![Tigray's Bevölkerung ist von Lebensmittel- und Wasserlieferungen abhängig. Die Hungersnot ist groß. | Bild: "DU3A0875" © UNICEF Ethiopia/2021/Demissew Bizuwerk [CC BY-NC-ND 2.0] - UNICEF Ethiopia / flickr Um eine Wasserstation der UNICEF hat sich eine Menschentraube gebildet. Eine Frau mit ihrem Kind füllt einen Wasserkanister auf. Tigray's Bevölkerung ist von Lebensmittel- und Wasserlieferungen abhängig. Die Hungersnot ist groß. | Bild: "DU3A0875" © UNICEF Ethiopia/2021/Demissew Bizuwerk [CC BY-NC-ND 2.0] - UNICEF Ethiopia / flickr](https://www.fluchtgrund.de/files/2021/08/51085720022_367e0a4d2a_o-scaled-713x475.jpg)
Tigray's Bevölkerung ist von Lebensmittel- und Wasserlieferungen abhängig. Die Hungersnot ist groß. | Bild: "DU3A0875" © UNICEF Ethiopia/2021/Demissew Bizuwerk [CC BY-NC-ND 2.0] - UNICEF Ethiopia / flickr
Konflikt in Tigray: Die Bevölkerung hungert – Hilfslieferungen werden blockiert
Seit Beginn des Bürgerkriegs in der nördlichen Region Äthiopiens hat sich die humanitäre Situation gravierend verschlechtert. Mittlerweile wird von bis zu 400.000 Frauen, Kindern und Männern gesprochen, die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Mindestens 33.000 Kinder sind bereits unterernährt und könnten sterben, wenn sie nicht umgehend behandelt werden.
An internationaler Hilfsbereitschaft mangelt es derzeit nicht: 900 Tonnen Hilfslieferungen wurden von den Vereinten Nationen in die Region geschickt, angekommen ist davon jedoch bisher kaum etwas. Ganze Konvois werden an der Grenze zu Tigray gehalten, Mitarbeiter:innen von Hilfsorganisationen die Einreise erschwert. Bürokratische Mittel wie strikte Reisebeschränkungen und das Verbot von Computern, Mobil- oder Satellitentelefonen sollen sie vom Übertritt der Grenze abbringen. Selbst abgepackte Lebensmittel und Medikamente seien beschlagnahmt worden. In einzelnen Fällen fand die Annullierung von Visa statt.
Das alles ist kein Zufall, sondern systematisches Vorgehen der äthiopischen Regierung unter Ministerpräsident Abiy Ahmed. In der Hoffnung, den Widerstand der Bevölkerung in Tigray zu brechen, werden Hilfslieferungen blockiert. So lautet der Vorwurf an internationale Hilfswerke, mit den “Terroristen” unter einer Decke zu stecken. Sie sollen planen, Waffen in ihren Konvois als Hilfslieferungen getarnt, in die Region zu schmuggeln – und argumentiert dabei ohne stichfeste Beweise. Die schweren Anschuldigungen gefährden nicht nur die hilfsbedürftigen Menschen in Tigray, sondern auch Mitarbeiter*innen von Hilfsorganisationen. Mindestens zwölf von ihnen kamen seit Beginn des Bürgerkrieges in Äthiopien um. 1)Deutsche Welle: UN: 400.000 Menschen in Tigray droht der Hungertod; Artikel vom 03.07.2021 2)Aktion gegen den Hunger: Äthiopien: Tigray von einer Hungersnot bedroht; Artikel vom 30.07.2021 3)Frankfurter Rundschau: Kampf um Tigray: Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed als apokalyptischer Reiter; Artikel 26.07.2021
Anhaltende Machtkämpfe um die Region Tigray
Hintergrund des Konflikts ist eine im November gestartete Militäroffensive der äthiopischen Regierung gegen die Volksbefreiungsfront Tigray. Hunderttausende Menschen, die in der Region lebten, fliehen seitdem vor den Kämpfen. Kurz nach Ausbruch des Konflikts erklärte Abiy Ahmed die TPLF für besiegt – dennoch bedeutete dies nicht das Ende der Angriffe. Als die TPLF schließlich Tigrays Hauptstadt Mekelle zurückeroberte, rief die Regierung eine Waffenruhe aus. Große Bedeutung wird dieser jedoch von keiner der Konfliktparteien beigemessen. (Weitere Informationen zum derzeit herrschenden Konflikt in Tigray können auch hier nachgelesen werden.)
Umgeben von feindlichen Lagern
Die nördliche Provinz Äthiopiens ist auf allen Seiten von feindlichen Kräften umgeben: im Norden befinden sich eritreische Truppen, im Westen und Süden das Militär der äthiopischen Regierung. Dort erfährt sie unter anderem Unterstützung von Amhara-Milizen, die ebenfalls Interesse an der Eroberung Tigrays zeigen. Vor 30 Jahren, heißt es in Bahir Dar, der Hauptstadt der Amhara-Provinz, seien zahlreiche Amhara aus der Region vertrieben worden. Als man Äthiopien 1991 in mehrere Provinzen aufteilte, wurde sie Tigray zugeteilt. Nun fordern die Vertriebenen eine Rückeroberung. Im Gegenzug verfolgt die TPLF die Übernahme der Amhara-Provinz. Sie verkündete, solange die Region nicht “befreit” sei, werde sie die Kämpfe nicht einstellen. Das Potential für weitere Waffengewalt ist also enorm.
Währenddessen versucht die äthiopische Regierung, weitere Milizen des Landes für einen Zug gegen Tigray zu mobilisieren. Aus sechs weiteren Regionen schalteten sich Kämpfer ein, darunter aus Oromia, der bevölkerungsreichsten Region Äthiopiens, Sidama, Somalia und den Südlichen Nationen, Nationalitäten und Völkern (SNNP). 4)Frankfurter Rundschau: Kampf um Tigray: Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed als apokalyptischer Reiter; Artikel 26.07.2021
Die Aussicht auf ein baldiges Ende des Bürgerkriegs bleibt aus – das Gegenteil macht sich bemerkbar: Entgegen der Erwartungen von Diplomaten in Addis Abeba nahm der Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed nach seinem erneuten Wahlsieg keine Verhandlungen mit Tigray auf, sondern hetzt weiterhin gegen die Region. Seine Äußerungen erinnern an Hassreden vor dem Völkermord in Ruanda: Er bezeichnete Tigray als Äthiopiens “Krebsgeschwür” und die TPLF als “Emboch”. 5)der Standard: „Totaler Krieg“: Tigray soll ausgehungert werden; Artikel vom
Fußnoten und Quellen:
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