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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Wie der Kauf von Rosen im deutschen Supermarkt Menschen in Äthiopien zur Flucht treiben kann
Bald ist es wieder so weit. Weihnachten steht vor der Tür und damit werden die Rosenverkaufszahlen wieder explodieren. Denn Weihnachten ist neben Valentins- und Muttertag die umsatzstärkste Zeit im Blumengeschäft. Eine Rose verspricht Liebe, Zuneigung und Schönheit. Doch nicht für die Menschen, die in Äthiopien die Rosen für einen Hungerlohn ernten.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker geht davon aus, dass mittlerweile 40 Prozent der Rosen im Winter aus Äthiopien stammen. Genau lässt sich das nicht rekonstruieren, da viele niederländische Unternehmen den Ursprung der Pflanzen als niederländisch deklarieren. 1)Gesellschaft für bedrohte Völker: Blutrosen-FAQ 2)monde-diplomatique.de: Salz und Rosen, Artikel vom 11.04.2019
In Äthiopien werden Anbaugebiete zu einem sehr niedrigen Preis an ausländische Investoren verpachtet, um die Wirtschaft anzukurbeln. Oft geht es hier unter anderem um den Anbau von Palmöl, Baumwolle und Mais, aber eben auch um Rosen. Es finden sich mittlerweile viele Investoren, denn sie werden mit Steuerbefreiung und niedrigen Produktionskosten gelockt. 3)Außenwirtschaftsportal Bayern: Äthiopien lockt erfolgreich Investoren an, nicht mehr verfügbar 4)Survivalinternational.de: Indigene Völker im Omo-Tal Ein Großteil der niederländischen Unternehmen hat seine Produktion auf Afrika verlegt. 5)zeit.de: Äthiopiens Rosen auf Reisen, Artikel vom 10.05.2009 Unter den Hauptkunden dieser Unternehmen finden sich viele deutsche Supermarktketten. 6)oxfam.de: Menschenrechtsverletzungen für Profite deutscher Unternehmen
Der indigenen Bevölkerung, der das Land traditionell gehört und die das Land als Kleinbauern nutzt und der es als Jagd- oder Weidegrund dient, wird dabei die Lebensgrundlage entzogen. Sie werden von dem Grund vertrieben und müssen sich eine neue Heimat suchen. Doch das ist nicht so einfach. 7)Survivalinternational.de: Indigene Völker im Omo-Tal
Um die großen Anbauflächen der ausländischen Unternehmen mit Wasser zu versorgen, wird dem umliegenden Gebiet durch Bodendrainagen Wasser entzogen. Die Umgebung leidet an Wasserverlust und Trockenheit. 8)zeit.de: Äthiopiens Rosen auf Reisen, Artikel vom 10.05.2009 Gerade der Rosenanbau verwendet eine große Menge an Pestiziden, damit die Rosen innerhalb von zwei Monaten bereit für die Ausfuhr nach Europa sind. Die Böden reichern Gift an und eignen sich fortan nicht mehr für den Anbau von Lebensmitteln. 9)bund.net: Pestizide: Gefahr in Schnittblumen, Studie Februar 2012 Der Turkana-See, ein großer Salzwassersee im kenianischen Nationalparkgebiet trocknet zunehmend aus, da der Zufluss einen Staudamm für die Bewässerung der Anbauflächen der ausländischen Investoren in Äthiopien speist. Die Fischgründe für die Bevölkerung am Turkanasee gehen dadurch verloren und auch sie verlieren ihre Nahrungsgrundlage. 10)science.orf.at: Kenianische Nationalparks in Gefahr, Artikel vom 29.06.2018
Durch die Landeinnahme, die künstlich hergestellten Dürren und den Verlust der Nahrungsgrundlage wurden tausende Anwohner gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Das Gebiet, in dem sie sich niederlassen können, wird zunehmend kleiner. Für die einzelnen Volksgruppen, die früher ihr angestammtes Gebiet hatten und friedlich nebeneinander her lebten, beginnt ein Kampf um die knappen Resourcen. Dieses Aufeinanderstoßen von verschiedenen Volksgruppen durch die erzwungene Abwanderung in Kombination mit der Ressourcenknappheit führt immer wieder zu blutigen Konflikten und die Lage für die Einheimischen wird zusehends schwieriger. 11)Survivalinternational.de: Indigene Völker im Omo-Tal
Immer wieder wurden Journalisten, Aktivisten und Blogger, die sich gegen die Landeinnahme durch ausländische Investoren wehren oder diese nur kritisieren, aufgrund eines rigorosen Anti-Terror-Gesetzes, das systematisch zur Unterdrückung kritischer Stimmen eingesetzt wird, festgenommen. So wurden sogar Teilnehmer von Workshops für Ernhährungssicherheit als Terroristen verhaftet.
12)welt-sichten.org: Teuer erkaufte Stabilität: Artikel vom 07.12.2015 13)brotfüralle.ch: Trotz Repression bekommt Äthiopien Entwicklungshilfegelder, nicht mehr verfügbar 14)Gesellschaft für bedrohte Völker: Blutrosen-FAQ
Hinzu kommt, dass in Äthiopien bis vor kurzem immer wieder Folterungen stattfanden und es zu außergerichtlichen Hinrichtungen durch Sondereinheiten kam. Polizisten, die gegen Menschenrechte verstoßen haben, blieben straffrei. Untersuchungen dazu wurden laut Amnesty international zurückgewiesen. 15)amnestyinternational: Amnesty Report; Athiopien 2017/18 Es gab zwar Anfang 2o18 einen Regierungswechel, im Zuge dessen einige Journalisten frei gelassen wurden, dennoch bestehen die extremen Anti-Terror-Gesetze weiter. 16)amnestyinternational: Wegen Buch in Haft: Beitrag vom 20.09.2019
Man mag sich kaum vorstellen, dass der Kauf von Rosen dazu führen kann, dass ein Mensch seine Heimat verlassen muss. Doch die Fakten sprechen für sich.
Fußnoten und Quellen:
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