![Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] - Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -](https://www.fluchtgrund.de/files/2021/07/was_bringt_menschen_dazu-713x628.png)
Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Illegale Rinderzucht in Brasilien zerstört den Amazonas und vertreibt Indigene
Die verheerenden Waldbrände im Amazonas in Brasilien sorgten 2019 weltweit für Entsetzen. Mittlerweile ist klar geworden, dass ein Grund dafür die massive Ausweitung illegaler Rinderfarmen ist. Laut einem Bericht von Amnesty International ist illegale Viehzucht die häufigste Form von Landnahme im Regenwald. Zwischen 1998 und 2014 ist eine Fläche von der fünffachen Größe Portugals in Weideland verwandelt worden. 1)Amnesty International: Illegale Rinderfarmen sind für die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes verantwortlich: Pressemitteilung vom 26.11.2019
In fünf verschiedenen Gebieten des Amazonas beobachtete die Organisation die Entwaldung des Regenwaldes für die Rinderzucht. Mehr als sechzig Prozent der entwaldeten Fläche des Amazonas wird als Weidefläche genutzt. Die grileiros, illegale Landbesetzer, suchen sich ein geeignetes Stück Land aus, holzen Bäume ab und zünden das Gebiet an, bevor die Tiere sich dort ausbreiten. Damit stellt diese Form der Landwirtschaft nicht nur eine Gefahr für das Klima dar, sondern entledigt die dort lebende indigene Bevölkerung auch ihres Lebensraums und ihrer Rechte. Zusammen mit der Recherche hat Amnesty International auch sehr eindrucksvolle Drohnenaufnahmen der Entwaldung für die Rinderzucht veröffentlicht.
Seit Amtsantritt Bolsonaros sei ein Anstieg in dieser Form des Landgrabbings zu erkennen, so Amnesty International. Unter der neuen brasilianischen Regierung wurden die Gelder zum Schutz der Umwelt und der Indigenen ohnehin schon gekürzt, jetzt erhält die illegale Rinderzucht auch Unterstützung durch brasilianische Behörden. Die Landnahme in den Schutzgebieten des Amazonas steigt an, die Indigenen berichten von gewalttätigen Invasionen. Im Reservat Rio Jacy-Paraná sind alle Bewohner vertrieben worden. Jetzt besetzen bewaffnete Rinderfarmer das Land. 2)Amnesty International: Fence off and bring cattle – Illegal Cattle Farming in Brazil’s Amazon: Bericht vom November 2019
Die Zunahme der illegalen Rinderzucht schlägt sich auch in der Wirtschaft nieder. Zwischen 2008 und 2018 stieg die Menge der Tiere im Amazonasgebiet um fast ein Viertel, Stand 2018 leben im Amazonas über 80 Millionen Rinder. Brasilien gilt als drittgrößter Fleischexporteur der Welt, mit einem Marktanteil von 11 Prozent. Allerdings steht die Entwaldung des Amazonas im direkten Bezug zum Fleischexport Brasiliens. Die Ausfuhr von Rindfleisch bedeutete zwischen 2015 und 2017 den Verlust von knapp 180.000 Hektar Regenwald. 3)Amnesty International: Fence off and bring cattle – Illegal Cattle Farming in Brazil’s Amazon: Bericht vom November 2019 4)Weltexporte: Top 10 Länder – Export von Rindfleisch: nicht mehr verfügbar
Am hohen Rindfleischexport hat auch Deutschland seinen Anteil. 2018 bezog Deutschland fast 120.000 Tonnen aus dem südamerikanischen Land. Das hat seine Konsequenzen für den Amazonas, aber schlägt sich auch stark im anderweitigen Ressourcenverbrauch nieder. Ein Kilo Rindfleisch verschlingt 16 Kilo Futter. Zusammen mit dem Trinkwasser für die Tiere und deren Reinigung liegen mit einem Kilo Fleisch gleichzeitig mehr als 15.000 Liter Wasser auf unserem Teller – einer Menge, mit der ein Mensch ein Jahr lang täglich duschen könnte. Zudem werden bei der Rindfleischproduktion hohe Mengen an CO2 produziert. Ein Kilo Rindfleisch bedeutet mehr als 13 Kilo Kohlenstoffdioxid. Ein Kilo Mischbrot kommt hingegen auf weniger als ein Kilo CO2. 5)PETA: Virtuelles Wasser – So hoch ist der Wasserverbrauch für Fleisch: Artikel vom Juni 2017 6)Agrarheute: EU importiert wieder mehr Rindfleisch aus Brasilien: Artikel vom 25.01.2019 7)Greenpeace: Fleisch – was kostet das Stück Lebenskraft?: Artikel vom Januar 2014
Jedes Stückchen brasilianisches Rindfleisch bedeutet die fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes, den fortschreitenden Klimawandel und einen unangemessenen Wasserverbrauch im Angesicht zunehmender Wasserknappheit. Dazu verlieren durch illegale Landnahme viele Indigene ihren Schutzraum und ihre Heimat. Wer partout nicht auf Fleisch verzichten will, sollte sich zumindest überlegen, ob das Geld nicht in ein regionales Stück Fleisch besser investiert wäre als in das brasilianische Edelsteak.
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare