![Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] - Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -](https://www.fluchtgrund.de/files/2021/07/was_bringt_menschen_dazu-713x628.png)
Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Die gefährliche Flucht aus Südamerika durch die Darién Gap
Die Fluchtgründe in den Ländern Südamerikas sind vielfältig. Neben Armut, dem Klimawandel, Drogenkriminalität und -gewalt, korrupten Regierungen, Inflation oder Bürgerkriegen kommen noch viele weitere Fluchtursachen hinzu. Viel zu oft tragen die Industriestaaten ihre Mitschuld. In Brasilien wird nicht erst seit dem Amtsantritt von Jair Bolsonaro großflächig Wald gerodet, um Flächen für die Tierindustrie freizulegen. Besonders in der Europäischen Union herrscht Einigkeit über die Kritikwürdigkeit der politischen Entscheidungen von Bolsonaro. Dabei reagiert er, trotz der durchaus berechtigten Kritik an seiner Person, mit der Rodung von Waldflächen nur auf die Nachfrage aus den Industriestaaten. Die gerodeten Flächen werden nämlich überwiegend für den Anbau von Soja und für die Tierindustrie verwendet. Das angebaute Soja dient hierbei der Tierfütterung und somit der Fleischindustrie weltweit. Letztendlich ist es neben anderen Gründen vor allem der nordamerikanische und europäische Konsum von Fleisch, der im Amazonas-Regenwald die Axt schwingt. Diese Diskussionen über Schuldzuweisungen bringen der indigenen Bevölkerung vor Ort jedoch nichts. Für sie bleibt nur die Flucht.
Ähnlich geht es vielen Bauern in Bolivien. Das Lithium, das sich im bolivianischen Grundwasser befindet und zum Bau von Handys und Elektroautos benötigt wird, kann nur abgebaut werden, indem das Grundwasser an die Oberfläche und somit direkt in die heiße Sonne der Atacama-Wüste gepumpt wird. Dieses Grundwasser fehlt den Bauern an allen Ecken. Der Vorstoß der Bundesregierung, bis 2030 sieben bis zehn Millionen Elektroautos auf die deutschen Straßen zu bringen, gleicht einer Kriegserklärung an den Andenstaaten. Für viele Bauern liegt in der Flucht der letzte Weg. 1) Bundesregierung: mehr E-Mobilität; nicht mehr verfügbar 2) Deutschlandfunk: Bolsonaro hebt Schutz indigener Gebiete auf; Artikel veröffentlicht am 08.02.2020
Die geographische Lage Südamerikas lässt nur einen Fluchtweg zu
Unter all den Fluchtgründen gibt es neben der Mitschuld westlicher Industriestaaten einen weiteren kleinen gemeinsamen Nenner. Die Fluchtroute, die die Menschen nehmen können, ist bereits durch die geografischen Gegebenheiten festgelegt. Die Flucht in andere südamerikanische Länder bringt nur selten eine Verbesserung der persönlichen Situation. Deswegen sind die USA und Kanada häufig gewählte Ziele. Die finanzielle Situation vieler Betroffener lässt die Flucht per Schiff nicht zu. Daher bleibt nur der Landweg über den mittelamerikanischen Landstreifen. An der Grenze zwischen Kolumbien und Panama kommen die flüchtenden Menschen nicht an der sogenannten Darién Gap vorbei – die letzte Lücke in der Panamericana. Sie liegt in einem Regenwaldgebiet im Südosten Panamas und im Nordwesten Kolumbiens.
Dschungel, gefährliche Tiere und Drogenkartelle
Spätestens in der Tapόn del Darién wird die Flucht problematisch. Nicht umsonst trägt das 100 Kilometer lange Gebiet den Namen „grüne Mauer“. Wegen der bergigen Landschaft und des Regenwaldes ist es kaum möglich, dort Straßen zu bauen. Die flüchtenden Menschen müssen sich also durch den Wald kämpfen. Dort gibt es eine Vielzahl giftiger Tiere. Wie groß die Anzahl ist, lässt sich jedoch nicht genau sagen, da die Artenvielfalt in dem Wald noch nicht erforscht ist. Hinzu kommt, dass die flüchtenden Menschen keinen Unterschlupf haben und medizinische Versorgung weit entfernt ist. Das ist nicht nur wegen der giftigen Tiere problematisch. Eine Malaria- oder Choleraerkrankung ist ebenfalls nicht unwahrscheinlich.
Ausschlaggebend für die große Gefahr bei der Durchquerung des Waldes sind jedoch die Drogenkartelle. Besonders der Clan del Golfo kontrolliert das Gebiet und wird somit zum Problem für die flüchtenden Menschen. Hierbei ist es im Sinne der Drogenschmuggler, die Pfade im Regenwald nicht zu pflegen. Folglich verbringen die flüchtenden Menschen einen größeren Teil ihrer Wanderung in den Flüssen durch das Gebiet. Der Konsum des Westens zwingt also nicht nur viele Menschen in die Flucht, sondern erschwert ihnen auch noch den Weg. An dieser Stelle ist erneut der Konsum von Drogen in den USA der maßgebliche Treiber der Probleme. Die Nachfrage nach Drogen aus den USA und die Kriminalisierung des Drogengeschäfts durch den „war on drugs“ verhelfen kriminellen Drogenclans wie dem Clan del Golfo zur Existenz. Hinzu kommt die kolumbianische Guerilla-Bewegung FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) die beispielsweise 2018 einen Rucksacktouristen bei der Durchquerung des Waldes erschoss. Insgesamt macht die Gesamtheit der Probleme in der Darién Gap – den Regenwald zu einem der gefährlichsten Orte der Welt. 3) travelbook: Darién Gap – die gefährliche Lücke der Panamericana; Artikel veröffentlicht am 11.12.2020 4) Welt: Darién Gap – die tückische Lücke der Panamericana; veröffentlicht am 02.04.2013 5) Blog auf Meer: Darién Gap Durchquerung: Viel Wille, aber wo ist bitte noch mal der Weg?; veröffentlicht am 18.10.2019
Fußnoten und Quellen:
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