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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Nationalparks fördern die Vertreibung von Indigenen
Nationalparks verbinden wir mit Artenschutz, beeindruckender Natur und den „Big Five“. An Gewalt und Vertreibung denkt dabei kaum einer – laut einem Bericht der taz passiert aber genau das mit der einheimischen Bevölkerung im Kongo.
Aber von vorn. Für die lokale Bevölkerung schaffen die Nationalparks neue Probleme. Zum einen wird ihr Ackerland beschlagnahmt und als Naturschutzgebiet erklärt. Für die Erschließung neuer Schutzgebiete fordern internationale Standards, nach der FPIC-Methode vorzugehen. Das bedeutet „free, prior and informed consent“. Mit der ansässigen Bevölkerung soll in einen Dialog getreten werden, sie soll schließlich ihre freiwillige, vorherige und informierte Zustimmung zu einem neuen Naturschutzgebiet geben. 1)taz: Das koloniale Erbe der Nationalparks: Artikel vom 24.3.2020
Faktisch wurde und wird sich daran wenig gehalten. Im Norden Kongos soll der Messok-Dja-Nationalpark gegründet werden. Es ist ein Prioritätsgebiet für Menschenaffen, zudem leben dort viele Elefanten. Der Nationalpark soll von europäischen und deutschen Steuergeldern mitfinanziert werden. In seiner Umgebung leben 24.000 Menschen, hauptsächlich Angehörige der Baka, die einen traditionellen Lebensstil führen. Sie jagen, fischen, und bewirtschaften ihr Land. In dem Schutzgebiet würden die Baka Kräuter sammeln und Elefanten jagen, so der WWF. Um die Gründung des Parks zu ermöglichen, sollte ein Kompromiss mit ihnen gefunden werden. Die Ureinwohner lehnten die Gründung das Parks stark ab. 2018 erreichte die EU ein Brief, in dem sie von Menschenrechtsverletzungen, Vertreibungen und Gewalt berichteten. Auch der WWF wusste davon, strich aber entsprechende Passagen aus seinem Bericht an die EU, um Gelder in Höhe von einer Million Euro zu erhalten. 2)taz: Das koloniale Erbe der Nationalparks: Artikel vom 24.3.2020 3)DW: Brutaler Naturschutz mit deutschem Steuergeld?: Artikel vom 16.05.2019
Abgesehen von dem Verlust ihres Lebensraums, erfahren die indigenen Völker auch Gewalt. In den Regionen rund um die kongolesischen Nationalparks wird immer wieder von Menschenrechtsverstößen gegen die lokale Bevölkerung berichtet. Mit der Idee eines „wehrhaften Artenschutzes“ militarisieren sich Wildhüter immer mehr. Der wehrhafte Artenschutz sollte die Antwort auf die zunehmende Wilderei sein. Kongolesische Nationalparks werden ähnlich wie Hochsicherheitseinrichtungen verteidigt. Die Wildhüter finanzieren sich zu einem großen Teil aus Prämien für Patrouillen und Festnahmen von Wilderen. Das Geld für die Prämien stammt sowohl vom WWF, von der deutschen KfW-Bank und von der EU. Laut den Recherchen der taz fördere die Prämienauszahlung brutales Vorgehen gegen die ansässige Bevölkerung. Das sei auch die Verantwortung der Geber. Im Falle des Messok-Dja-Parks berichten Angehörige der Baka und die Organisation Survival International von willkürlichen Verhaftungen, Folter, und gezielten Tötungen. 4)DW: Brutaler Naturschutz mit deutschem Steuergeld?: Artikel vom 16.05.2019 5)taz: Wann bilden Einzelfälle ein System?: Artikel vom 24.3.2020
Der WWF verteidigt die Prämienzahlung an Wildhüter als ein normales Vorgehen. Damit solle verhindert werden, dass festgenommene Wilderer sich freikaufen. Survival International wiederum kritisiert die Zusammenarbeit mit potentiell korrupten Wildhütern. Stattdessen solle lieber mit der in den Naturschutzgebieten lebenden Bevölkerung zusammengearbeitet werden. Diese wären die besten Partner für den Naturschutz. Das belegt auch ein UN-Bericht, der vor der starken Abnahme der Biodiversität warnt. Dabei wird aber auch deutlich, dass die Abnahme geringer ist, wenn die Gebiete von der einheimischen Bevölkerung verwaltet werden. In vielen traditionellen Glaubens- und Wertesystemen hat die Natur einen besonders schützenswerten Status. 6)taz: Das koloniale Erbe der Nationalparks: Artikel vom 24.3.2020
Angesichts dieser Berichte sollten sich sowohl Deutschland als auch die EU gut überlegen, ob sie mit der Finanzierung von Nationalparks weiterhin zu Gewalt und Vertreibung von indigenen Völkern beitragen will. Die Bundesregierung will die Vorwürfe nun durch regelmäßige Besuche in den Parks überprüfen. 7)DW: Brutaler Naturschutz mit deutschem Steuergeld?: Artikel vom 16.05.2019
Fußnoten und Quellen:
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