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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Kongo: Der Konsumwahn im globalen Norden befeuert die Gewalt gegen Frauen und Kinder
Der Kongo ist im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten ein reiches Land. Der Staat in Zentralafrika besitzt eine große Menge an Bodenschätzen. Manche Experten schätzen, dass in dieser Region der Welt Bodenschätze im Wert von 24 Trillionen Dollar vorhanden sind. Man sollte meinen, dass dies genug für die Versorgung der ganzen Bevölkerung im Kongo sei. Doch vielen geht es hierbei nicht um das Wohl der Bewohner, sondern um die finanzielle Ausbeutung der wertvollen Rohstoffe. Es handelt sich hierbei um Schätze wie Coltan, Uran, Wolfram und viele mehr. 1)Unicef: Kongo: Reiches Land, Arme Bevölkerung: Reisetagebuch aus dem Kongo – Tag 4; Stand 31.03.2020
Die Böden im Kongo sind ebenfalls besonders fruchtbar, doch die Menschen verfügen über keine funktionierende Infrastruktur und so verrottet die Ernte von beispielsweise Bananen oder Zuckerrohr vor ihren Augen. Viele müssen deshalb einen qualvollen Tod sterben, da sie nicht genug zum Essen haben. Die Bauern im Kongo können auch ihre Felder nicht in Ruhe bestellen, da es immer wieder zu Überfällen durch Rebellengruppen kommt. Es fehlt auch an gut ausgebauten Straßen, so kommt die Ernte nur schwer auf den Markt zu den Leuten, die darauf angewiesen wären. Die schlechten Verhältnisse und die langanhaltenden Konflikte tragen dazu bei, dass der Kongo, auf dem Papier ein Land, welches mit wertvollen Ressourcen gesegnet zu sein scheint, zu den ärmsten Ländern auf der Welt gehört. Der Konflikt im Kongo tobt bereits mehr als 20 Jahre und forderte seitdem mehrere Millionen Tote und die Zahl steigt weiter. 2)Unicef: Kongo: Reiches Land, Arme Bevölkerung: Reisetagebuch aus dem Kongo – Tag 4; Stand 31.03.2020 3)Aktion Deutschland Hilft: Länderinformation Demokratische Republik Kongo; Stand 31.03.2020
Die Leidtragenden des Konflikts und der Überfälle der Rebellengruppen sind zumeist die Frauen und Kinder, die diesen oft schutzlos ausgeliefert sind. Vergewaltigung wird im Konflikt der Rebellen gegen die kongolesische Armee von beiden Seiten systematisch als Waffe eingesetzt. Jeden Tag werden in der Region Süd-Kivu zehn Kinder sexuell missbraucht. Für die Opfer dieser Gräueltaten wurde das Krankenhaus Panzi errichtet, welches zum Schutz und zur Betreuung der traumatisierten Kinder und Frauen ausgelegt ist. Viele kommen hier nach einem längeren Fußmarsch völlig erschöpft, schwer verletzt und traumatisiert an. Die Zahl der Fälle, die täglich im Krankenhaus ankommen, nimmt immer noch zu. Mehr als 400 Betten sind dort verfügbar, über 200 dieser Betten sind speziell für die Behandlung von Frauen und Kindern ausgelegt, die sexuelle Gewalt erfahren haben. Neben Traumata leiden Frauen, die hier behandelt werden, an Fistula, Gebärmuttervorfall und an einem zerstörten Beckenboden, aber die Verletzungen sind meist noch gravierender. Mit Hilfe von Gynäkologen, Psychiatern und Kinderheilkundlern soll den Patienten hier nachhaltig geholfen werden. 4)Unicef: Bittere Erkenntnis: Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu: Reisetagebuch aus dem Kongo – Tag 2; Stand 31.03.2020
Für viele der Betroffenen in der Region ist es jedoch schwer, das Krankenhaus überhaupt zu erreichen, da in der Region Süd-Kivu sechs Millionen Menschen auf einem riesigen Gebiet leben. Deshalb ist auch eine mobile Klinik unterwegs, um die Frauen und Kinder direkt vor Ort zu unterstützen. Das mobile Team ist drei Wochen im Monat in den entlegenen Dörfern und Gemeinden unterwegs, um der Bevölkerung mit speziellen Medikamenten und seelischer Unterstützung eine Perspektive nach den traumatischen Erlebnissen zu bieten. Traurigerweise häufen sich diese schrecklichen Taten. 5)Unicef: Bittere Erkenntnis: Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu: Reisetagebuch aus dem Kongo – Tag 2; Stand 31.03.2020
Für vielen Frauen und Kinder ist die Flucht in diese Einrichtung die einzige Möglichkeit, Hilfe zu bekommen und ihre schwerwiegenden Erlebnisse und Verletzungen behandeln zu können. Es gibt leider aber noch viele weitere Betroffenen, denen es nicht möglich ist, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei es aufgrund der Entfernung zum Krankenhaus oder durch die anhaltenden Überfälle durch Rebellengruppen. Die Organisation setzt sich vor allem für die Hilfsleistungen an den Frauen und Kinder ein, so wird unter anderem das mobile Klinikteam finanziert. Mehr als 3.800 betroffene Frauen könnten somit schon erreicht und geholfen werden. Es gibt aber weiterhin noch eine Menge zu tun. 6)Unicef: Bittere Erkenntnis: Die Gewalt gegen Frauen nimmt zu: Reisetagebuch aus dem Kongo – Tag 2; Stand 31.03.2020
Eine Spur des Coltans, ein Bodenschatz des Kongos, führt auch nach Deutschland. Hier in der Bundesrepublik sitzt ein führender Vertrieb für die Verarbeitung des Rohstoffs. Die Materialien werden für den Vibrationsalarm und die Akkus von Smartphones und anderen elektronischen Geräten verwendet. Über 90 Prozent der Deutschen besitzen ein Smartphone, somit verfügt fast jeder hier über ein Handy, welches mit ziemlicher Sicherheit Konfliktrohstoffe, oder genauer gesagt, deren Endprodukte enthält. In unserer Wegwerfgesellschaft, in der die Menschen fast jedes Jahr ein neues Smartphone kaufen, werden diese Materialien immer einen Abnehmer finden. In der Bundesrepublik werden pro Jahr mehr als 20 Millionen Smartphones verkauft, über eine Million Tonnen Elektroschrott wird dabei produziert. Vielleicht aber denk der ein oder andere demnächst bei der Bestellung eines neuen Mobiltelefons daran, welche Opfer die Bewohner im Kongo dafür bringen, dass die Bevölkerung im globalen Norden hier die neuste und modernste Technik besitzen können. Mit dem weiteren, nicht nachhaltigen Konsum wird auch der Konflikt im Kongo und die Gewalt an Frauen und Kindern kein Ende nehmen. 7)Handelsblatt: Der Fluch des Reichtums im Kongo; Artikel vom 23.04.2017 8)Chip365: 24 Millionen Smartphones im Jahr: Das große Problem der Handyindustrie – und wie wir es lösen können; Artikel vom 18.01.2018
Fußnoten und Quellen:
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