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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Afghanistan: Frauen fliehen vor Unterdrückung und sexueller Gewalt
Circa die Hälfte der weltweit geflüchteten Menschen sind Frauen. 1) Heinrich-Böll-Stiftung: Frauen. Flucht und sexualisierte Kriegsgewalt – Ein politisches Forderungspapier; Artikel vom 13.03.2018 Die meisten von ihnen schaffen es jedoch nicht nach Europa, sondern leben in den Grenzregionen zu ihren Heimatländern oder als Binnenflüchtlinge. Viele von ihnen sind zudem minderjährig. Doch gerade Frauen werden oftmals in Kriegsländern zu Opfern physischer, sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt. Dazu gehören beispielsweise (Genital-)Verstümmelungen, Vergewaltigungen, Witwenverbrennungen, Zwangsheirat und häusliche Gewalt. 2) Heinrich-Böll-Stiftung: Frauen und Flucht: Vulnerabilität – Empowerment – Teilhabe; Dossier vom März 2018 Geschlechtsspezifische Verfolgung liegt zum Beispiel vor, wenn Frauen grundlegende Rechte wie der Zugang zu Bildung verwehrt werden und die Art beziehungsweise der Grund für ihre Verfolgung durch die Geschlechtszugehörigkeit bestimmt ist. So sehen sich Frauen in vielen Staaten Gewalt und Diskriminierung ausgesetzt. Oftmals haben sie keinerlei Möglichkeit, für ihre Rechte einzutreten oder werden, falls sie es doch tun, dafür bestraft.3) Heinrich-Böll-Stiftung: Frauen und Flucht: Vulnerabilität – Empowerment – Teilhabe; Dossier vom März 2018 All das ist ausreichend Grund zur Flucht, doch auch hier sehen sich Frauen aufgrund ihres Geschlechts einer Vielzahl von Gefahren und Hindernissen ausgesetzt.

Bild: © UNAMA News CC BY-NC 2.0 – flickr
So sind sie oftmals der Willkür von Schleppern ausgeliefert oder müssen Angst haben, zur Zwangsprostitution an organisierte Banden verkauft zu werden. 4) Die Welt: Zwangsprostitution in Italien; Video vom 12.03.2018 In Afghanistan gilt die Lebenssituation von Frauen als besonders eingeschränkt. Nachdem im Jahre 2001 das Taliban-Regime verdrängt werden konnte, herrschte zunächst Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation. Die internationale Gemeinschaft sagte ihre Unterstützung zu, dass Frauen wieder die gleichen Rechte bekommen sollten wie Männer, denn diese waren ihnen unter den Taliban vollständig abgesprochen worden. 5) Heinrich-Böll-Stiftung: Frauen und Flucht: Vulnerabilität – Empowerment – Teilhabe; Dossier vom März 2018 So wurde beispielsweise die Gleichberechtigung der Frau in der afghanischen Verfassung festgeschrieben. Als jedoch die NATO Ende 2014 ihren Kampfeinsatz beendete und ihre Präsenz im Land allmählich zurückging, verringerte sich auch das Interesse der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der USA, am Schutz der sozialen Gerechtigkeit und an der Garantie der Rechte von Frauen. 6) Heinrich-Böll-Stiftung: Frauen und Flucht: Vulnerabilität – Empowerment – Teilhabe; Dossier vom März 2018 Die wirtschaftliche Lage des Landes ist schlecht und die Armut wächst stetig. Unter der schwindenden Präsenz der internationalen Gemeinschaft steht die Errungenschaft der Frauenrechte auf dem Spiel. In der patriarchalen Gesellschaft werden die bestehenden Rechte oftmals nicht eingehalten und Frauen immer wieder Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt, sie haben alltäglich mit Unterdrückung zu kämpfen. Auch Zwangsehen sind hier an der Tagesordnung, jede zweite Frau ist dabei jünger als 16 Jahre. 7) Medica Mondiale: Anhaltender Kampf um Frauenrechte in Afghanistan; Jahresbericht 2018 Von den Menschen, die in Afghanistan jedes Jahr Suizid begehen, sind 80 Prozent Frauen – es ist eines der wenigen Länder, in denen mehr Frauen als Männer Selbstmord begehen und gilt mittlerweile als das gefährlichste Land für Frauen weltweit. 8) Deutschlandfunk Kultur: Frauen in Afghanistan – Kein Frieden mit den Taliban; Artikel vom 15.07.2019 9) Die Welt: Die gefährlichsten Länder für Frauen; Artikel zuletzt geöffnet am 26.08.2019 Ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der Familie ist für Frauen in Afghanistan kaum möglich.
Die anhaltende Gewalt gegen sie, die Einschränkungen und Unterdrückung aufgrund ihres Geschlechts und die Angst vor Zwangshochzeit und Unfreiheit tragen schließlich dazu bei, dass vor allem junge Frauen das Land verlassen wollen. Weibliche Flüchtlinge fliehen vor allem vor Ausgrenzung, struktureller Diskriminierung und sexualisierter sowie häuslicher Gewalt. 10) Der Standard: Warum Flucht von Frauen anders ist; Artikel vom 19.09.2015 In der Politik ist in der Debatte um Flüchtlinge und Fluchtgründe derzeit immer wieder die Rede von „Fluchtursachenbekämpfung.“ Darunter wird jedoch häufig vor allem die Bekämpfung von Schleppertätigkeiten und „illegaler Migration“ verstanden. 11) Heinrich-Böll-Stiftung: Frauen und Flucht: Vulnerabilität – Empowerment – Teilhabe; Dossier vom März 2018 Es entsteht dadurch der Eindruck, dass keine wirkliche strukturelle Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen in den betroffenen Ländern angestrebt wird, sondern sie schlicht von der Flucht abgehalten werden sollen. Gerade sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen wird durch politische Maßnahmen wie die Ausbildung von Grenzsoldaten nicht unterbunden. Als Donald Trump Ende vergangenen Jahres ankündigte, 7000 amerikanische Soldaten aus Afghanistan abziehen zu wollen, brachte er auch die Zukunft der afghanischen Frauen und ihrer Rechte in Gefahr. Dabei ist der Fortschritt von Frauen auch an den des Landes gekoppelt. 12) Blätter für deutsche und internationale Politik: Afghanistans vergessene Frauen; Artikel vom April 2019 Es ist also unerlässlich, dass die internationale Gemeinschaft von ihrer (noch vorhandenen) Präsenz in Afghanistan Gebrauch macht und sicherstellt, dass auch Frauen mit allen wichtigen Akteuren gemeinsam am Verhandlungstisch sitzen können, wenn über die Zukunft ihres Heimatlandes gesprochen wird. Wenn jedoch Truppen abgezogen werden und somit auch das Interesse an Afghanistan schwindet, stehen die Chancen auf eine Verbesserung der Lage von Frauen im Land wieder schlechter. Ein stärkerer Einfluss der Taliban wäre dann sehr wahrscheinlich, was erneut zu einem massiven Einschnitt in die Rechte von Frauen führen würde. 13) Der Tagesspiegel: Welche Folgen hätte ein Teilabzug der USA aus Afghanistan?; Artikel vom 26.12.2018 Stellt die internationale Gemeinschaft nicht sicher, dass Frauenrechte im Land etabliert und sichergestellt werden, werden sich weiterhin Afghaninnen gezwungen sehen, vor der Gewalt und Diskriminierung gegen sie zu fliehen.
Fußnoten und Quellen:
Florian App
Veröffentlicht um 10:39h, 17 JuniWenn nach 20 Jahren Afghanistan Einsatz der Nato sich nun die Lage der Frauen nicht verbessert hat, ist die einzig logische Konsequenz, dass sich der „Werte Westen“ nun mal nicht um die Rechte von Frauen schert. Die Frauen hätten halt transgender sein müssen…