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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Schmuckindustrie profitiert von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen
Afrika ist bekannt für seine Bodenschätze wie Eisen, Nickel, Mangan und Lithium. Trotz der vielen Mineralien steht der Handel mit Gold an oberster Stelle. Westafrika steht zurzeit auf dem vierten Platz der weltweiten Regionen mit den größten Goldvorkommen. Seit 2006 wurden dort bis zu 79 Millionen Unzen Gold ausgegraben. Verschiedene Minenunternehmen aus der ganzen Welt haben bereits 5 Milliarden Dollar in die Erkundung von Afrikas westlichen Regionen investiert. Das Resultat ist die Öffnung von mehreren Minen. Die bekanntesten befinden sich in Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Ghana und Mali, der drittgrößte afrikanische Goldlieferer nach Südafrika und Ghana. Dieses Jahr soll die Produktion in Mali um knapp 21 Prozent gestiegen sein. Multinationale Gesellschaften wie Anglogold Ashanti, Randgold Resources, B2Gold und Resolute Mining sind die führenden Giganten in diesen Regionen und auf dem Goldgebiet. 1)VOA: Experts: Millions Invested But Gold Mining ‚Under-Exploited‘ in W. Africa; 11.12.2018 2)Reuters: Mali expects 2018 industrial gold output to rise 21 pct; 05.10.2018
Mali ist nicht nur wegen seiner Goldvorkommen wichtig, sondern auch, weil die Qualität des dortigen Goldes die anderer Regionen übersteigt. Hier werden Golderze gefunden, die über 2 Gramm wiegen. Die bekanntesten Minen sind die Sadiola, Morila, Syama, Loulo, Fekola und die Komana Mine. Die Konzerne versuchen so viele Minen für sich zu gewinnen und teilen diese dann untereinander auf. Es gibt seit der Öffnung der Minen ein paar Veränderungen im Goldhandel. In den letzten 20 Jahren gab es dreimal einen Goldrausch. Große Goldkonzerne wie der kanadische Barrick Gold haben mittlerweile Randgold Resources übernommen. Obwohl die Investitionen für den Abbau aus dem Ausland kommen, bleibt der malischen Regierung nicht sehr viel von ihren Bodenschätzen. 3)Reuters: Mali expects 2018 industrial gold output to rise 21 pct; 05.10.2018 4)Reuters: Gold production resumes at Randgold’s Loulo mine in Mali; 12.12.2018 5)Stockhead: Mali reveals its gold wealth for these ASX small caps; 13.12.2018 6)Handelsblatt: Warum sich zwei riesige Goldproduzenten zusammenschließen; 24.09.2018
Die Sadiola Mine, die bedeutendste Mine Malis, läuft derzeit Gefahr, geschlossen zu werden. Sie ist schon seit 20 Jahren offen, aber wegen fehlender Investitionen und dem Rückgang der Gesteine droht diese jetzt zu schließen. Dank ihr erlangte das Land erst den Titel des drittgrößten Goldlieferanten. Sie befindet sich an der Grenze zu Senegal und hat seit ihrer Öffnung viele Arbeitsplätze geschaffen. 90 Prozent der dortigen Arbeiter sind Malier. Wegen der Arbeit umkreisen die Mine bereits 46 Dörfer, inklusive Klinik, Wasser aus dem Senegal und Abwasserkanälen. Erze werden von Hand aus bis zu 30 Metern Tiefe extrahiert. Die Sadiola Mine ist eine Kooperation aus IAMGOLD (41 Prozent), AngloGold Ashanti (41 Prozent) und Malis Regierung (18 Prozent). Malis Regierung bestreitet alleine 25-30 Prozent ihres Einkommens durch den Goldhandel. Wenn die Schließung weiterhin angestrebt wird, betrifft es neben der Regierung und der Wirtschaft auch Malis Bevölkerung, die ihren Arbeitsplatz verlieren würde. Neben dieser Mine sind auch die Morila und Yatela Mine bedroht. 7)Oilprice: Can Mali Maintain Its Gold Mining Status?; 04.10.2017
Die Beschäftigung in den Minen ist sehr arbeitsintensiv und die Menschen müssen ohne High-Tech-Ausrüstung auskommen. Obwohl internationale Gesetze die Menschen vor Ausbeutung schützen sollen, bleibt es letztlich bei den Unternehmen und Lieferanten, inwieweit regelmäßige Kontrollen durchgeführt werden. Auf die Regierung in Mali kann man sich nicht verlassen, weil sie ihre Versprechungen bisher nicht erfüllt. Die Arbeit in den Minen birgt zudem Gefahr für Leib und Leben. Es fehlt an Kontrollen, Kommunikation und Know-How, damit die Anzahl der Unfälle zurückgeht. Die Minen sind zwar groß und werden von einflussreichen Konzernen unterstützt, aber was nach der Schließung einer Mine passiert, ist jedem egal. Nachdem alle möglichen Ressourcen ausgegraben worden sind, bleiben oft viele Löcher zurück. Böden, die für den Anbau von Tomaten und Maniok wichtig wären, wurden zerstört. Nicht nur die Umwelt wird dadurch geschädigt. Die zurückgelassenen Löcher füllen sich mit Wasser und können zur Todesfalle für Kinder werden. 8)Human Rights Watch: A Poisonous Mix; 06.12.2011 9)Gold Investing News: Mining Gold in Africa: A Look at Ghana, Mali and Burkina Faso; 30.07.2018 10)Human Rights Watch: Mali: Artisanal Mines Produce Gold With Child Labor; 06.12.2011 11)PHYS Org: After the gold rush: Mining boom in Cameroon leaves ‚open tombs‘; 30.04.2018
Die Minen werden zunehmend für Frauen lukrativer. Durch die Minenarbeit verdienen sie zwar nur wenig Geld, dennoch gibt es ihnen mehr finanzielle Mobilität und Macht, die sonst nur ihren Männern zusteht. Frauen machen die Hälfte der Arbeitskräfte in Malis Minen aus und die Arbeit ist verglichen zu der Feldarbeit schwieriger, aber sie bringt mehr Geld ein. Diese Sorte von Arbeit ist ihnen so wichtig, dass sie mitsamt Baby und Kind zu den Minen gehen. Zudem haben so auch Kinder eine kleine Chance gefunden, an Geld zu kommen. Circa 20.000 Minderjährige arbeiten in Goldminen unter sehr schlechten Bedingungen, berichtet Human Rights Watch. Kinder arbeiten bereits mit 6 Jahren und sind für das Heben und die Weiterverarbeitung von Erzen zuständig. Viele arbeiten insbesondere in kleineren Abbaugebieten, um mit Quecksilber Gold von anderen Erzen zu trennen. Quecksilber attackiert das Nervensystem und ist gesundheitsgefährdend, aber den Kindern bleibt oft keine andere Möglichkeit. Des Weiteren gelangen die Chemikalien auch zunehmendst in die Umwelt und richten dort Schaden an. 12)Reuters: Commentary: Women miners shouldn’t be seen as victims; 07.03.2018 13)Human Rights Watch: A Poisonous Mix; 06.12.2011
2017 ist die Nachfrage nach Gold stabil geblieben, mit ein paar Umwälzungen. Das Edelmetall wird noch sehr stark in der Schmuckindustrie verwendet (40 Prozent). Die führenden Goldimporteure sind Indien, China, USA, Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Neben dieser Industriebranche schließen auch immer mehr große Firmen wie BMW, LG und Tesla Verträge mit Minenunternehmen, um direkt an die Ressource zu kommen. Die Nachfrage nach Gold kann nach verschiedenen Sektoren unterschieden werden: Während der größte Teil, über 40 Prozent, zu Schmuck weiterverarbeitet wird, investieren viele auch in Goldmünzen oder -barren als Geldanlage (23 Prozent). Knapp 7 Prozent werden von Zentralbanken gelagert, aber auch die Elektroindustrie frägt etwas mehr als 6 Prozent des weltweiten Goldes nach. Global werden jedes Jahr 1.600 Tonnen Gold alleine für Schmuck abgebaut. 50 Prozent der jährlichen Nachfrage nach Gold geht dabei auf Hochzeiten zurück. Wir als Verbraucher können den Menschen helfen, indem wir den Ursprung des Schmuckes hinterfragen. Obwohl bereits 13 bekannte Juweliere wie Tiffany den internationalen Richtlinien folgen, ist es heutzutage immer noch schwer, die Lieferkette von Gold bis zu ihrem Ursprung zu verfolgen. Große Firmen haben selbst noch Probleme damit, aber auch wir als Konsumenten. Dennoch sollten Unternehmen die Arbeitsbedingungen und die Kontrolle der Minen verstärken, aus denen sie die wertvolle Ressource beziehen. Aber auch wir als Verbraucher sind gefragt, darauf zu achten, woher die vielen Rohstoffe kommen, die wir schließlich in veredelter Form am Körper tragen. 14)Gold: Goldnachfrage; 21.08.2018 15)BusinessGhana: Lack of unity still stunting growth of African mining sector; 15.11.2018 16)Human Rights Watch: The Hidden Cost of Jewelry; 08.02.2018
Fußnoten und Quellen:
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