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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Weltweiter Rückgang an fruchtbaren Böden bedroht die Existenz von Millionen von Menschen
Weltweit ist ein Rückgang an landwirtschaftlich nutzbaren Böden sowie deren Fruchtbarkeit zu beobachten. Besonders von diesem Phänomen betroffen sind Menschen in Afrika und Asien, aber auch in Lateinamerika. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und gehen oftmals miteinander Hand in Hand. So sind beispielsweise der Klimawandel, das Anwachsen der Bevölkerung in vielen der betroffenen Länder oder die Übernutzung von Böden durch Industrie und Landwirtschaft mit ausschlaggebend für den fortschreitenden Verlust an fruchtbaren Böden. Gerade der letzte Punkt kann von Industrienationen und dem Konsumverhalten ihrer Bevölkerungen maßgeblich mit beeinflusst werden. Wie viel Baumwolle wir importieren oder wie viel Fleisch wir aus industrieller Massentierhaltung konsumieren, spielt hier also eine wichtige Rolle. 1) DW: Bodenerosion wird zur globalen Gefahr; Artikel vom 17.06.2017 Überweidung, Nährstoffmangel durch einseitige Bewirtschaftung und die Abholzung von Regenwald sind direkt auf menschliches Verhalten zurückzuführen, doch auch indirekt vom Menschen hervorgerufene Faktoren wie Überschwemmungen und die Ausbreitung von Wüsten durch den Klimawandel führen zur Erosion von fruchtbaren Böden. 2) Welt.de: Alarmstufe Rot für die Böden Afrikas; Artikel vom 01.05.2013 Diese spielen jedoch eine zentrale Rolle im natürlichen Ökosystem, denn sie bauen totes organisches Material ab, filtrieren Niederschläge und bilden die Basis für neues Wachstum. 3) National Geographic: 75 Prozent der weltweiten Landflächen sind degradiert; Artikel vom 05.04.2018 Durch landwirtschaftliche Überlastung und Fehlnutzung können sie diese wichtigen Aufgaben aber immer schlechter oder gar nicht mehr erfüllen. Die Zahl der Flächen, die nicht mehr zum Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden können oder deren Fruchtbarkeit zurückgeht, steigt dramatisch an – vor allem auf dem afrikanischen Kontinent. Der damit verbundene Rückgang von Ernten hat verheerende Auswirkungen auf die Ernährungssituation der Bevölkerung zahlreicher Länder sowie auf die dortige Landwirtschaft im Allgemeinen als wichtigen Arbeitssektor. Mehr als zwei Drittel der Menschen in Afrika sind in der Landwirtschaft tätig. Bodenerosion wird weitgehend unterschätzt als ein Faktor, der Menschen in die Flucht aus ihren Heimatländern treibt.

Desertifikation Bild: © Rockin’Rita CC BY-NC-ND 2.0 – flickr
In Afrika sind jedoch bereits ca. 75 Prozent der Ackerböden mehr oder weniger stark degradiert und die Zahl der Menschen, die hungern müssen, liegt aktuell bei ca. 200 Millionen. 4) Oxfam Deutschland: 2014: Die afrikanische Landwirtschaft steht am Scheideweg; Artikel vom 29.01.2014 Klimawandel und Degradation fruchtbarer Flächen werden den Hunger in Afrika weiterhin verschärfen und viele Menschen zur Flucht zwingen, wenn nicht etwas gegen diese Zerstörung unternommen wird. Außerdem führt die zunehmende Knappheit an landwirtschaftlicher Nutzungsfläche bereits zu gewalttätigen Konflikten um den Zugang zu diesen. Auch die Anzahl solcher Konflikte könnte bei einer weiteren Verschärfung der Situation ansteigen. 5) Greenpeace: Klimawandel verstärkt die Wüstenbildung; Bericht vom Juni 2006 So gilt schon heute beispielsweise in Nigeria der Kampf um fruchtbares Land als eines der größten Sicherheitsrisiken. Bauern und als Nomaden lebende Viehhirten konkurrieren hier um immer knapper werdende Äcker und Weideland. 6) DW: Nigeria: Tödlicher Kampf ums grüne Gras; Artikel vom 03.05.2016 Die Lebensgrundlagen für Nomaden, Viehhirten und Landwirte schwinden mit den fruchtbaren Landflächen. Wenn eine Region durch Desertifikation, also die vom Menschen verursachte Wüstenbildung, der dort lebenden Bevölkerung keine ausreichende landwirtschaftliche Basis mehr bietet, müssen die Menschen abwandern. Trotz mittlerweile zahlreicher auch internationaler Lösungsversuche konnte die Desertifikation nicht entscheidend eingedämmt werden. Die Ertragsverluste sind derweil enorm und stellen eine Gefahr für die Lebensgrundlage vieler Menschen dar. Es besteht daher ein starker Zusammenhang zwischen Desertifikation und Flucht. Alleine in den Dürregebieten Subsahara-Afrikas sind in den nächsten Jahren etwa 60 Millionen Menschen von schwerwiegender Bodendegradation so sehr bedroht, dass sie in andere Regionen oder Länder abwandern müssen. 7) Deutsches Institut für Entwicklungspolitik: Das sind die Herausforderungen der „Dürremigration“; Kolumne vom 17.06.2019 So sind einerseits fehlendes Wissen über nachhaltige und bodenschonende Anbaumethoden, der Einsatz von anorganischen Düngemitteln und der massive Anstieg der Bevölkerung in vielen betroffenen Ländern Gründe für die Übernutzung und Zerstörung fruchtbarer Flächen vor Ort. Jedoch leisten auch große Industrienationen einen Beitrag zu der voranschreitenden Degradation vor allem in Afrika. Die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten, die in Monokultur und nicht bodenschonend angebaut werden, fördert zum Beispiel die Abnehmende Fruchtbarkeit von Anbauflächen. Zu diesen pflanzlichen Produkten zählen unter anderem Baumwolle und Erdnüsse, aber auch Palmöl. Weiterhin führt massiver Fleischkonsum letztendlich ebenfalls zur Überlastung der Äcker, auf denen Futtermittel für die Tiermast in großen Mengen angebaut werden müssen. 8) Terra Verde: Globale Aufgabe; zuletzt aufgerufen am 19.09.2019 Es steht daher außer Frage, dass im Falle einer immer weiter fortschreitenden Bodendegradation mehr und mehr Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und sich zur Flucht in andere Regionen genötigt sehen werden. Der Anstieg von bewaffneten Konflikten um fruchtbares Land verstärkt dies zusätzlich. Es ist daher nicht nur wichtig, vor Ort nachhaltigere Anbaumethoden zu etablieren und beispielsweise durch Aufforstungsprogramme den Rückgang fruchtbarer Flächen einzudämmen, sondern auch in den Industrieländern und bei den Konsumenten von Fleisch und pflanzlichen Produkten aus Monokulturen muss ein Umdenken stattfinden. Sinkt hier die Nachfrage, sinkt auch die Belastung der Böden.
Fußnoten und Quellen:
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