![Die kolumbianische Polizei bei der Beseitung einer Koka-Plantage | Bild: "Colombia Coca Erradication" © Policía Nacional de los colombianos [CC BY-SA 2.0] - https://www.flickr.com/ Kolumbianische Polizei beseitigt eine Koka-Plantage Die kolumbianische Polizei bei der Beseitung einer Koka-Plantage | Bild: "Colombia Coca Erradication" © Policía Nacional de los colombianos [CC BY-SA 2.0] - https://www.flickr.com/](https://www.fluchtgrund.de/files/2021/05/Colombia-713x476.jpg)
Die kolumbianische Polizei bei der Beseitung einer Koka-Plantage | Bild: "Colombia Coca Erradication" © Policía Nacional de los colombianos [CC BY-SA 2.0] - https://www.flickr.com/
Konsumverhalten in Europa verschärft Konflikte in Kolumbien
Aktuell finden in Kolumbien landesweite Proteste statt. Diese begannen vergangene Woche mit der Verkündung der Steuerreform und führten bereits zu Gewalt zwischen Polizei und Protestierenden. Das ursprüngliche Ziel war es, gegen die Reform des kolumbianischen Staatsoberhauptes Ivan Duque zu demonstrieren. Diese sah Nachteile für die Unter- und Mittelschicht vor, indem die Umsatzsteuer um 13% angehoben wurde und tägliche Bedarfsmittel versteuert wurden. Nach den Gewaltausbrüchen nahm der kolumbianische Präsident Duque die Steuerreform zurück, doch die bereits begonnen Proteste konnte er damit nicht beenden. Sie dauern nach wie vor an und richten sich mittlerweile nicht nur gegen die Steuerreform, sondern gegen die allgemeine Politik der Regierung. Von oppositionellen AktivistInnen und Organisationen wird u.a. verlangt, die Steuerbefreiung von Unternehmen abzuschaffen, die Gesundheitsversorgung zu verstärken, und ein Basiseinkommen einzuführen. Auch der Schutz der indigenen Bevölkerung und ihrer Lebensräume vor Konzernen wird gefordert. Die Demonstrationen finden vor allem in der Hauptstadt Bogota, aber auch in Medellin und zahlreichen kleineren Städten statt. Durch Polizeigewalt wurden bisher 35 Zivilisten getötet und 31 Personen werden vermisst. Der Präsident droht die Städte zu militarisieren, bis die Proteste aufhören. Währenddessen nimmt die Gewalt durch Polizeieinsatzkräfte ein enormes Ausmaß an, so wurden seit Beginn der Proteste durch Polizisten Frauen vergewaltigt und auf Zivilisten geschossen. Am 3. Mai wurde sogar eine Beochbachtungsmission der UN in Cali durch die kolumbianischen Sicherheitskräfte angegriffen. In derselben Nacht wurden auch das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Im Departamento Valle de Cauca, in dem auch Cali liegt, sind die Städte, sowie der Verkehr zwischen den Orten blockiert, nicht einmal Menschenrechtsorganisationen können, in die betroffenen Städte, um die Zahl der Opfer zu bestimmen.
Aufgrund der Unzufriedenheit der Bevölkerung und der massiven Armut wird nun nach dem Rücktritt des Präsidenten und einem politischen Wandel verlangt. 1) Amerika21: Duque nimmt Reform zurück; Artikel vom 3.5.21 2) Amerika21: Polizei in Kolumbien beschießt UNO; Artikel vom 5.5.21
Diese Proteste sind als Folge jahrzehntelanger Armut und Konflikte zu verstehen, denn das Land ist schon lange geprägt von gewaltsamen Konflikten und Armut. Kolumbien ist deshalb das Land mit den meisten Binnenflüchtlingen weltweit. Laut der UNO-Flüchtlingshilfe gibt es etwa 7,9 Millionen kolumbianische Binnenvertriebene. Seit 2016 herrscht zwar Waffenstillstand zwischen FARC und Regierung, doch seitdem streiten sich neue bewaffnete Gruppen um Territorien. Hinzu kommt die wachsende Zahl von Morden und Gewaltverbrechen an indigenen und afro-kolumbianischen Menschen. Gleichzeitig trägt der Konsum der westlichen Staaten zur Umweltzerstörung und illegalen Waldrodung bei. Zucker, Palmöl und Soja werden in vielen beliebten Produkten verarbeitet, sind jedoch eine große Bedrohung. Es werden Wälder abgeholzt, die die Grundlage der Biodiversität im lateinamerikanischen Staat bilden, außerdem werden die Auswirkungen von Umweltkatastrophen dadurch verstärkt und zwingen Menschen in Kolumbien zur Flucht. So mussten 2017 tausende Kolumbianer aus der Stadt Mocoa flüchten: Nach schweren Regenfällen kam es zu Überflutungen, die als Schlammlawinen auf die Kleinstadt niedergingen und etwa 270 Menschen in den Tod rissen. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Rodung der Bäume in der Nähe der Kleinstadt die Auswirkungen verstärkt hat. Denn die Wurzeln von Bäumen festigen den Boden und wirken Erdrutschen entgegen. 3) SZ: Die Tragödie von Mocoa; Artikel vom 2.4.17 4) UNO: Kolumbien; Zuletzt aufgerufen am 14.5.21
Des Weiteren beeinflussen Europäer die Lage im Innenland, durch den Kauf von Kokain auf dem Schwarzmarkt. Etwa 12 Millionen Europäer haben Kokain mindestens einmal konsumiert. Der europäische Kontinent ist der attraktivste Ort für die Drogenkartelle, da die Nachfrage nach dem Pulver steigt. Doch der Spaß der einiger Europäer hat, wie so oft, gravierende Folgen auf die gesellschaftliche, politische und humanitäre Lage der Lateinamerikaner. So gibt es auch in Kolumbien eine höhere Korruption und eine damit anhaltende Aushöhlung der Demokratie durch Verbindungen der Drogenkartelle in hohe politische Ämter. Für den Profit durch den Drogenhandel steigt die Gewalt in Kolumbien und die Verletzung der Menschrechte ins Unermessliche. In manchen Gebieten gerät deshalb die Bevölkerung zwischen die Fronten der Armee und der Drogenbanden. Die Banden zwingen die BäuerInnen zum Anbauen von Koka-Pflanzen, während das Militär die Koka-Felder zerstört. Die Soldaten vertreiben oft die Bauern, weshalb diese in die Hauptstadt fliehen, um gegen die Vorgehensweise des Militärs zu protestieren. Auch gibt es noch keine ausreichenden Alternativen für sie, weshalb manche wieder zur Kultivierung von Koka zurückkehren. Erst vor kurzem wurden am Hamburger Hafen 23 Tonnen Kokain in 1700 Blechdosen gefunden. Solch ein Fund dürfte jedoch nur die Spitze des Eisberges darstellen. 5) insightcrime: The Colombian Cocaine Shift to Europe; Artikel vom 9.2.21 6) DW: Nächste Runde im Kampf gegen die Drogen?; Artikel vom 73.20 7) DW: Kokain: Die Drogenpipeline nach Europa; Artikel vom 6.3.21 8) insightcrime: Cocaine to Europe; Artikel vom 9.2.21
9) SZ: Hamburger Zoll stellt mehr als 16 Tonnen Kokain fest; Artikel vom 24.2.21
Fußnoten und Quellen:
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