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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Die Schattenseite der Entwicklungshilfe: Wie Hilfsgelder das wirtschaftliche Wachstum Afrikas blockieren
Die negativen Schlagzeilen über Katastrophen, Konflikte, Krisen und Flucht in den Medien prägen das Bild Afrikas. Der Westen sieht Afrika als armen Kontinent, der Hilfe und Unterstützung braucht, und schickt milliardenschwere Entwicklungshilfepakete an den Kontinent. Doch laut Wirtschaftsexperten bewirken derartige Leistung keine Verbesserungen: Die Hilfsprogramme haben die wirtschaftliche Entwicklung nicht verbessert, sondern verschlechtert. 1) Deutschlandfunkkultur: Entwicklungshilfe in der Kritik: Teure Almosen für Afrika; Artikel vom 29.03.2018 2) Tageschau: Entwicklungshilfe in Afrika: Viel hilft nicht immer viel; Artikel nicht mehr verfügbar
Eigentlich ist Afrika ein reicher Kontinent, dennoch sieht James Shikwati, kenianischer Ökonom, Ungerechtigkeiten bei der Verteilung dieses Reichtums. „Es ist wirklich traurig. Wir haben diese ständigen Spendenaktionen, anstatt dass die Regierung ihrer Verantwortung nachkommt und zum Beispiel die Landwirtschaft rationalisiert oder ihr Verteilungssystem“, kritisiert er die Entwicklungshilfe. 3) Tageschau: Entwicklungshilfe in Afrika: Viel hilft nicht immer viel; Artikel nicht mehr verfügbar
Ein Beispiel hierfür ist Kenia: Im nordöstlichen Teil des Landes liegt der Bezirk Mandera, der an Äthiopien und Somalia grenzt. Das Leben in dieser Halbwüste ist von Hunger geprägt und ständigen Hilfsleistungen aus Nairobi und aus dem Ausland. „Wir haben eine schwere Dürre. Wir haben schon versucht, unsere wenigen Kühe zu verkaufen, aber keiner will sie haben. Viehhirten kommen von weit her, um uns nach Gras für ihre Tiere zu fragen“, klagt die Bewohnerin Abdirahman.
„Die Dürre kommt immer wieder. Die Gemeinden hier hatten mal ihre eigenen Überlebensstrategien, aber die sind weitgehend verschwunden. Die Leute sagen: Warum soll ich überhaupt noch etwas anbauen, wenn es ohnehin Hilfslieferungen gibt?“, so die kenianische Menschenrechtlerin Fatuma Abdulkadir Adan. 4) Deutschlandfunk: Entwicklungshilfe in der Kritik: Handel statt Almosen für Afrika; Artikel vom 07.04.2018
So übernehmen immer mehr Hilfsorganisationen die Arbeit, die eigentlich von afrikanischen Regierungen durchgeführt werden sollte. Folglich verliert die einheimische Bevölkerung zunehmend ihre Selbstständigkeit und wird zu sehr abhängig von Entwicklungshilfe. Milliarden von Dollar sind seit den 50er- und 60er-Jahren nach Afrika überwiesen worden, aber sie haben keinen großen Erfolg für die Entwicklung des Kontinents gebracht, sagt James Shikwati. Laut der Studie „Fertility, growth and the future of aid in sub-Saharan Africa“ sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung arm. Das Durchschnittseinkommen pro Kopf hat sich seit 1974 lediglich um 200 Dollar gesteigert. Der Studienautor Jakkie Cilliers warnt, dass der Unterschied zwischen dem afrikanischen Kontinent und der restlichen Welt größer werde. 5) Tageschau: Entwicklungshilfe in Afrika: Viel hilft nicht immer viel; Artikel nicht mehr verfügbar 6) DW: Studie: Entwicklungshilfe hält nicht mit Bevölkerungswachstum Schritt; Artikel vom 08.03.2018
Zwar hat die Entwicklungshilfe die Lebenssituation in Afrika teilweise verbessert – niedrigere Kindersterblichkeit, steigende Lebenserwartung und verbesserte Bildung – aber laut Cilliers werden 38 Prozent der Afrikaner 2030 weiter in Armut leben. Die Entwicklungshilfe hat Schwierigkeiten, mit dem hohen Bevölkerungswachstum mitzuhalten. 2050 werden 2,5 Milliarden Menschen in Afrika wohnen. 7) DW: Studie: Entwicklungshilfe hält nicht mit Bevölkerungswachstum Schritt; Artikel vom 08.03.2018 Zudem wird das Geld immer wieder von korrupten Eliten missbraucht und oft wird nicht überprüft, ob es wirklich dort ankommt und verwendet wird, wo man es dringend braucht. 8) Tageszeitung: „Der falsche Weg“; Artikel vom 21.08.2019
Der Ökonom Aly-Khan Satchu sieht in der Entwicklungshilfe kein Mittel für wirtschaftlichen Fortschritt und fordert Handel statt Hilfe, denn mit Handel kann man gegen Probleme vorgehen.
Der Inhalt der Entwicklungszusammenarbeit hat sich im Lauf der Zeit immer mehr verändert: Das BMZ hat im Rahmen des sogenannten „Marshallplans für Afrika“ mehr Privatinvestition auf dem schwarzen Kontinent gefordert. Durch Investitionen von Unternehmen können mehr Arbeitsplätze und Wohlstand entstehen. Hohes Wirtschaftswachstum ist laut Studie notwendig, denn bis 2030 werden 440 Millionen junge Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sein.
Dennoch gibt es Schwierigkeiten: Die meisten Unternehmen investieren ihr Geld in stabilen, besser entwickelten Staaten wie Nigeria. Sie haben kaum oder kein Interesse an Investition in „gescheitertern“ Staaten wie Somalia. Die klassische Entwicklungshilfe findet weiter dort statt. 9) Deutschlandfunk: Entwicklungshilfe in der Kritik: Handel statt Almosen für Afrika; Artikel vom 07.04.2018 10) Tageschau: Entwicklungshilfe in Afrika: Viel hilft nicht immer viel; Artikel nicht mehr verfügbar 11) DW: Studie: Entwicklungshilfe hält nicht mit Bevölkerungswachstum Schritt; Artikel vom 08.03.2018
China jedoch, macht es anders, indem es sich auf Handel und Investitionen mit und auf dem afrikanischen Kontinent konzentriert. Afrika setzt Infrastruktur-Projekte um, die es mit Krediten aus China finanziert. Äthiopien bekam bereits zwölf Milliarden Euro geliehen und ist damit nach Angola der zweitgrößte Empfänger chinesischer Kredite auf dem afrikanischen Kontinent. Seit 2000 hat Afrika mehr als 100 Milliarden Euro aus dem Reich der Mitte.
Aber es gibt auch Nachteile: Wenn afrikanische Länder in finanzielle Krisen geraten, können sie die Kredite nicht mehr zurückbezahlen. China wird etwas verlangen und so seinen Einfluss vergrößern. Ein Beispiel hierfür ist Sri Lanka. Das asiatische Land konnte die Kredite aus China nicht mehr bezahlen und musste einen seiner Häfen für 99 Jahren an China verpachten. Weiterhin wird China vorgeworfen, lediglich an afrikanischen Rohstoffen interessiert zu sein. Die Volksrepublik erschafft zwar viele Arbeitsplätze in Afrika, aber die einheimische Bevölkerung muss für sehr niedrige Löhne arbeiten. 12) Deutschlandfunk: Entwicklungshilfe in der Kritik: Handel statt Almosen für Afrika; Artikel vom 07.04.2018 13) Deutschlandfunk: Afrikanische Wirtschaft: Chinas Rolle in Äthiopien; Artikel vom 26.01.2019
„Wer Afrika wirklich helfen will, darf das nicht mit Geld tun“, glaubt James Shikwati. Das Buch „Warum Nationen scheitern“, das vom Starökonom Daron Acemoğlu und dem Harvard-Politologen James Robinson veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass Entwicklung in Ländern mit Korruption und Vetternwirtschaft schwierig ist. Sie kann erst erfolgreich sein, wenn die afrikanischen Regierungen viel mehr Verantwortung für ihre Staaten und ihre Wirtschaft übernehmen. Nur so kann sich Afrika dauerhaft und nachhaltig entwickeln.
Die USA, Europa und China sollten mit Afrika auf „Augenhöhe“ zusammenarbeiten und es unterstützen. Außerdem sollte Entwicklungshilfe anders eingesetzt werden, damit die Gelder nicht mehr in bürokratischen und korrupten Kanälen und Institutionen versickern. Weiterhin sollten insbesondere Jungunternehmer Unterstützung bekommen und der Arbeitsmarkt auf junge Menschen ausgerichtet werden. Aly-Khan Satchu sagt hierzu:„Wir müssen Chancen schaffen für Afrikaner in Afrika. Das ist die Lösung.“ 14) SZ: Grenzen der Entwicklungshilfe: Afrika muss sich selbst helfen; Artikel vom 21.01.2018 15) Tageschau: Entwicklungshilfe in Afrika: Viel hilft nicht immer viel; Artikel nicht mehr verfügbar 16) Deutschlandfunk: Entwicklungshilfe in der Kritik: Handel statt Almosen für Afrika; Artikel vom 07.04.2018
Fußnoten und Quellen:
claudius meusel
Veröffentlicht um 12:08h, 14 OktoberGuter Artikel, kompakt zum Weitergebe geeignet, danke.
Aber oben auf der Seite sind .m.E. auffällig viele Flüchtigkeitsfehler aufgetreten:
Bildunterschrift: „sind viele LeuteN auf EntwicklungSIlfe angewiesen“
ich persönlich würde den Punkt auf der Karte auch durchaus auf Somalia setzen, da würden die Aussagen im Artikel noch stärker unterstrichen.