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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Umweltverschmutzung soll in die Liste der Kriegsverbrechen aufgenommen werden
Die Liste der Kriegsverbrechen schließt vor allem das Töten, die Folter und biologische Versuche an Menschen ein. Was dabei aber vergessen wird, sind die langfristigen Folgen von Krieg auf die Umwelt und damit auch die Bevölkerung. Forscher wollen das jetzt ändern. In einem Brief an die Vereinten Nationen fordern sie, Umweltzerstörungen in Konfliktgebieten als Kriegsverbrechen zu werten. 1)Bundeszentrale für politische Bildung: Kriegsverbrechen: Stand heute 17.06.2020 2)GlobalCitizen: Forscher*innen fordern, Umweltzerstörung als Kriegsverbrechen zu werten: Artikel vom 24.7.2019
Bewaffnete Auseinandersetzungen hinterlassen ihre Spuren nicht nur in zerstörten Städten und Menschenleben, sondern auch in der Natur. Für „konkrete Schutzmaßnahmen für die Artenvielfalt“ soll eine „fünfte Genfer Konvention zum Schutz der Umwelt in Konfliktzonen“ geschaffen werden, so die Forderung im Papier der Wissenschaftler. 3)GlobalCitizen: Forscher*innen fordern, Umweltzerstörung als Kriegsverbrechen zu werten: Artikel vom 24.7.2019 4)Nature: Stop military conflicts from trashing environment: Artikel vom 23.9.2019
2001 sorgte der Einsatz der USA in Afghanistan für Wasser- und Luftverschmutzung. Militärfahrzeuge haben einen extrem hohen Benzinverbrauch und damit auch einen überdurchschnittlichen Ausstoß von Kohlenstoffdioxid. Auch wirbeln die schweren Gefährte verstärkt Staub auf, was die Luft zusätzlich belastet. In Afghanistan sterben jährlich 38.000 Menschen an Luftverschmutzung, allerdings liegt das auch an einem hohen Schadstoffausstoß der Energieerzeugung in dem Land. Die militärische Auseinandersetzung in Afghanistan förderte zudem den Aufstieg von Warlords. Diese holzen illegal Wälder ab und zerstören damit den Lebensraum vieler Tiere. 5)GlobalCitizen: Forscher*innen fordern, Umweltzerstörung als Kriegsverbrechen zu werten: Artikel vom 24.7.2019 6)Telegraph: ‚We survived war in Afghanistan – but Kabul’s pollution could kill us‘: Artikel vom 16.12.2019 7)Watson Institute: Environmental Costs: Artikel vom April 2015
Auch der Irak ist von dem Konflikt mit den USA betroffen. Im ersten Golfkrieg bombardierten die Vereinigten Staaten das Land mit 340 Tonnen von Geschossen, die Uran erhielten. Ein Artikel von Mac Skelton, einem Forscher des Costs of War Project spricht von einem erhöhten Krebsrisiko, das damit in Verbindung stehen soll. Diese These ist aber weder belegt noch widerlegt. Außerdem setzten irakische Truppen auf dem Rückweg aus Kuwait mehrere Ölquellen in Brand. Monate vergingen, bis diese gelöscht werden konnten – dramatische Folgen für die Natur. 8)DW: Wenn die Natur zum Kriegsopfer wird: Artikel vom 10.8.2019 9)The Guardian: What’s the environmental impact of modern war?: Artikel vom 6.11.2014
Ebenso problematisch sei die Zerstörung der Infrastruktur im Irak gewesen. Abwasserkanäle entleerten sich in Flüsse und Straßen, Pipelines ergossen ihr Öl in den Boden. Die New York Times berichteten 2008 aus Basra von Feldern, die mit Öl überschwemmt waren. Nebenan lebten Menschen inmitten von Schlamm und Fäkalien. Auch die Anzahl der Kinder, die an Krebs erkrankten, erreichte einen Höchststand. Der Schadstoffausstoß der amerikanischen Kriegsfahrzeuge war während der Invasion im Irak immens. 190 Millionen Liter Öl hat das Militär jeden Monat verbraucht, im Jahr 2008 so viel wie 1,2 Millionen Autos in einem Jahr benötigen. 10)The Guardian: What’s the environmental impact of modern war?: Artikel vom 6.11.2014 11)Watson Institute: Environmental Costs: Artikel vom April 2015 12)New York Times: Marooned on Sea of Iraqi Oil, but Unable to Tap Its Wealth: Artikel vom 7.11.2009
Immer wieder werden außerdem Tiere durch liegen gebliebene Minen getötet, eine Studie zu Artenschutz und bewaffneten Konflikten sieht einen Zusammenhang zwischen Krieg und dem Sterben von Tieren. Zusätzlich verschmutzen die anfallenden Abfallstoffe der Waffenproduktion das Trinkwasser. In Konfliktphasen werden außerdem viele Gesetze aufgehoben, währenddessen nimmt etwa der illegale Abbau von Bodenschätzen zu. 13)GlobalCitizen: Forscher*innen fordern, Umweltzerstörung als Kriegsverbrechen zu werten: Artikel vom 24.7.2019 14)Brito et al.: Armed conflicts and wildlife decline: Artikel vom 21.2.2018
Die Forderung nach einer fünften Genfer Konvention zum Schutz der Umwelt während Kriegszeiten würde die Staaten noch stärker in die Pflicht nehmen. Der Völkerrechtler Manfred Mohr zweifelt allerdings deren Notwendigkeit an. Bereits jetzt würden genug Regeln existieren, mit denen Staaten zur Verantwortung gezogen werden können – sie würden schlichtweg nicht durchgesetzt werden, so Mohr. 15)DW: Wenn die Natur zum Kriegsopfer wird: Artikel vom 10.8.2019
Die erhöhte Aufmerksamkeit für Umweltzerstörungen im Krieg ist wichtig. Denn nicht nur Krieg an sich vertreibt Menschen. Langfristig wird auch die dabei zerstörte Umwelt zur Fluchtursache. Wenn Arbeit nicht mehr möglich ist, sind die Menschen auf die Natur als Lebensgrundlage besonders stark angewiesen. Ohne sie, schwinden die Perspektiven noch mehr. Im Moment gibt es kaum Unterstützung für den Wiederaufbau der Natur. 16)The Guardian: What’s the environmental impact of modern war?: Artikel vom 6.11.2014 17)Watson Institute: Environmental Costs: Artikel vom April 2015
Fußnoten und Quellen:
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