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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Wenn Hunger zur Flucht zwingt
Völkerrechtlich hat jeder Mensch ein Recht auf Nahrung. Trotzdem erhöhte sich die Anzahl der chronisch unterernährten Menschen. Gründe für die hohen Zahlen (2016 geschätzt 815 Millionen) 1) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Welternährung verstehen: Fakten und Hintergründe; nicht mehr verfügbar finden sich viele – ebenso wie Gründe für einen weiteren möglichen Anstieg des Hungers (2018 geschätzt 821 Millionen) 2)Welthungerhilfe: Hunger: Verbreitung, Ursachen und Folgen; 05.07.2018. Eine vergrößerte Weltbevölkerung, politische Konflikte und der Klimawandel sind drei besonders relevante Faktoren.
Das Missverhältnis zwischen Bevölkerungszahl und Agrarflächen steigt
Während 1970 noch 3,69 Milliarden Menschen auf der Welt lebten, waren es 2009 schon 6,81 Milliarden. Prognosen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 bereits über 9 Milliarden Menschen die Welt bevölkern. Mit der wachsenden Weltbevölkerung stellt sich auch die Frage nach der Ernährung. Die steigende Anzahl an Menschen passiert in einem Zuge mit dem Sinken der Agrarflächen pro Kopf. Überweidung, Monokulturen, Brandrodung, Abholzung von Wäldern, fehlerhafte Bewässerung – alles Gründe für einen Anstieg an unfruchtbaren Böden und damit einer sinkenden Größe von Agrarflächen. Es kommt zu einer immer höheren Nachfrage mit gleichzeitig sinkendem Angebot. Diese Entwicklung sorgt neben anderen Faktoren für steigende Lebensmittelpreise und steigenden Hunger. 3) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Welternährung verstehen: Fakten und Hintergründe; nicht mehr vefügbar
Südsudan: Auswirkungen politischer Konflikte auf die Nahrungsmittelversorgung
Ein Beispiel für die Auswirkungen von politischen Krisen auf die Bevölkerung und ihre Ernährungssicherung zeigt sich im Südsudan. Über 5 Millionen Menschen sind stark unzureichend mit Nahrung versorgt. Die Konflikte hatten verschiedene Auswirkungen, wie Unterbrechungen der Produktion, eine Verringerung des Viehbestandes, Schwierigkeiten zu Handeln, Verstärkung der Armut und negative Einflüsse auf die Ernte. Die Gebiete sind durchkämmt von politischen und strukturellen Problemen, wodurch die Menschen dort nicht den nötigen Zugang zur Nahrung haben. Besonders der sinkende Viehbestand, der 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes entspricht, stellt eine starke Beeinträchtigung dar. 2016 sorgte der Konflikt in der Stadt Juba zudem für einen beschränkten Zugang zu importierten Lebensmitteln aus Uganda, wodurch die Lebensmittelbestände weiter sanken und die Preise weiter stiegen. Die Inflation erreichte schließlich ihren Höhepunkt. Die Probleme der Nahrungsmittelversorgung gingen so weit, dass besonders in von Rebellen gehaltenen Bezirken der Hunger der Menschen als Waffe gegen sie gerichtet wurde.
Im Südsudan sind nach Angaben der Vereinten Nationen und der Regierung des Landes 1,25 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht (Stand 2017). Der Bürgerkrieg im Südsudan und seine Konsequenzen zwang Millionen Menschen zur Flucht. 4)FAO: The state of Food Security and Nutrition in the world; 2017
Klima wirkt als Fluchtverstärker
Die Anzahl an politischen Konflikten steigt wieder an – und so tut es ihnen der Welthunger gleich. Ein weiterer Anstieg, der in den letzten Jahren vernommen werden kann, ist die Verstärkung der klimaabhängigen Probleme. Höhere Temperaturen, Stürme, Überschwemmungen, verlängerte Trockenzeiten haben negative Auswirkungen auf die Ernte. Probleme, für welche auch die Landwirtschaft zum Teil verantwortlich gemacht werden kann: Abholzung von Wäldern, Stickstoffdünger oder die entstehenden Methanemissionen der Tierhaltung, tragen zum Klimawandel bei. 5)Greenpeace: Landwirtschaft und Klima; nicht mehr verfügbar
Das Klima als Fluchtverstärker – wie es beispielsweise in Kenia der Fall ist. Ostafrika ist besonders stark betroffen von Dürre, Temperaturanstiegen und unvorhersehbaren Regenfällen. Die Ernten fallen aus und für viele Viehzüchter wird das Wasser knapp. Unzählige Bauern verlieren dadurch ihre Lebensgrundlage, während Wasser und Lebensmittel gleichzeitig immer teurer werden.6)SCHROT&KORN: Klimaflüchtlinge: Zur Flucht verdammt; Juli 2017
Industriestaaten verschwenden, Entwicklungsländer hungern
Steigende politische Konflikte, Klimaveränderungen und eine wachsende Bevölkerung sorgen für geringere Erträge (pro Kopf) und höhere Lebensmittelkosten. Während die Menschen in Industrienationen vergleichsweise wenig ihrer Konsumausgaben für Nahrungsmittel verwenden, gibt eine Familie in einem Entwicklungsland etwa 70 Prozent ihres Einkommens für Essen aus. Bei steigenden Lebensmittelkosten wird die Finanzierung in Entwicklungsländern immer schwieriger. 7) Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Welternährung verstehen: Fakten und Hintergründe; nicht mehr verfügbar

(c) OpenIDUser2 [GNU Free Documentation] – Wikimedia Commons
Damit zeigt sich nicht nur die enorm ungleiche Zugangsverteilung zwischen Industrie- und Entwicklungsstaaten: Denn die Lebensmittel, die weggeworfen werden, haben für ihre Produktion Ressourcen verbraucht – für Fleisch und Milchprodukte mehr als für Obst und Gemüse. Ressourcen, die nicht hätten verbraucht werden müssen, da sie buchstäblich für die Tonne waren. Die Verschwendung dieser Ressourcen der Industriestaaten befeuert zusätzlich die negativen klimatischen Auswirkungen auf die Entwicklungsländer.9)Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Warum werfen wir Lebensmittel weg?; nicht mehr verfügbar
Die Frage ist, wie sich unter einer wachsenden Bevölkerung, einem Anstieg an Konflikten und Problemen, die durch Klimaveränderungen hervorgerufen werden, eine Verringerung des Welthungers bewältigt werden soll, wenn unser Konsumverhalten sich nicht verändert und Konflikte durch Deutschland und weitere Staaten vorangetrieben werden.
Ernährungsministerin Julia Klöckner stellte dafür heute einen Plan für die Verringerung von Lebensmittelverschwendung vor, welcher Unternehmen, Verbände und Länder miteinbezieht und auf freiwilliger Basis Zielmarken für beispielsweise Bauern, Gastronomie oder Groß-/Einzelhandel vorgeben soll. Auch private Haushalte sollen miteingeschlossen und besonders durch breitere Informationen im Internet aufgeklärt werden. Auch wenn die Strategie, die durch das Kabinett beschlossen wurde, für ihre große Unverbindlichkeit kritisiert wurde, ist es zumindest ein erster Schritt, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren.10)Merkur: Kabinett beschließt Pläne für weniger Lebensmittelabfälle;20.2.2019
Fußnoten und Quellen:
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