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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Wie der Sandabbau die Lebensgrundlage vieler Menschen gefährdet
In den vergangenen Jahren starben vier indische Journalisten während ihrer Recherchen zu Sandabbau in Indien. Es scheint, als hätten sie damit ein hochexplosives Thema angeschnitten, denn allesamt starben nicht eines natürlichen Todes, sondern sie wurden ermordet. 1)Süddeutsche.de: Tödliche Recherche; Artikel vom 20. Juni 2019
Obwohl es sich um ein Gut handelt, von dem es auf den ersten Blick mehr als genug zu geben scheint – schließlich gibt es dieses „wie Sand am Meer“-, handelt es sich beim Sandabbau um ein Problem weitreichenden Ausmaßes. Denn Sand ist nicht gleich Sand. Der Meersand unterscheidet sich in seiner Struktur stark von Wüstensand, da er durch die Macht der Wellen kantig und nicht vom Wind rundgeschliffen wurde. Meersand ist nach Trinkwasser die gefragteste Ressource der Welt, begehrter sogar als Öl. Denn er kann in seiner Einzigartigkeit als Rohstoff für viele verschiedene Zwecke genutzt werden. Zudem wird er zum Schutze der Küsten benötigt. In Europa benötigen vor allem die Niederlande zu diesem Zwecke große Mengen des Rohstoffes. 2)Worldoceanreview.com; 2014
Er wird jedoch auch zur Landgewinnung genutzt. Dubai mit seinen Palmeninseln ist hierfür ein gutes Beispiel. Oder auch Singapur, das in den letzten 50 Jahren um 20 Prozent gewachsen ist. Doch gerade das ist das Problem, denn Sandaufschüttungen in dieser Form sind nur möglich, wenn der Sand an anderer Stelle massiv abgebaut wird. Dies führt in seiner Konsequenz zu folgenreichem Landabbau. Besonders im indischen Ozean gehen auf diese Art immer mehr Strände verloren, und ganze Küstengebiete brechen ins Meer. In Indonesien, Malaysia und Thailand verschwanden mehrere Buchten und fast zwei Dutzend Inseln wurden bereits vom Meer verschluckt, weil Saugschiffe beim Sandabbau dem Land zu nahe kamen. 3) Deutschlandfunkkultur: Das Milliardengeschäft mit dem Sandraub, Artikel vom 25. Oktober 2014 4) Geo: Auf Sand gebaut; Artikel aus Geo Nr. 5/97
Meersand ist so vielfältig nutzbar, dass er auch für Kosmetik, Sandstrahler und die Autoindustrie benötigt wird. Der größte Abnehmer für Meersand ist jedoch die Baubranche, denn ohne diesen wäre Beton nicht stabil genug. Meersand ist wegen seiner eckigen Struktur also unersetzlich für diese stetig wachsende Branche.
Der massive Sandabbau bleibt nicht folgenlos. So ist der Landraub neben dem Klimawandel ein weiterer Grund für die Erhöhung des Meeresspiegels. Die Risiken für Naturkatastrophen steigen, denn wo Strände abgetragen wurden, kann das Meer bei Stürmen mit aller Wucht auf die Küste treffen, ohne abgepuffert zu werden. Verheerende Fluten drohen. 5) Heise.de: Das tödliche Geschäft mit dem Sand; Artikel vom 25. August 2019 6) Deutschlandfunkkultur: Das Milliardengeschäft mit dem Sandraub, Artikel vom 25. Oktober 2014 In Indien mit seinen vielen Flüssen wird der Sandabbau besonders massiv betrieben. So stürzte 2016 in Mumbai und Goa eine vielbefahrene Brücke ein, da die Fundamente durch den Bodenverlust freigelegt worden waren. 7)Tagesschau: Tödlicher Sand, Artikel nicht mehr verfügbar 8)Brückenweb.de: Savitribrücke; 2. August 2016 Zudem verloren dort bereits mehrere Hundert Menschen in Folge des Sandabbaus ihre Häuser ans Wasser. Fischer verlieren ihre Lebensgrundlage, da durch den Sandabbau die Strömungen an den Küsten verändert werden. Dies kann zu Erosion und infolgedessen zur Zerstörung ganzer Ökosysteme führen. Doch auch viele Bauern mussten schon ihre Heimatorte verlassen, denn durch den Sandabbau kann Meerwasser weiter ins Innenland dringen, Grundwasser verschmutzen und die Ufer von Flüssen versalzen, an denen fortan kein landwirtschaftlicher Anbau mehr betrieben werden kann. 9)Tagesschau.de: Tödlicher Sand; Artikel nicht mehr verfügbar
Obwohl der Sandabbau in Indien offiziell gesetzlich geregelt ist, wurden bisher 837 Millionen Tonnen Sand illegal abgetragen, wie aus einem vertraulichen Bericht des „Indian Bureau of Mines“ hervorgeht. Die sogenannte Sandmafia zählt mittlerweile zu den mächtigsten Gruppen der organisierten Kriminalität in Indien. Und die Gewinnmarge ist so groß, dass viele offizielle Stellen und Politiker wegschauen und Menschen, die darüber berichten oder sich dagegen einsetzen, ihr Leben riskieren.10)Tagesschau.de: Tödlicher Sand; Artikel nicht meher verfügbar 11)Zeit.de: Tödlicher Sand; Artikel vom 20. Juni 2019 Im indischen Bundesstadt Tamil Nadu hatte die lokale Regierung beispielsweise 2013 ein Verbot für den privaten Sandabbau ausgesprochen. Dennoch bestätigt ein Expertenbericht, dass zwischen 2013 und 2016 noch zwei Millionen Tonnen exportiert wurden. Zu den Abnehmern gehörten damals auch Firmen aus Deutschland und den USA. 12) Heise.de: Das tödliche Geschäft mit dem Sand; Artikel vom 25. August 2019 13)Zeit.de: Tödlicher Sand; Artikel vom 20. Juni 2019
Journalisten von dem Projekt „Forbidden Stories“ haben beschlossen, sich durch die Mordanschläge nicht einschüchtern zu lassen und die Geschichten zu Ende zu recherchieren, die ihre Kollegen das Leben kosteten. Bei dem anhaltenden Wachstum in der Baubranche wird es für sie noch viel zu tun geben. 14)Süddeutsche.de: Tödliche Recherche; Artikel vom 20. Juni 2019
Forscher arbeiten nun daran Wüstensand als Alternative im Baugewerbe nutzen zu können. Doch das wäre auf Dauer nur eine Verlagerung des Problems, denn auch Wüstensand ist ein endlicher Rohstoff. Früher oder später würde auch hier die örtliche Bevölkerung unter dem Abbau leiden und dadurch ihr Lebensumfeld verlieren. 15) Deutschlandfunkkultur.de: Das Milliardengeschäft mit dem Sandraub, Artikel vom 25. Oktober 2014
Fußnoten und Quellen:
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