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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Jakarta: Indonesiens Hauptstadt versinkt (Fluchtgrund Jakarta, Teil 1)
Indonesiens Hauptstadt Jakarta hat über 10 Millionen Einwohner. Im Ballungsraum leben weitere 20 Millionen. Es ist der reinste Moloch: Überfüllte Straßen, verschmutze Luft und überall Elendsviertel. Und dann wäre da noch das Problem, dass Jakarta im Boden versinkt. Jakarta ist die am schnellsten sinkende Stadt der Welt. Zwischen 5 und 10 Zentimetern sacken die Häuser und Straßen jedes Jahr ab. An manchen Stellen sind es sogar 25 Zentimeter. 1) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019 2) CNA: Commentary: Jakarta, the fastest sinking city in the world faces the biggest flooding challenge; nicht mehr verfügbar
Für eine Stadt, die direkt am Meer liegt ist das ein großes Problem. Einige Viertel liegen schon mehr als drei Meter unter dem Meeresspiegel. Damit sie nicht überfluten, hat man steinerne Mauern errichtet, die das Wasser abhalten sollen. Doch genau wie der Rest der Stadt versinken auch die Mauern. Also müssen sie alle paar Jahre erhöht werden. 3) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019
Warum ist die größte Stadt Südostasiens am Versinken?
Jakarta ist auf sumpfigem Boden gebaut. Soweit ist das noch kein großes Problem, denn dank des Grundwassers hält der Untergrund dem Gewicht der Stadt stand. Doch wenn der Wasserpegel sinkt, verliert der Boden an Stabilität – er senkt sich Stück für Stück ab. Und als ob das noch nicht genug wäre, steigt ja auch noch in Folge der Erderwärmung der Meeresspiegel an. So verschlimmert sich das Ganze noch weiter und die Schutzmauern müssen immer schneller immer höher gebaut werden. 4) DW: Südostasien: Neue Hauptstadt im Dschungel von Borneo; Artikel vom 26.08.2019 5) BBC: Will Indonesia’s new capital just move the problem to the jungle?; Artikel vom 03.09.2019
Den Anstieg des Meeresspiegels kann Jakarta natürlich nicht aufhalten – jedenfalls nicht alleine. Das Absinken der Stadt hingegen könnte an sich relativ schnell gestoppt werden. Das Grundwasser verschwindet nämlich nicht einfach so. Der Grund dafür ist, dass viele Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt das Wasser in riesigen Mengen abpumpen. Offiziell ist das natürlich verboten, doch mehr als die Hälfte der Bevölkerung kann sich keinen Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung leisten. 6) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019 7) DW: Global 3000: Indonesien: Jakarta versinkt im Meer; Video vom 22.07.2019
Dafür, dass Menschen Wasser verbrauchen, kann man ihnen natürlich schlecht einen Vorwurf machen. Stattdessen müsste man ihnen einen Anschluss an das Wassernetz ermöglichen. Doch das ist in einem schlechten Zustand. Die Leitungen sind marode und durch Lecks gehen 40 Prozent des Wassers verloren. Die privaten Betreiber scheint das jedoch nicht zu kümmern. 8) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019
Millionen Menschen könnten ihr Zuhause verlieren
Je nach Schätzung liegen zwischen 20 und 40 Prozent von Jakarta schon unter dem Meeresspiegel. 2050 könnte es womöglich die gesamte Stadt sein. Ein Drittel der Fläche Jakartas wäre dann wahrscheinlich dauerhaft überschwemmt. 9) DW: Südostasien: Neue Hauptstadt im Dschungel von Borneo; Artikel vom 26.08.2019 10) FOCUS Online: Jakartas Untergang: Boden sinkt immer weiter ab: 10-Millionen-Stadt geht langsam unter; Artikel vom 29.11.2019
Denn die Mauern, die das Meer abhalten sind nicht immer dicht. Außerdem laufen sie schnell über, wenn das Wetter ungünstig ist. Bei vielen Flüssen, die durch die Stadt fließen liegt die Mündung mittlerweile unterhalb des Meeresspiegels. Das Flusswasser muss nach oben gepumpt werden, um ins Meer zu gelangen. Die Pumpen arbeiten natürlich nicht immer zuverlässig. Und sollten die Schutzmauern brechen, hätte Jakarta ein gewaltiges Problem. 11) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019 12) FOCUS Online: Jakartas Untergang: Boden sinkt immer weiter ab: 10-Millionen-Stadt geht langsam unter; Artikel vom 29.11.2019 13) Deutschlandfunk Nova: Indonesien: Jakarta versinkt im Meer; Artikel vom 03.11.2018
Die Stadt ist sowieso schon anfällig für Überschwemmungen und Naturkatastrophen. Anfang dieses Jahres kam es zu solch einem Hochwasser. Über 60 Menschen starben, 173.000 mussten ihr Zuhause vorübergehend verlassen. Über umgerechnet 100 Millionen Euro Schaden entstanden. Regelmäßig kommt es auch zu kleineren Hochwassern, die „nur“ einige tausend Häuser vorübergehend unbewohnbar machen. Jede Überschwemmung zerstört Existenzen und dank des Klimawandels darf Jakarta in Zukunft mehr und vor allem noch schlimmere Wetterextreme erwarten. 14) CNA: Commentary: Jakarta, the fastest sinking city in the world faces the biggest flooding challenge; nicht mehr verfügbar
Millionen Menschen laufen Gefahr, ihre Wohnungen und Häuser zu verlieren. Gerade die Slums der Megacity liegen in den Gebieten, die besonders von Überschwemmungen gefährdet sind. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind meist so arm, dass sie nicht einmal das bisschen Miete für eine Sozialwohnung aufbringen können. 15) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019
Der Kampf gegen das Absinken bringt noch mehr Probleme
Die Stadtverwaltung hat die Dramatik der Lage natürlich erkannt und versucht, dagegen anzukämpfen. Doch Probleme wie die schlechte Wasserversorgung werden leider nur sehr schleppend angegangen. Dafür wird hart durchgegriffen, wenn es beispielsweise darum geht, Siedlungen an Flüssen zu räumen. Denn die Flussufer sind oft eng bebaut. Durch den Abriss hofft man, dem Strom bei Hochwasser mehr Spielraum zu geben. 16) Deutschlandfunk: Jakarta versinkt: Eine Stadt gräbt sich selbst das Wasser ab; Artikel vom 12.10.2019 17) DW: Global 3000: Indonesien: Jakarta versinkt im Meer; Video vom 22.07.2019
Um die Einwohnerinnen und Einwohner vor dem Meer zu schützen, wurden vor der Küste Jakartas künstliche Inseln aufgeschüttet. Das hatte allerdings die Folge, dass die Zahl der Fische und Muscheln in der Bucht rapide abnahm. Für die vielen zehntausend Menschen, die in der Stadt vom Fischfang oder der Verarbeitung von Fisch leben, ist das eine Katastrophe. Noch schaffen die meisten es, sich über Wasser zu halten, aber das könnte sich bald ändern. Denn die Regierung will nun zusätzlich einen 40 Kilometer langen Damm errichten, der die Wassermassen der Javasee von der Stadt abhalten soll. Gleichzeitig würde er als Stadtautobahn dienen. Die Fischerinnen und Fischer hätten dann vielleicht trockene Häuser, aber vermutlich keine Perspektive mehr, um in ihnen zu leben. 18) DW: Global 3000: Indonesien: Jakarta versinkt im Meer; Video vom 22.07.2019 19) Deutschlandfunk Nova: Indonesien: Jakarta versinkt im Meer; Artikel vom 03.11.2018
Jakarta ist eine der lebensunwertesten Städte der Welt. Das Absinken, der Klimawandel und der Zuzug von immer mehr Menschen werden sie noch lebensunwerter machen – wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird. Indonesiens Präsident Joko Widodo ist der Meinung, diese Lösung gefunden zu haben: Er will die indonesische Hauptstadt verlegen. Vom überbevölkerten Java in den Dschungel der Insel Borneo. Es ist ein hochumstrittenes Projekt. 20) ZDF: Neue Hauptstadt für Indonesien; nicht mehr verfügbar
Mehr dazu im zweiten Teil des Artikels: Indonesien baut sich eine neue Hauptstadt im Dschungel
Fußnoten und Quellen:
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