Ecuadorianischer Amazonas: Ölindustrie bedroht indigene Völker
Ecuador ist ein kleines Land mit einer enormen Biodiversität, insbesondere der Amazonas, der 43 Prozent des ecuadorianischen Territoriums umfasst und eine vielfältige und umfangreiche Flora und Fauna beherbergt. Darüber hinaus stammt aus diesem Gebiet, das als die Lungen unserer Erde bekannt ist, eine große Anzahl von indigenen Völkern, die ganz wenig oder gar keinen Kontakt zur Außenwelt haben.
Der ecuadorianische Amazonas ist jedoch seit mehreren Jahrzehnten vielen natürlichen und sozialen Gefahren und Bedrohungen ausgesetzt. Das RAISG (Red Amazonica de Informacion Socioambiental) zeigt in einer Analyse, dass die Industrie des Bergbaus und des Erdöls die größte Bedrohung im Amazonasgebiet darstellen. Obwohl Ecuador einer der kleinsten Ölförderer OPEC ist, hat dies das Land nicht daran gehindert, große internationale Ölförderverträge abzuschließen. Ab den 1960er Jahren öffnete Ecuador den Zugang für große transnationale Ölkonzerne und stellte jedem von ihnen Areale von 200.000 Hektar des Amazonasgebiets zur Verfügung. Zu diesem Zweck wurden die Gesetze zum Schutz von Naturgebieten geändert und sogar die Grenzen der Nationalparks modifiziert. Seitdem hat die Ölförderung in Ecuador nicht aufgehört.
Die Existenz dieser Bergbau- und Ölkonzessionen zeigt das in Ecuador vorgeschlagene Modell, das auf dem Extraktivismus basiert. Seit dem Jahr 2000 machen die Ölexporte in Ecuador 50 Prozent der Gesamtexporte aus, die durchschnittlich 11 Prozent des BIP des Landes entsprechen. Aus diesem Grund ist Ecuador wirtschaftlich vom Öl abhängig und versucht daher, große Investitionen anzuziehen, um die Ölproduktion zu steigern. Nach Ansicht der heutigen Regierung ist das Modell des Extraktivismus unerlässlich, um die Wirtschaft des Landes zu verbessern. Deshalb verhandelt Ecuador seit einiger Zeit eine stärkere Ausbeutung des Amazonas für Ölgesellschaften.
Die Ölindustrie im ecuadorianischen Amazonas wurde hauptsächlich von großen multinationalen Konzernen und der nationalen Ölgesellschaft „Petroecuador“ betrieben. Die ersten und größten Ölgesellschaften, die im ecuadorianischen Amazonas eintrafen, waren Texaco und Gulf Oil. Beide sind US-Unternehmen, die seit 1964 Öl in Ecuador fördern. Dazu unterzeichnete der damalige Präsident Rafael Correa 2009 ein „Öl für Geld“-Abkommen mit China. Im Austausch für das Rohöl des Landes an Petrochina, gewährte China Ecuador einen Millionenbetrag aus staatlichen Darlehen. Daher wird bis 2024 auch vom chinesischen Markt eine riesige Ölförderung in Ecuador betrieben.
Die Ölförderung im Amazonas hat nicht nur auf ökologischer Ebene große Auswirkungen auf das Land, sondern auch auf die Ureinwohner dieser Region. Diesen negativen Folgen treten in allen Phasen der Ölförderung auf. Erstens in der Erkundungsphase durch die Eröffnung von Straßen, den Bau von Erdölbohranlagen und die zwingende Annäherung eines ausländischen Unternehmens. Diese Annäherung kann zur Verwirrung bei den indigenen Völkern führen, weil es bedeutet, dass Fremde in ihre Gemeinschaft eintreten und neue Strukturen durchsetzen. Außerdem führen einige Unternehmen Kampagnen der sogenannten „Gemeinschaftsbindung“ durch, um den Widerstand der lokalen Völker gegen die Ölindustrie zu vermeiden. Dies führt jedoch nur dazu, dass sie ihre Weltanschauung und Traditionen langsam verlassen, um sich an die westliche Lebensweise anzupassen, die die Industrialisierung mit sich bringt.
Darüber hinaus hat die Ölindustrie die Abholzung und Verschmutzung von Millionen Hektar Dschungel mit sich gebracht. Tausende Barrel Rohöl sowie Schwermetalle wurden in die in Wälder und Flüsse verschüttet, die die Wasserquellen der Amazonasregion verunreinigt haben. Die Verunreinigung dieser Böden durch Industrieabfälle hat negative Auswirkungen auf die Produktivität des Gebiets, die zu Verlusten in der lokalen Landwirtschaft und zum Tod von Tieren und Heilpflanzen führt. Dies wirkt sich auch auf die Gesundheit der Eingeborenen aus, die beim Konsum von kontaminiertem Wasser erkranken und nicht mehr in ihren Flüssen fischen können. Laut einer Studie der Fuhem-Stiftung gibt es in die Ölförderungsggebieten des ecuadorianischen Amazonas eine größere Anzahl von Krankheiten in der Bevölkerung, vor allem Krebs, Geburtsprobleme, Hautinfektionen, Atemwegserkrankungen und andere.
Die Tätigkeiten der Ölgesellschaften betreffen sechs Schutzgebiete und acht indigene Völker des Amazonas: die Siona, Secoya, Cofán, Kichwa, Shuar, Achuar, Shiwiar und die Waorani. Diese Völker haben viele ihrer angestammten Gebiete verloren, sind zwangsvertrieben worden und haben sich in kleinen Zonen konzentriert, die nun von der Ölinfrastruktur umgeben sind. Dadurch haben sie die Zerstörung ihrer kulturellen Identität erlebt, in der sie ihre Lebensweise und Traditionen neuen fremden Umständen anpassen mussten. In ihrer Studie „Amazonas unter Druck“ gibt die RAISG 2012 bereits der Ölausbeutung die Schuld für das Aussterben ecuadorianische indigener Völker wie der Tetete und der Sansahuari.
Diesbezüglich ist der Fall Chevron, ehemals Texaco, in Ecuador von großer Bedeutung. Die ecuadorianische Regierung fand Beweise dafür, dass das US-Unternehmen jahrzehntelang für die Verschmutzung des ecuadorianischen Amazonasgebietes und die damit verbundene Schädigung der Ureinwohner verantwortlich war und beschleunigte so den Prozess des Aussterbens der Tetete und Sansahuari. Aus diesen Gründen kämpften die betroffenen Völker seit 1993 gegen Chevron, bis die Regierung 2011 schließlich den Konzern wegen der verursachten ökologischen und sozialen Schäden auf 9,5 Milliarden Dollar verklagte. Allerdings hat der multinationale Chevron keine Verantwortung übernommen, erhob Einspruch gegen diese Klage und gewann den Prozess.
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