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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Humanitäre Katastrophen werden vernachlässigt
Rassistische Gewalt, weltweite Demonstrationen gegen Rassismus und die Corona-Krise – 2020 hält die Welt in Atem. Abseits der großen Medienschauplätze ereignen sich aber weiterhin humanitäre Katastrophen. Der norwegische Flüchtlingsrat (NRC) hat nun die in Vergessenheit geratenen Krisen aus dem Jahr 2019 vorgestellt. Die Organisation stellt macht in jedem Jahr auf zehn Situationen aufmerksam, in denen Menschen unter Hunger oder Flucht leiden müssen. An vorderster Stelle stehen in dem neuen Bericht nun Kamerun, die Demokratische Republik Kongo und Burkina Faso. 1)NRC: The world’s most neglected displacement crises in 2019: Bericht vom 10.6.2020 2)Zeit: Kamerun auf Platz eins der vergessenen Krisen: Artikel vom 10.6.2020
Im Jahr 2019 spielten sich mit Ausnahme von Venezuela alle Krisen auf dem afrikanischen Kontinent ab. Den ersten Platz nimmt – wie auch schon 2018 – die Situation in Kamerun ein. Das westafrikanische Land ist verstärkten Attacken der Terrormiliz Boko Haram ausgesetzt. Dazu kommen gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den anglophonen und frankophonen Teilen des Landes. Deswegen sind schon knapp 700.000 Menschen vertrieben worden. Der Konflikt zwischen den verschiedensprachigen Teilen Kameruns geht auf die Kolonialzeit zurück, als die ehemalige deutsche Kolonie in französische und britische Zonen aufgeteilt wurde. Außerdem suchen 280.000 Menschen aus der zentralafrikanischen Republik Zuflucht in Kamerun, was das Land vor eine zusätzliche Herausforderung stellt. 3)NRC: The world’s most neglected displacement crises: Bericht vom 5.6.2019 4)NRC: The world’s most neglected displacement crises in 2019: Bericht vom 10.6.2020
Die Demokratische Republik Kongo steht auf Platz zwei. Gewalt von Militär und bewaffneten Gruppen zwang etwa 1,7 Millionen Menschen zur Flucht. Gleichzeitig waren 15 Millionen Menschen von einer Hungersnot betroffen, ein erneuter Ebola- und Masernausbruch verschlimmerte die humanitäre Situation. Der NRC kritisierte die fehlende Aufmerksamkeit und Spendenbereitschaft für eine der größten Krisen derzeit – weniger als die Hälfte der benötigten Summe für humanitäre Hilfe wurde ausgezahlt. 5)NRC: The world’s most neglected displacement crises in 2019: Bericht vom 10.6.2020
Inmitten humanitärer Katastrophen findet sich auch Burkina Faso wieder. Nach andauernden Attacken bewaffneter Gruppierungen trat die Regierung im Januar 2019 zurück, die Angriffe hielten aber auch trotz der neuen Staatsoberhäupter weiter an. Viele Zivilisten gerieten zwischen die Fronten von Militär und bewaffneten Gruppen. Der Konflikt zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Gewaltakteuren förderte auch die Entstehung neuer ethnischer Konflikte und Terroranschläge. In Zuge dessen flüchteten 500.000 Menschen. Mehr als eine Million Menschen waren Ende 2019 von Hunger bedroht, viele mussten ihr Ackerland aufgeben. In Burkina Faso sind 80 Prozent der Menschen von Subsistenzwirtschaft abhängig. Auch hier bemängelt der NRC die mangelnde Spendenbereitschaft der Internationalen Gemeinschaft. 6)NRC: The world’s most neglected displacement crises in 2019: Bericht vom 10.6.2020
Der norwegische Flüchtlingsorganisation kritisiert, dass sich die Hilfe für Krisenregionen nicht ausschließlich an den konkreten Bedürfnissen der betroffenen Länder orientiere. Das könne unter anderem an der fehlenden Identifikation mit den leidenden Menschen oder an fehlendem geopolitischen Interesse liegen. Auch mangelnden politischen Willen der Konfliktparteien oder der Internationalen Gemeinschaft sieht der NRC als einen Faktor für die ausbleibende Unterstützung der Menschen in Krisenherden. Eine besondere Verantwortung komme auch den Medien zu, denn über die verschiedenen humanitären Katastrophen werde nicht in gleichem Maße berichtet. Auch die Art und Weise, wie in Nachrichten über Krisen berichtet wird, führe zu einer geringeren Aufmerksamkeit für bestimmte humanitäre Katastrophen. Bei bewaffneten Konflikten würden sich Medien oft auf die Strategien der verschiedenen Parteien konzentrieren und weniger auf das Leid der Menschen, so der NRC in seiner Analyse. 7)NRC: The world’s most neglected displacement crises in 2019: Bericht vom 10.6.2020
Fußnoten und Quellen:
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