Chinesischer Bergbau sorgt für Sturzflut in Mosambik
Von einem Moment auf den anderen das Haus und seine Erwerbsgrundlage verlieren – das ist den Menschen in Nagonha, Mosambik passiert. Plötzlich zerstörten Wasserfluten Hausdächer, Natur und Trinkwasser. 290 Menschen wurden obdachlos. Die Sturzflut im Februar 2015 soll auf die Bergbaupraktiken des chinesischen Unternehmens Haiyu zurückgehen. Das belegen Aussagen von Dorfbewohnern und Umweltexperten bei Recherchen von Amnesty International. 1)Amnesty International: Fischerdorf durch chinesischen Bergbaukonzern bedroht: Artikel vom: 7.5.2018 2)Amnesty International: Regierung setzt gefährlichen Bergbau aus: Artikel vom: 30.5.2018
Haiyu baut in Mosambik Sand ab. Dieser wird dann weiter für Mineralienförderung genutzt, nämlich Ilmenit, Titan und Zirkon. Ilmenit wird bei der Herstellung von Papier, Keramik, Emaille und Farben benötigt. Titan und Zirkon werden in der Wissenschaft benötigt, aber auch in der Raumfahrt. Zirkon wird außerdem auch in der Lagerung radioaktiver Abfälle benötigt. Ebenso wird mit den Mineralien aus dem Sand Beton hergestellt – für die immer schneller und größer wachsenden Städte in China eine Notwendigkeit. 3)Steine & Minerale: Ilmenit: Artikel vom 9.8.2019 4)Steine & Minerale: Zirkon: Artikel vom 3.4.2020 5)Chemie.de: Titan: Stand heute, 4.6.2020 6)QuartzAfrica: China’s search for sand is destroying Mozambique’s pristine beaches: Artikel vom 23.10.2018
Jährlich werden auf der ganzen Welt 30 Milliarden Tonnen Sand für Beton benötigt. Die hohe Nachfrage lässt die Strände schwinden – in Indonesien sind deswegen schon 25 kleine Inseln vom Meer verschluckt worden. Der Sandabbau bedroht auch global viele Bevölkerungsgruppen. 7)Fluchtgrund: Sandabbau: Stand heute, 9.6.2020 8)BR: Wenn die Strände schwinden: Artikel vom 7.5.2019
Satellitenbilder des Abbaugebiets zeigten eine Zunahme von Sandablagerungen mit Auswirkungen auf die Gewässer. 280.000 Quadratmeter Feuchtgebiete wurden vom Sand verschüttet. Die Lagunen, die für die Bevölkerung so wichtig für den Fischfang sind, konnten dann nicht mehr mit Wasser versorgt werden. Auch die Pflanzen wurden gerodet und Abfallprodukte in Feuchtgebieten entsorgt. Der natürliche Wasserfluss wurde damit gestört: Das Wasser konnte nicht mehr in gleichem Maße ins Meer abfließen und durch die Feuchtgebiete konnten durch die Menge an Sand und Bergbauabfällen weniger Wasser speichern. In einer Lagune hinter dem Dorf staute sich das Wasser an, bis es sich dann schließlich mit voller Wucht entlud. 9)Amnesty International: „Our lives mean nothing“ – The Human Cost of chinese Mining in Nagonha, Mozambique: Bericht vom Februar 2018 10)Amnesty International: Fischerdorf durch chinesischen Bergbaukonzern bedroht: Artikel vom: 7.5.2018
Der Konzern soll laut Amnesty International vor dem Beginn der Bergbauoperation keine Umweltverträglichkeitsprüfung angestrebt haben. Auch sei Haiyu nicht mit der Gemeinde von Nagonha in Kontakt getreten – so wie es mosambikanische Gesetze vorschreiben. Die Bergbaupraktiken zerstörten nicht nur die Häuser der Bevölkerung, sie raubten ihr auch die Möglichkeiten zum Fischfang, zum Sammeln von Früchten und Heilkräutern sowie Brennholz. Es könnte auch nicht die letzte Flut gewesen sein: Sollte es noch einmal dazu kommen, droht das ganze Dorf ins Meer gespült zu werden. 11)Amnesty International: Fischerdorf durch chinesischen Bergbaukonzern bedroht: Artikel vom: 7.5.2018
Jetzt weigert sich Haiyu, Verantwortung für die Flutkatastrophe zu übernehmen. Die Flut sei vor allem durch Starkregen entstanden, so das Unternehmen. Auch Entschädigungszahlungen für die obdachlosen Dorfbewohner lehnt der Konzern ab. Nach dem Bericht und Druck von Amnesty International hat die mosambikanische Regierung die Bergbauaktivitäten ausgesetzt. Deprose Muchena, Reginaldirektor der Menschenrechtsorganisation für das südliche Afrika, fordert nun eine gewissenhafte Diskussion mit der Dorfgemeinschaft von Nagonha. Sie sollen für ihre verletzten Rechte Gerechtigkeit erfahren. 12)Amnesty International: Fischerdorf durch chinesischen Bergbaukonzern bedroht: Artikel vom: 7.5.2018 13)Amnesty International: Regierung setzt gefährlichen Bergbau aus: Artikel vom: 30.5.2018
Fußnoten und Quellen:
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