DR Kongo – Wie ausländische Bergbauunternehmen das Land ausbeuten
Kobalt, ein weitgehend unscheinbares Metall, ist für rohstoffintensive Industriezweige wie zum Beispiel die Automobil- oder Elektronikbranche in Deutschland von großer Wichtigkeit. 1) epo: DR Kongo – NGOs kritisieren Schließung von Kobalt-Mine; Artikel vom 29.08.2019 Die schweizerische Firma Glencore, die weltweit größte im Rohstoffhandel tätige Unternehmensgruppe, hat vor wenigen Wochen angekündigt, die Kobalt-Mine Mutanda in der Demokratischen Republik Kongo zum Jahresende vorübergehend stillzulegen. Für diesen Schritt wird das Unternehmen nun von vielen Seiten stark kritisiert, denn ihm wird vorgeworfen, es handele sich bei der Schließung der Mine um eine rein strategische Maßnahme. Glencore hält große Anteile an Kobalt-Minen im Kongo, wo die Mehrheit der weltweiten Produktion dieses Rohstoffes stattfindet. 2) Manager Magazin: Weltgrößte Kobalt-Mine macht dicht; Artikel vom 08.08.2019 Wider Erwarten hatte sich aber in diesem Jahr der Preis für eine Tonne des seltenen Metalls mehr als gedrittelt. Begründet liegt dieser Preisabfall in der gesunkenen Nachfrage aus der Elektronikindustrie, wo Kobalt beispielsweise in Lithium-Ionen-Akkus für Laptops, Tablets oder Smartphones verarbeitet wird. 3) Manager Magazin: Weltgrößte Kobalt-Mine macht dicht; Artikel vom 08.08.2019 Glencore wird weiterhin vorgeworfen, sich mit der Schließung der Mine der erst Anfang des Jahres in Kraft getretenen Steuererhöhung für die Bergbauindustrie im Kongo zu entziehen und so Druck auf die Regierung des Landes auszuüben. Die Erhöhung der Steuer auf 10 Prozent soll dem Kongo, einem der ärmsten Länder der Welt, einen Anteil am Rohstoffabbau sichern. Doch Glencore versucht durch die Schließung der Mine vor allem, den Marktpreis für Kobalt wieder zu stabilisieren und auf lange Sicht seine Gewinne zu erhöhen. Zahlreiche NGOs kritisieren das Unternehmen für seine Ankündigung und weisen auf deren dramatischen Folgen für die ArbeiterInnen in der Mine hin. Sie sind der Entscheidung Glencores schutzlos ausgeliefert, werden ihrer Lebensgrundlage beraubt und in ihrer Existenz bedroht. Weiterhin wird die gewaltsame Vertreibung von einheimischen KleinschürferInnen durch große industrielle Bergbauunternehmen angeprangert, die den Konflikt um die Rohstoffvorkommen im Kongo zusätzlich verschärft.
Auch die Schäden, die der massive industrielle Rohstoffabbau im Land verursacht, wirken sich negativ auf die Bevölkerung aus. Bodenverschmutzung, die Verunreinigung von Flüssen sowie extrem staubige Atemluft durch den Rohstoffabbau in Minen machen den EinwohnerInnen des Landes schwer zu schaffen. 4) Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Rohstoffabbau schadet Umwelt und Menschen; Artikel vom 26.06.2018 Der Anbau von Nahrungsmitteln sowie der Zugang zu sauberem Wasser sind eingeschränkt, Häuser haben Risse oder stürzen ein, wenn in den nahe gelegenen Minen Gestein gesprengt wird. 5) DW: Kobalt aus dem Kongo: Der Makel der E-Mobilität; Artikel vom 02.07.2019
Durch den hohen Konsum von Rohstoffen und die Nachfrage im globalen Norden sind ressourcenreiche Länder wie die DR Kongo einer starken Umweltbelastung ausgesetzt. Massiver industrieller Rohstoffabbau schadet Mensch und Umwelt gleichermaßen. Der Kongo gilt als besonders reich an Rohstoffen – aber davon profitieren kann das Land kaum, da die Stoffe in Industrieländern weiterverarbeitet werden und dort in der Folge auch der Gewinn entsteht. Hinzu kommt, dass die ArbeiterInnen in den Minen unter sehr schlechten Bedingungen arbeiten müssen und häufig schwere Unfälle passieren. 6) Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Rohstoffabbau schadet Umwelt und Menschen; Artikel vom 26.06.2018 Bergbauunternehmen müssen hier nur wenig Steuern bezahlen und von ihren Einnahmen spürt die ländliche Bevölkerung nichts. Verseuchtes Wasser, verschmutzte Luft und verunreinigte Böden entziehen diesen Menschen ihre Lebensgrundlage. Und während die Rohstoffhändler gut verdienen, müssen die ArbeiterInnen mit einem geringen Lohn auskommen, der kaum einmal dazu reicht, ihre Familien zu ernähren. Der Konflikt um den Zugang zu Rohstoffen führt zusätzlich immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Rebellengruppen, Militär und Nachbarstaaten, die viele Menschen in der DR Kongo in die Flucht treiben. 7) Planet Wissen: Kampf um die Kongo-Schätze; Artikel vom 04.06.2018
So zeigt sich mit der vorübergehenden Schließung der Mutanda-Mine deutlich, wie wirtschaftliche Interessen großer industrieller Zweige in ärmeren Ländern zu Ausbeutung, Willkür und Existenzbedrohungen führen. Anstatt die DR Kongo an ihrem Rohstoffreichtum teilhaben und dem Land über die Steuererhöhung mehr Einnahmen zukommen zu lassen, die beispielsweise in Infrastruktur und Bildung investiert werden könnten, verweigern sich große Unternehmen wie Glencore, ein Stück von ihrem Gewinn abzugeben. Mit der Schließung der Mine bricht dem Staat eine wichtige Einnahmequelle komplett weg und viele ArbeiterInnen stehen plötzlich vor dem Nichts. Sollte die Nachfrage nach Koltan wieder steigen, zum Beispiel wenn die Nachfrage nach Elektroautos steigt, kann Glencore den Abbau des Rohstoffes in Mutanda wieder aufnehmen und erneut hohe Gewinne erzielen. Dieses Kalkül schadet nicht nur der Wirtschaft des Landes, sondern auch der Bevölkerung. Zusätzlich befeuert es weitere blutige Konflikte um den Zugang zu Rohstoffen, da mit der Schließung der industriellen Mine wieder die Nachfrage nach „wild“ gefördertem Kobalt steigen könnte. Dabei handelt es sich um Kobalt, das oftmals in Zwangs- oder Kinderarbeit gefördert wird und dessen Gewinne verschiedene Rebellengruppen einstreichen, um damit die bewaffneten Konflikte im Land weiter zu finanzieren. 8) Zeit Online: Das Kongo-Dilemma; Artikel vom 12.06.2014 Genau diese Konflikte sind es, die zusätzlich zur Umweltverschmutzung und Zerstörung der Lebensgrundlage viele Menschen in der DR Kongo in die Flucht zwingen. Der rücksichtslose Abbau von Rohstoffen sowie das kapitalistische Kalkül großer Unternehmen wie Glencore setzen das Land zudem weiter unter Druck und hindern es daran, sich hin zu einer stabilen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Situation zu entwickeln.
Fußnoten und Quellen:
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