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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Erderwärmung: Das Schmelzen der Permafrostböden verschärft den Klimawandel
Der Klimawandel ist in aller Munde und in der Öffentlichkeit präsent wie nie zuvor. Im Schatten dieser Debatte bahnt sich allerdings eine unbekannte Gefahr an, die durch die globale Erwärmung ausgelöst wird und ihr Tempo in einem erschreckenden Ausmaß beschleunigen kann. Es geht um das Abtauen der Permafrostböden in den arktischen Regionen. Infolge dessen gelangen große Mengen Treibhausgase zusätzlich in die Atmosphäre und können eine Kettenreaktion auslösen, wodurch die Erderwärmung beschleunigt wird. Die Permafrostböden sind eines von vielen Kippelementen in unserem Ökosystem, welches irreparable Schäden mit direkten Auswirkungen auf das menschliche Leben anrichten kann. 1) Klimareporter: Der Klima-Turbo; Artikel vom 11.02.2020 2) Spektrum.de: Permafrost: Die Zeitbombe im hohen Norden; Artikel vom 05.09.2019
Was sind die Permafrostböden?
Bei den Permafrostböden handelt es sich um Dauerfrostböden, die sich vor allem auf der Nordhalbkugel in Russland, Kanada und Alaska befinden. Sie können in unterschiedlicher Dicke und Tiefe vorhanden sein und müssen mindestens zwei Jahre Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufweisen. Ungefähr ein Viertel der Landmasse auf der Nordhalbkugel ist von den Relikten aus der Eiszeit bedeckt. Seit wenigen Jahrzehnten sind allerdings gefährliche Veränderungen zu beobachten.
Durch den Klimawandel erwärmen sich die Oberflächen-Temperaturen und die einst unbekümmerten gefrorenen Böden beginnen zunehmend aufzutauen. Diese Entwicklung kann weitreichende Auswirkungen auf das weltweite Klima haben und die globale Erderwärmung weiter beschleunigen. 3) Alfred-Wegener-Institut: Permafrost: Permafrost auf den Punkt gebracht; Beitrag zuletzt abgerufen am 21.02.2020 4) Klimareporter: Der Klima-Turbo; Artikel vom 11.02.2020 5) Spektrum.de: Permafrost: Die Zeitbombe im hohen Norden; Artikel vom 05.09.2019
Welche Gefahr geht von den Permafrostböden aus?
Steigen die Temperaturen, werden die Winter wärmer und die Sommer länger. In Folge treten aus den aufgetauten Erdschichten Überreste von toten Pflanzen und Tieren zum Vorschein. Diese Pflanzen- und Tierreste speichern Unmengen an Kohlenstoff. Treten sie an die Oberfläche, wird das organische Material von Mikroorganismen zersetzt. Bei diesem Prozess werden Kohlendioxid und Methan freigesetzt, welche in die Atmosphäre gelangen.
Dieser Vorgang wirkt sich direkt auf den Treibhauseffekt aus, welcher für den Klimawandel verantwortlich ist. Das Potenzial für eine dramatische Erhöhung der Treibhausgase wird vor allem durch die Masse des gespeicherten Kohlenstoffs deutlich. Insgesamt geht man von ca. 1300 bis 1600 Milliarden Tonnen aus, die im Permafrost gespeichert sind. Im Vergleich dazu befinden sich in der Erdatmosphäre gerade einmal 870 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Somit können die Auswirkungen auf die Erderwärmung gewaltig sein. Zudem zeigen neue Studien, dass die gefrorenen Böden in vielen Regionen nicht gleichmäßig auftauen, sondern abrupt. Dort wo der Untergrund mit viel Eis durchsetzt ist, sinkt er sprunghaft ab. Von derartigen Auftauprozessen sind ungefähr ein Fünftel der Permafrost-Landschaften gefährdet und sie können die Gesamtemissionen um bis zu 40 Prozent erhöhen. Dieser dramatische Mehrwert hat in Klimamodellen bisher keine Berücksichtigung gefunden. Die Erkenntnisse geben Anlass zur Besorgnis, dass durch den aktuellen Temperaturanstieg eine Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, die sich nicht mehr kontrollieren lässt, geschweige denn beenden lässt. Durch den globalen Temperaturanstieg taut der Permafrost auf, dadurch geraten Unmengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre, die das Klima weiter anheizen. Ein Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen gibt. 6) Alfred-Wegener-Institut: Permafrost: Permafrost auf den Punkt gebracht; Beitrag zuletzt abgerufen am 21.02.2020 7) Spektrum.de: Permafrost: Die Zeitbombe im hohen Norden; Artikel vom 05.09.2019 8) Innovations Report: Höhere Treibhausgasemissionen durch schnelles Auftauen des Permafrostes; Beitrag vom 18.02.2020 9) Umweltbundesamt: Klimagefahr durch tauenden Permafrost?; Arbeitspapier von August 2006
Welche Auswirkungen hat das für den Menschen?
Das Auftauen des Permafrostes beeinflusst das menschliche Leben in direkter und indirekter Weise.
Von den direkten sichtbaren Folgen sind Menschen betroffen, die in den arktischen Gebieten auf den Dauerfrostböden leben. Häuser Kippen um, Straßen sacken ab, Bahnlinien werden beschädigt oder Pipelines brechen zusammen. In Küstenregionen müssen schon heute ganze Dörfer umgesiedelt werden, weil der Untergrund erodiert. Zudem verändert sich der Lebensraum stetig. Auf früherem Weideland erschließen Seen, Bäume und Sträucher die Region. Durch die Entwicklungen dürften in den kommenden Jahren Millionen Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden.

In Alaska, aber auch in anderen Regionen auf der Nordhalbkugel, sinken Häuser aufgrund des schmelzenden Permafrostes ab. | Bild: © Amanda Graham [CC BY-NC 2.0] – flickr
Durch die dramatischen Auswirkungen auf den Klimawandel nähern wir uns dem 1.5 Grad Ziel stetig.
Allein bis 2100 könnte das Auftauen des Permafrostes das globale Klima um 0,29 Grad erhöhen und im Alleingang dem Grenzwert gefährlich nahe kommen. Die Folgen des weltweiten Temperaturanstiegs sind bereits heute spürbar und werden in Zukunft zunehmen. Schmelzende Gletscher, Anstieg des Meeresspiegels, Schädigung der Ökosysteme und zunehmende Wetterextreme gehen mit der globalen Erwärmung einher und stellen ernsthafte Bedrohungen für Mensch und Natur dar. Infolge dessen ist der Klimawandel bereits heute ein entscheidender Grund für Flucht und Migration. Die Weltbank rechnet damit, dass durch die Folgen des Klimawandels, die Zahl der Flüchtlinge bis 2050 auf 140 Millionen Menschen ansteigen kann. Der Weltklimarat unterstreicht diese Prognose und rechnet bei einer Erderwärmung von höchstens zwei Grad Celsius mit 280 Millionen Flüchtlingen bis zum Jahr 2100. Um dem Klimawandel und der Verschärfung durch den Permafrost entgegenzutreten, ist von entscheidender Bedeutung, den Tauprozess und seine Auswirkungen auf das Klima genauer unter die Lupe zu nehmen und akute Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu intensivieren. 10) Umweltbundesamt: Klimagefahr durch tauenden Permafrost?; Arbeitspapier von August 2006 11) Spektrum.de: Permafrost: Die Zeitbombe im hohen Norden; Artikel vom 05.09.2019 12) Alfred-Wegener-Institut: Permafrost: Permafrost auf den Punkt gebracht; Beitrag zuletzt abgerufen am 21.02.2020 13) The World Bank: Climate Change Could force Over 140 Million to Migrate within their Countries by 2050: World Bank Report; Beitrag vom 19.03.2019 14) ipcc: 1.5°C Globale Erwärmung; Bericht vom 08.10.2019
Fußnoten und Quellen:
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