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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Christliche Länder sponsoren Vertreibung von Christen in Syrien
Der Nahe Osten ist die Wiege des Christentums. Die christliche Gemeinschaft dort gilt als älteste der Welt. Trotz der Islamisierung der Region ab dem siebten Jahrhundert konnte sich das orientalische Christentum bis heute erhalten. In Syrien lebten 2010 circa zwei Millionen Christen, damit war es das Land mit der größten christlichen Bevölkerung im Nahen Osten. Doch als der syrische Bürgerkrieg ausbrach, gerieten die Christen, wie so viele andere, zwischen die Fronten des grausamen Konflikts. 1) Deutsches Orient-Institut: Die orthodoxen Christen in Syrien und Libanon: Zwischen Assad und Islamisten; 08/2014 2) BBC: Guide: Christians in the Middle East; Artikel vom 11.10.2011
Im Rahmen des Arabischen Frühlings gingen auch in Syrien 2011 Menschen friedlich gegen Korruption und Misswirtschaft auf die Straße. Der syrische Diktator Baschar al-Assad ließ sie brutal niederschlagen. Daraufhin radikalisierte sich der Aufstand, gleichzeitig wurde er zunehmend von islamistischen Kräften aus dem Ausland übernommen. Der Protest entwickelte sich zur gewaltsamen Revolte und endete schließlich in einem Bürgerkrieg. 3) Lüders, Michael: Armageddon im Orient: Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt; 2018
Im Westen hatte man sich stets an Assad gestört und freute sich daher über die Aufstände. Mit Autokraten an sich hatte man kein Problem, doch der syrische Diktator stand auf der „falschen“ Seite – auf der des Iran, Russlands und Chinas. Deshalb wünschten sich Washington, Paris, London & Co. einen Regimewechsel in Damaskus zu ihren Gunsten. Von Anfang an halfen sie dem Widerstand gegen Assad. Offiziell im Einsatz für Demokratie und Menschenrechte, wurden dabei jedoch hauptsächlich Dschihadisten und Salafisten unterstützt. Diese gehen mit den gleichen grausamen Methoden vor wie die Armee des Diktators und wollen Syrien in ein streng islamisches Land umwandeln. Die demokratischen und friedlichen Kräfte waren von ihnen schon früh aus der syrischen Opposition verdrängt worden. 4) Lüders, Michael: Armageddon im Orient: Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt; 2018 5) Ganser, Daniele: Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren; 2016
Syrien ist mehrheitlich von sunnitischen Muslimen bevölkert, es gibt jedoch zahlreiche religiöse Minderheiten. Neben Christen sind das vor allem Drusen, Schiiten und Alawiten. Das alawitische Assad-Herrscherhaus regierte den Staat säkular und garantierte die Religionsfreiheit. Damit verschaffte es sich die Unterstützung der meisten Minderheiten. Außerdem konnte es sich auf viele reiche Sunniten stützen. Während die sunnitische Unterschicht Diskriminierung und Willkür erleiden musste, führten diese Gruppen meist ein gutes Leben unter dem Assad-Regime. Syrien galt sogar als sicherstes Land für Christen im ganzen Nahen Osten und wurde so zum Zentrum des orientalischen Christentums. Den Aufstand gegen Assad trugen die syrischen Christen deshalb logischerweise nicht mit. 6) Lüders, Michael: Armageddon im Orient: Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt; 2018 7) Deutsches Orient-Institut: Die orthodoxen Christen in Syrien und Libanon: Zwischen Assad und Islamisten; 08/2014 8) Youtube: ARTE: Der Mut der Verzweifelten: Syrien ohne Christen?; Dokumentation 12/2019
Doch obwohl sie versuchten, sich aus dem Krieg herauszuhalten, hatten sie bald Feinde. Denn für die sunnitischen Dschihaddisten waren alle, die nicht ihrem Islam folgten, Ungläubige. Und die galt es zu bekämpfen. Wegen der Bevorzugung durch das Regime und ihrer Sympathie für Assad zogen die privilegierten Gruppen natürlich zusätzlich Hass auf sich. Als die Gotteskrieger große Gebiete in Syrien unter ihre Kontrolle brachten, gingen sie brutal gegen religiöse Minderheiten vor. Vor allem die Christen landeten im Fadenkreuz der Islamisten. Sie wurden diskriminiert, zum Konvertieren gezwungen oder vertrieben. Meist ließen die Islamisten den Christen nur wenige Tage um zu verschwinden, bevor ihnen die Massakrierung drohte. 9) Ganser, Daniele: Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren; 2016 10) WELT: Christen in Syrien: Zum Islam Konvertieren oder den Kopf verlieren; Artikel vom 15.10.2013 11) Spiegel: Aufstand gegen Assad: Syriens Christen fliehen vor radikalen Rebellen; Artikel vom 23.07.2012 12) Deutsches Orient-Institut: Die orthodoxen Christen in Syrien und Libanon: Zwischen Assad und Islamisten; 08/2014
Genau diese „Widerstansdkämpfer“ unterstützt der Westen bis heute. Demokratie und Freiheit sind dabei nie das Ziel gewesen, sondern geopolitische und wirtschaftliche Vorteile. Obwohl man sich dem Kampf gegen den Terror verschrieben hat, werden Dschihaddisten weiterhin mit Waffen und Geld versorgt. Es gibt Berichte von britischen und französischen Spezialkräften, die in Syrien „Rebellen“ trainiert haben sollen. Neben den NATO-Staaten ist Saudi-Arabien Hauptsponsor des Islamismus – ein Land, das selbst einen fundamentalen Islam praktiziert. Sogar den Islamischen Staat, der mittlerweile zum Feind des Westens geworden ist, hatte man einst unterstützt. Diese besonders radikale Islamistengruppe ist nicht nur in Syrien, sondern auch im Nachbarland Irak für tausende tote und geflohene Christen verantwortlich. 13) Reuters: Covert, pay tax or die, Islamic State warns Christians; Artikel vom 18.07.2014 14) Ganser, Daniele: Illegale Kriege: Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren; 2016
Die USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die meisten anderen westlichen Staaten sind christliche Länder. Auch ihre Politik ist vom Christentum geprägt: In den USA gilt der Wahlspruch „In God We Trust“, außerdem hat das Land einen evangelikalen Vizepräsidenten. In Großbritannien ist die Königin gleichzeitig Oberhaupt der Anglikanischen Kirche und die deutsche Bundeskanzlerin gehört einer Partei an, die sich selbst als „christlich“ bezeichnet. Dennoch unterstützen die christlichen Staaten radikalislamische Gruppen, die massenhaft Christen vertreiben und töten. Das zeugt von gewaltiger Doppelmoral.
Etwa die Hälfte der syrischen Christen hat das Land mittlerweile verlassen. Immerhin kehren neuerdings einige wieder in die vom Regime kontrollierten Gebiete zurück. Doch ihre Zahl ist gering. Igantius Ephräm II, das Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen-Kirche, befürchtet, dass die meisten Geflüchteten die Verbindung zur Heimat verloren haben. Seine Hoffnung ist, dass wenigstens die, die nicht geflohen sind, dazu bewegt werden können, zu bleiben. Zu einem friedlichen Zusammenleben der Religionen wie früher jedoch wird Syrien wahrscheinlich nie wieder zurückkehren. Zu groß sind die Spuren, die neun Jahre Krieg hinterlassen haben. Viele Syrerinnen und Syrer sehen die einst so große religiöse Vielfalt als Teil der Identität ihres Landes an. Doch die haben die westlichen Staaten nun katastrophal beschädigt. Der Sturz Assads scheint ihnen wichtiger gewesen zu sein als Bevölkerung, Kultur, Demokratie und Menschenrechte, ja sogar als christliche Werte und die christlichen Glaubensgeschwister. 15) Youtube: ARTE: Der Mut der Verzweifelten: Syrien ohne Christen?; Dokumentation 12/2019 16) Open Doors International/ served/ Middle East Cocern: Understanding recent movements of Christians from Syria and Iraq to other countires across the Middle East and Europe; 2017 17) WELT: Christen in Syrien: Zum Islam Konvertieren oder den Kopf verlieren; Artikel vom 15.10.2013
Fußnoten und Quellen:
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