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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Heuschreckenplage in Afrika – Eine Mitverantwortung tragen wir
Momentan beschäftigen sich die Medien fast ausschließlich mit nur einer Krise, dem Corona-Virus. Doch diese ist nicht die Einzige, die uns Sorgen bereiten sollte.
In Afrika treffen derzeit mehrere Katastrophen aufeinander, denn das Ausmaß an häuslicher Gewalt bleibt bestehen, das niedrige Wirtschaftswachstum führt zu einer armen Bevölkerung und die Zahl extremer Wetterlagen in der Region steigt. Hinzu kommen noch die Heuschreckenplagen, die zu Ernährungs- und Existenzkrisen führen und natürlich bleibt auch Afrika nicht von der Corona-Pandemie verschont.
Man kann bereits in anderen Ländern sehen, wie viele Schwierigkeiten es allein bei der Bekämpfung einer einzelnen Krise gibt. Wenn man sich nun vor Augen führt, mehrere Notlagen, die sich gegenseitig beeinflussen, gleichzeitig bekämpfen zu müssen, wird die kritische Lage noch deutlicher. Besonders Kenia, Somalia und Äthiopien sind stark von der Heuschreckeninvasion betroffen. Aber auch Länder wie Uganda, Südsudan, Eritrea und Dschibuti bleiben nicht verschont. Selbst in die Demokratische Republik Kongo haben es die Schädlinge geschafft. Zuvor gab es sie dort das letzte Mal 1944. Daher waren die Menschen auf einen derartigen Schwarm nicht vorbereitet.
Wenn in Deutschland von einer zweiten Welle gesprochen wird, ist jedem gleich klar, um was es sich handelt. In Afrika hingegen kann sich diese Aussage auch auf einen weiteren Heuschreckenschwarm beziehen. Denn circa alle drei Monate wird momentan mit einer weiteren Heuschreckenplage gerechnet. Und sie wird mit jedem Mal um das zwanzig-fache extremer. 1) Welternährung: Wie die FAO gegen die Wüstenheuschrecke kämpft; Artikel vom 14.04.2021 2) MisereorBlog: Kampf den Heuschrecken; Artikel vom 21.04.2021 Dies lässt sich durch den Klimawandel begründen. Die starken Regenfälle sorgen für nassen Boden und in diesen legen die Heuschrecken ihre Eier. Das Klima bietet also den idealen Lebens- und Fortpflanzungsraum für die Insekten. Da Wetterveränderungen immer extremer und die Zyklone dadurch immer häufiger werden, wirkt sich dies auch auf das Ausmaß der Schwärme aus. 3) SWR, Kultur neu entdecken: Die andere 2. Welle; Heuschreckenschwärme in Kenia; nicht mehr verfügbar
Auch im Bereich der Versorgung der Bevölkerung spielt die Plage eine Rolle. Denn jedes Insekt nimmt pro Tag rund 20 Gramm zu sich. Wenn man bedenkt, dass die Schwärme jeweils mehrere Millionen Heuschrecken umfassen, wird einem schnell klar, dass so kaum mehr Nahrung für Mensch und Vieh übrigbleibt. Es drohen Hungerkrisen. Dies führt auch dazu, dass viele Bauernfamilien in Armut stürzen, da sie ohne das Getreide kein Futter für ihre Tiere und schließlich keine Tiere zum Verkaufen haben. Schlussendlich wird ihnen ihre Lebensgrundlage genommen. 4) SWR, Kultur neu entdecken: Die andere 2. Welle; Heuschreckenschwärme in Kenia; nicht mehr verfügbar
Corona-bedingte Einschränkungen erschweren die Bekämpfung der Insektenkrise zusätzlich: „Reiseverbote, geschlossene Flughäfen und Quarantäne beeinträchtigen unsere Arbeit erheblich. So konnten wir keine weiteren internationalen Heuschrecken- und Logistikexperten in betroffene Länder wie Kenia, Äthiopien, Somalia, Uganda und Südsudan fliegen. Wenn Flugverbote auch auf Frachtflüge ausgeweitet werden, könnte dies die pünktliche Lieferung von Ausrüstungsgegenständen und Pestiziden gefährden. Ausbildungen und Workshops sind Versammlungsverboten zum Opfer gefallen“, erklärt Keith Cressman, der Leiter des FAO-Heuschrecken-Informationsdienstes. 5) Welternährung: Wie die FAO gegen die Wüstenheuschrecke kämpft; Artikel vom 14.04.2021 Insektizide gelten zwar als effizienteste und schnellste Vorgehensweise, sie sind allerdings auch die giftigste. Die Einwohner bekommen Kopfschmerzen, wenn sie dem Dünger zu lange ausgesetzt sind und auch negative Auswirkungen auf Weideherden und besonders Bienenvölker werden vorausgesagt.
Als Lösung wurden Biopestizide entwickelt. Diese lassen die Heuschrecken innerhalb von zwei Wochen sterben. Vielen Bauern dauert dies allerdings zu lang. In der Zeit ist bereits der Großteil ihrer Felder leergefressen, so denken sie. Jedoch können sich die Heuschrecken während den zwei Wochen nicht mehr ernähren. Die Bauern müssten also über die tatsächliche Wirkung aufgeklärt werden, denn momentan erwägen noch viel zu wenige den Einsatz der biologischen Alternative. 6) Welternährung: Wie die FAO gegen die Wüstenheuschrecke kämpft; Artikel vom 14.04.2021 7) SWR, Kultur neu entdecken: Die andere 2. Welle; Heuschreckenschwärme in Kenia; nicht mehr verfügbar Eine weitere neue Methode stellt die Verwertung der Insekten zu Tierfutter und Dünger dar. Heuschrecken bestehen zu 70 Prozent aus Protein und dieses ist der teuerste Bestandteil des Tierfutters. Die Bauern haben nun begonnen sie einzufangen und das Pulver unter das Futter zu mischen. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass die Tierhalter dabei auch ein wenig Geld verdienen können. 19 Kilogramm entsprechen beispielsweise sieben Euro, eine Summe, welche mit dem Tagesverdienst eines Handwerkers in Kenia übereinstimmt. 8) SWR, Kultur neu entdecken: Kenianische Bauern machen aus Heuschrecken Tierfutter und Dünger; nicht mehr verfügbar
Ganz aufzuhalten sind die Heuschreckenplagen nicht mehr, denn der Klimawandel existiert und bringt immer größer werdende Folgen mit sich. Doch durch bewussteres, klimafreundliches Handeln im Alltag kann verhindert werden, dass die Zahl der Insekten steigt. Somit hätten die Afrikaner*innen eine Chance gegen die Invasionen anzukämpfen und ihre Lebensgrundlage zu behalten.
Fußnoten und Quellen:
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