Afrikas Gesundheitssystem ist mangelhaft
Ungleichheit, Armut, Krankheit, Hygiene- und Personaldefizite sowie Korruption sind Ursachen und Begleiterscheinungen des mangelhaften Gesundheitssystems auf dem Kontinent Afrika.
Südafrika ist mit einem „Gini-Index“ Wert von 63 weltweit das Land mit der höchsten Ungleichheit. 1) statista: Ranking der 20 Länder mit der größten Ungleichheit bei der Einkommensverteilung auf Basis des Gini-Index; Artikel vom 15.12.2020 „Ungleichheit bedeutet, dass mehr Menschen krank sind, weniger Menschen eine gute Ausbildung haben und weniger Menschen ein glückliches, würdiges Leben führen. Und sie verhindert die Abschaffung von Armut. Wenn die Wohlstandsgewinne vor allem nach oben fließen, bleibt zwangsläufig weniger für alle anderen“, so Oxfam. 2) Oxfam: Soziale Ungleichheit; aufgerufen am 28.01.2021 Dadurch können in Marokko beispielsweise 99 Prozent der Bewohner*innen in den Städten auf ein funktionierendes, flächendeckendes Gesundheitssystem zugreifen, während es auf dem Land nur 27 Prozent möglich ist. Im Durchschnitt liegt der Unterschied bei circa 21 Prozent. 3) Afrobarometer: Despite gains, barriers keep health care high on Africa’s priority list; Artikel vom 04/2016 4) Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Die Gesundheitssituation in Entwicklungsländern; aufgerufen am 28.01.2021
Von den 1,3 Milliarden in Afrika lebenden Menschen sind etwa 40 Prozent von extremer Armut betroffen. 5) Plan International: Armut in Afrika; aufgerufen am 01.02.2021 Wer kein Geld hat, kann es sich in Afrika auch nicht leisten, einen Arzt aufzusuchen. Denn – anders als in Deutschland – hat hier kaum jemand eine Krankenversicherung. Dies liegt daran, dass es in vielen Ländern Afrikas keine adäquate Krankenversicherung für alle gibt und sich ohne staatliche Unterstützung viele keine leisten können. Dabei wäre das gerade in Afrika, einem Erdteil, in dem die bedrohlichsten armutsbedingten Krankheiten, wie Tuberkulose, Malaria und HIV – welche über 95 Prozent der verzeichneten Todesfälle verursachen und rund 90 Prozent der Krankheitslast ausmachen – noch immer stark verbreitet sind, sehr wichtig. 6) Bundesministerium für Bildung und Forschung: Armutsbegünstigte Krankheiten; aufgerufen am 27.01.2021 Und woran liegt das? In Industrieländern wie Deutschland haben wir schließlich derartige Krankheiten unter Kontrolle.
Hygienestandards sind teils praktisch nicht vorhanden. Statt saubere Toiletten benutzen zu können, müssen die Menschen auf die Natur zurückgreifen. Jährlich sammeln sich circa 740 Tonnen Exkremente an. Das bringt oft tödliche Durchfallerkrankungen mit sich. Mit täglich 5000 daran sterbenden Minderjährigen sind sie die zweithäufigste Todesursache für Kinder. 7) Die Presse: Hygiene; Vom täglichen „Geschäft“ in Afrika; Artikel vom 25.05.2010 Auch das Fehlen von sauberem, zugänglichem Trinkwasser macht die Selbsthygiene schwieriger umsetzbar. Schon vor Corona mussten sich die Menschen an Wasserstellen anstellen, um ihre tägliche Ration abzuholen. Mittlerweile ist der Bedarf an Wasser gestiegen und die Menschenschlangen sind länger geworden. Bei stundenlangem Warten auf engem Raum können sich Krankheiten allerdings auch schneller verbreiten. So stellt sich die Frage, ob es sicherer ist, Wasser zu holen und dort eine Infizierung zu riskieren oder auf die nötige Hygiene zu verzichten. 8) Vatican News: Afrika; Wo ständiges Händewaschen kaum möglich ist; Artikel vom 15.06.2020
Dies führt dazu, dass viele Afrikaner immer wieder krank werden, was zudem bedeutet, schwach und somit weniger arbeitsfähig zu sein. Dadurch geraten viele Menschen in Armut. Wer hingegen mehr arbeitet, um mehr zu verdienen, ist belasteter und überanstrengt und dadurch möglicherweise leichter anfällig für Krankheiten. Dies kann man auch als Teufelskreis bezeichnen, da man sich, wenn man arm ist, auch keine ärztliche Hilfe leisten kann.
Die Entlohnung im Gesundheitssektor ist in Afrika sogar noch fragwürdiger. Menschen riskieren durch ihre Arbeit, selbst infiziert zu werden und müssen sich oft ausweglosen Situationen stellen. „Nicht gezahlte Löhne stellen in vielen Ländern von Osteuropa bis hin zu Ländern in Afrika ein großes Problem dar“, stellte der Weltgesundheitsbericht schon 2006 fest. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass eine Familie mit solchen Minimallöhnen nicht ernährt werden kann. Niedriglöhne oder gar das Ausbleiben von Gehaltszahlungen bereiten darüber hinaus den Boden für Missbrauch wie Korruption oder die viel beklagten „Unter-dem-Tisch-Zahlungen“. So waren ganze 14 Prozent derer, die überhaupt eine Versorgung erhielten, gezwungen, zusätzlich für Leistungen, welche eigentlich umsonst wären, Bestechungsgeld zu bezahlen. Während die medizinischen (Fach-)Kräfte abhängig von diesen Einnahmen sind, stürzen Patienten dadurch oft in eine finanzielle Katastrophe. 9) Ärzteblatt: Entwicklungsländer; Gesundheit für alle -aber ohne Personal?; Artikel von 2010 10) Afrobarometer: Despite gains, barriers keep health care high on Africa’s priority list; Artikel vom 04/2016
Außerdem herrscht ein Mangel an Personal. Er lässt sich mit den Rekrutierungen aus meist europäischen oder amerikanischen Ländern begründen. Jedes Jahr sind es 20.000 medizinische Fachkräfte aus Afrika, die nach ihrer Ausbildung in die reicheren Länder migrieren, um dort zu arbeiten (da die Bezahlung in diesem Berufsfeld in Afrika noch fragwürdiger ist als in Deutschland). Wenn nicht einmal die Bezahlung einen Anreiz zur Ausübung des Berufes darstellt, warum sollte ihn dann irgendjemand wählen? Die Rekrutierungsländer sparen sich somit Ausbildungskosten und erhalten Fachkräfte, die bereit sind, für weniger Geld und längere Schichten zu arbeiten. 11) le monde diplomatique: Afrika braucht seine Ärzte selbst; Artikel vom 15.12.2006 Durch das egoistische Handeln der reichen Länder verschlimmert sich der Fachkräftemangel in Afrika noch mehr, denn er existiert nicht nur in unserem Land. 12) Ärzteblatt: Entwicklungsländer; Gesundheit für alle -aber ohne Personal?; Artikel von 2010
Am wichtigsten aber ist es, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen sozialen Schichten zu schaffen. Gesundheit muss für jeden Menschen ermöglicht werden und darf kein Privileg sein. Um dies zu realisieren, werden finanzielle Mittel benötigt. Nur so können bessere Bildungs- und Gesundheitssysteme geschaffen werden. Das Land Ruanda beispielsweise ist diesen Zielen einen Schritt näher gekommen. Dort hat – trotz der hohen Besiedelung – fast jeder eine allgemeine Krankenversicherung. Selbst die Ärmsten müssen dafür nichts bezahlen und so ist der Zugang zu einer elementaren Gesundheitsversorgung gewährleistet. Es zeigt sich also, dass sich Invesitionen ins Gesundheitssystem lohnen. 13) Neue Zürcher Zeitung: Die Vernachlässigung der Kranken in Afrika kostet Leben und Geld; Artikel vom 01.04.2019
Fußnoten und Quellen:
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