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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Klimawandel führt zu Überflutung in Ostafrika
In Uganda hört es nicht auf zu regnen. Normalerweise herrscht im tropischen Ost- und Zentralafrika ein Wechsel von Regen- und Trockenzeit. Doch in diesem Jahr regnet es in der Trockenzeit, die eigentlich von November bis März dauern soll, einfach weiter. Es sieht nicht so aus, als ob sich daran in der nächsten Zeit etwas ändert. Laut dem nationalen Wetterdienst in Uganda sollen die Regenfälle noch bis Ende des Jahres anhalten. 1) taz: Regenzeit ohne Ende; Stand 07.12.2019 In den vergangenen Tagen haben sie dazu geführt, dass vier Flüsse und der Viktoriasee über die Ufer getreten sind. Durch die Überflutung stehen die Häuser von Tausenden Familien unter Wasser. Außerdem sind vielerorts Latrinen und Brunnen unbrauchbar, wodurch das Trinkwasser mit Bakterien und Fäkalien verschmutzt ist. 2) epo: Zehntausende Menschen nach Überflutungen obdachlos; Stand 13.05.2020 Menschen, die ihr Haus verloren haben, werden vorübergehend in provisorischen Notunterkünften versorgt. Dies birgt allerdings eine neue Gefahr. Durch die Enge in den Unterkünften ist es schwer, Abstandsregeln einzuhalten. Darum ist die Angst groß, dass sich Covid-19 rasant ausbreitet, sobald sich die ersten Flüchtlinge im Lager anstecken. Die Folgen wären fatal, da in den betroffenen Regionen, vor allem in Kasese, im Westen Ugandas, die notwendige Infrastruktur durch die Überflutung zerstört wurde. 3) Aktion Deutschland Hilft; Uganda: Überschwemmungen und Angst vor COVID-19; Stand 12.05.2020
Die Lord’s Resistance Army, den meisten wahrscheinlich bekannt durch die Kampagne Kony 2012, hat in Uganda lange Schrecken verbreitet. In den letzten Jahren hat die Gewalt in Uganda nachgelassen, da sich die Aufständischen in den Südsudan und in den Osten des Kongos zurückgezogen haben. 4) bpb: Nord-Uganda; Stand 04.06.2018 Heute ist Uganda kein Land mehr, aus dem Menschen fliehen, sondern eines, dass viele Flüchtlinge aufnimmt. Seit den 1960ern verfolgt Uganda eine so großzügige Flüchtlingspolitik, dass es von der internationalen Gemeinschaft wiederholt das flüchtlingsfreundlichste Land genannt wurde. Seit 2013 hat sich die Zahl der Flüchtlinge verfünffacht, auf mittlerweile 1,2 Millionen. Uganda ist der sichere Hafen, für Menschen, die aus den konfliktgeplagten Nachbarländern wie dem Südsudan oder dem Kongo fliehen. Laut dem UN-Flüchtlingswerk sind es vor allem Frauen und Kinder, die vor sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt und anderen Folgen des Bürgerkriegs aus dem Südsudan fliehen. Diese Menschen bekommen in Uganda durch die Selbstversorgungsstrategie eine Perspektive aufgezeigt. Im Rahmen dieser Strategie genießen alle Flüchtlinge das Recht auf Arbeit und Freizügigkeit. Jedem Flüchtlingshaushalt wird außerdem ein Stück Land zugewiesen. Auf diesem kann Ackerbau betrieben werden, was die Selbstständigkeit der Flüchtlinge fördert. 5) bpb: Ugandas Flüchtlingspolitik: Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen; Stand 16.04.2020
Wie kommt es eigentlich zu diesen ungewöhnlich starken und lang anhaltenden Regenfällen? Kira Vinke, Ostafrika-Expertin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, sagt, dass es sich hierbei nicht um ein außergewöhnliches Wetterphänomen handelt. Stattdessen sind hier die Folgen des menschengemachten Klimawandels zu beobachten. Steigende Temperaturen im Sommer führen dazu, dass die Wassertemperatur im Indischen Ozean ansteigt. Dadurch verdunstet auch mehr Wasser. Gleichzeitig kann wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Diese Kombination führt zu lang anhaltenden Extremniederschlägen im Inland. Die Niederschläge und Überflutungen, die man momentan in Uganda und ganz Westafrika beobachten kann, sind nicht unerwartet und stimmen mit der Klimaprojektion für die Region überein. 6) tagesschau: Wo der Klimawandel längst Realität ist; Stand 13.12.2019
Der Starkregen zeigt sich in verschiedenen Teilen des Landes auf unterschiedliche Art zerstörerisch. In der Elgon-Bergregion entlang der kenianischen Grenze ist es zu Erdrutschen gekommen, die bereits neun Menschen das Leben gekostet haben, darunter 2 Kinder. Insgesamt sind bis zu 85.000 Haushalte betroffen und 21.000 Hektar Ackerland vernichtet. Die Region Teso im Herzen des Landes ist von vielen Seen geprägt, deren Wasserstand in der letzten Zeit stark angestiegen ist. Dadurch wurden 55.000 Menschen vertrieben und 120.000 Hektar Ackerfläche zerstört. Dass auch so viel Ackerland zerstört wurde, ist ein langfristiges Problem für ganz Ostafrika. Denn beispielsweise der Südsudan ist von Ugandas Lebensmittelproduktion abhängig, genauso wie die über 1 Million Flüchtlinge im Land, welche von Subsistenzwirtschaft leben. 7) taz: Regenzeit ohne Ende; Stand 07.12.2019 Insgesamt sind mindestens 2,5 Millionen Menschen in Ostafrika – darunter der Südsudan, Sudan, Uganda, Äthiopien, Somalia und Kenia – von den Überschwemmungen betroffen. Viele dieser Staaten leiden bereits unter dem Mangel an Nahrungsmitteln und sind Opfer von Konflikten. 8) Zeit: Überschwemmungen im Südsudan treffen fast eine Million Menschen; Stand 15.12.2019 Extreme Wetterereignisse sind ein Katalysator, der die Situation der Menschen in Krisenregionen verschärft. Mit Uganda ist ein Land betroffen, das viele Flüchtlinge aufnimmt, diese Menschen sind nun gezwungen, ein zweites Mal ihr bisheriges Leben aufzugeben und weiter zu fliehen. Sollte der Klimawandel mit der gleichen Geschwindigkeit voranschreiten, wird es in Zukunft in Afrika noch deutlich mehr Flüchtlinge geben, die in Nachbarländer oder nach Europa flüchten. 9) tagesschau: Wo der Klimawandel längst Realität ist; Stand 13.12.2019
Fußnoten und Quellen:
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