8.21
Menschen kämpfen gegen die Fluten
Fluten nur in diese zwei Kategorien einzuteilen, wäre stark vereinfachend, da sie teils sehr komplexe Phänomene darstellen. Es gibt zum Beispiel auch nur durch Regen verursachte Fluten oder eine Kombination aus mehreren Typen. Diese sind dann meist besonders gravierend. Besonders schwere Auswirkungen haben Fluten auch dann, wenn die Menschen nicht ausreichend im Voraus informiert sind. Um das gewährleisten zu können, braucht es große und gut ausgestattete meteorologische und hydrologische Institutionen sowie funktionierende Warnsysteme für die Bevölkerung. Im globalen Süden existiert diese Infrastruktur meist nicht. Entsprechend verheerend sind dann auch die Auswirkungen. Das liegt auch daran, dass dort für Präventions- und Schutzmaßnahmen ebenfalls kein Geld vorhanden ist. In Industrieländern beispielsweise werden viele Wohngebiete eingedeicht, Infrastruktur wird Sturmfest gemacht, Bewohner gefährdeter Gebiete werden umgesiedelt oder es werden Auffangbecken für die Wassermassen eingerichtet. Mangels solcher Maßnahmen fordern die Fluten meist noch mehr Opfer, da dicht bevölkerte Gebiete nicht evakuiert werden, Gebäude schwach sind und auch der Wiederaufbau viel länger dauert. Hier müssten die Entwicklungsländer von den Hauptverursachern des Klimawandels unterstützt werden. Dann könnte hier durch vergleichsweise einfache Maßnahmen viel Schaden abgewendet werden. 7)BBC: Flood management; Stand 21.10.21 8)Positive Negative Impact: Flooding; Artikel vom 12.10.18 9)Office of the Queensland Chief Scientist: What are the consequences of floods?; Stand 21.10.21 10)Government of South Australia: What are the impacts of floods?; nicht mehr verfügbar 11)WMO: 2021 State of climate services, Water; Bericht 2021 12)Philip J Ward et al: Dependence between high sea-level and high river discharge increases flood hazard in global deltas and estuaries; Aufsatz vom 30.7.18 13)Germanwatch: Der steigende Meeresspiegel Folgen für Küstenräume und Tiefländer: Die Beispiele Bangladesch und die Niederlande; 2013
Anderswo wird das Wasser knapp

Immer häufiger wird Wasser zu einer knappen Ressource, wie hier in Mauretanien 2012 | Bild: „Oxfam International Sahel Food Crisis 2012: Drawing water from a well in the community of Natriguel, Mauritania“ © Pablo Tosco/Oxfam [CC BY-NC-ND 2.0] – flickr
Maßnahmen gegen Dürre schwierig, aber möglich
Durch die Kombination der genannten Effekte entstehen große dürrebedingte Fluchtbewegungen. Aber wie kann man den Menschen helfen, damit sie nicht zur Flucht gezwungen werden? Das wichtigste, aber auch komplexeste und scheinbar unrealistischste Mittel, um Dürre zu bekämpfen, ist ein wirksamer Klimaschutz. Die Klimaerwärmung ist nämlich der Hauptgrund für die zunehmenden und langanhaltenden Hitze- und Trockenperioden. Und wie meistens trifft es auch hier wieder die falschen: Die am stärksten betroffenen Länder v.a. in Afrika sind nämlich kaum für den Klimawandel verantwortlich. Die verursachenden Industrieländer erleben zwar auch immer häufiger extreme Trockenheit, können diese jedoch besser abfedern. Viele von ihnen tragen auch über den Import von virtuellem Wasser zur Wasserverknappung bei. Das heißt, sie importieren Produkte, für deren Produktion viel Wasser benötigt wird. Problematisch ist das vor allem dann, wenn solche Produkte aus davor schon wasserarmen Gegenden in wasserreiche Länder exportiert werden, besonders wenn das natürlich verfügbare Wasser nicht ausreicht und künstlich bewässert werden muss. Meist sind wärmeliebende Agrarprodukte betroffen, die viel Wasser benötigen. Beispiele sind Mandeln, Obst oder auch Schnittblumen. Den Export von virtuellem Wasser zu stoppen, wäre also eine Maßnahme, um die Wasserknappheit zu bekämpfen. Oft würde das aber Hauptexportprodukte betreffen. Weitergehend könnten wasserarme Länder auch manche wasserhungrige Nahrungsmittel importieren. Das würde die eh schon armen Länder aber noch weiter Geld kosten und sie zudem noch abhängiger vom globalen Norden machen.
Durch gute Planung ist es auch möglich, Wasserreserven z.B. in Stauseen anzulegen oder die Regeneration des Grundwassers zu fördern. Dadurch steht dann in Krisenzeiten ein Puffer zur Verfügung, welcher aber auch in den „fetten“ Jahren schon Begehrlichkeiten weckt und somit selten wirklich umgesetzt wird. Zudem funktionieren Puffer nur dann, wenn die Dürren nicht zu lang sind oder zu dicht aufeinander folgen. Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung der Wasserversorgung sind Entsalzungsanlagen, Kläranlagen oder Wasserpipelines aus wasserreicheren Regionen. Beides sind allerdings sehr aufwendige Varianten. Auch durch das Pflanzen von Wäldern will man den Verlust von Wasser und die Ausbreitung der Wüste verhindern.
Neben der Angebotsvergrößerung ist auch die Einsparung von Wasser wichtig. Beispielsweise durch effizientere Bewässerungssysteme, weniger durstige und robustere Pflanzen- und Nutztierarten, Anpassen von Aussaat- und Ernteterminen oder das Verbieten von wasserverschwendenden Praktiken. Auch sind zuverlässige Frühwarnsysteme wichtig, um zeitig genug mit Maßnahmen beginnen zu können. Diese umfassen spezielle Wassersparmaßnahmen, Lebensmittellieferungen, Wassertransporte oder auch spezielle Vorsicht gegenüber (Wald)bränden, bis hin zur Evakuierung von besonders betroffenen Gegenden.
Der Haken an der Sache: Das ganze kostet viel Geld. Geld, das gerade die afrikanischen Staaten nicht haben. Zudem sind funktionierende Regierungen und weitgehender Frieden wichtig, um solche Maßnahmen umsetzen zu können. Auch das sind Voraussetzungen, die in Afrika oder dem Nahen Osten häufig nicht gegeben sind. Reiche Staaten wie die USA oder Saudi-Arabien (beide haben in vielen Regionen erhebliche Wasserprobleme) sind dagegen in der Lage, sich über solche Maßnahmen anzupassen. Die Staaten des globalen Südens brauchen allerdings speziell zugeschnittenen Konzepte, die die genannten aber auch andere Maßnahmen enthalten, um sich an die häufiger werdenden Trockenperioden anzupassen. Helfen muss auch der Westen, denn der ist an der ganzen Misere erheblich mit Schuld. Nur durch internationale Zusammenarbeit können die Menschen so in ihrer Heimat bleiben, denn es gilt: Genauso wie Fluten sind auch Dürren komplexe Probleme, die eine gemeinschaftliche Lösung benötigen. 23)Act for libraries: A Guide to Drought Mitigation Strategies; Stand 21.10.21 24)WMO: IDMP: Mitigation, Preparedness & Response; Stand 21.10.21 25)The Guardian: Growing Valentine’s Day roses harming Kenya’s ecological site; Artikel vom 14.2.11 26)Water Footprint network: verschiedene Seiten; Stand 21.10.21 27)WMO: National Drought Management Policy Guidelines: A Template for Action; Bericht 2014 28)NOAA: drought.gov; Stand vom 21.10.21 29)Water Scarcity Atlas: Diverse Seiten; Stand 21.10.21
Fußnoten und Quellen:
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