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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Jemen: 22 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen
120.000 Kinder sind von Hungersnot bedroht. Im ganzen Land sind bis zu 13 Millionen Menschen gefährdet und insgesamt mehr als 22 von 28 Millionen Einwohnern brauchen akut humanitäre Hilfe. Diese Zahlen sind erschreckend und dennoch entsprechen sie der Realität. 76 Prozent der Bevölkerung in Jemen sind im Notstand. Seit mehreren Jahren herrscht in diesem Land ein erbarmungsloser Krieg, der von den westlichen Medien kaum aufgegriffen wird. Der innere Konflikt fing 2013 an und wurde zum Bürgerkrieg zwischen den schiitischen Huthi-Rebellen und den sunnitischen Al-Qaida-Kämpfern. Im März 2015 fing mit der Bombardierung Jemens durch Saudi-Arabien die internationale Beteiligung an diesem Krieg an. Der Grund dafür ist, dass die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen den von Saudi-Arabien unterstützten Präsident Abd Rabbuh Mansur al-Hadi nicht nur zum Rücktritt, sondern auch zur Flucht ins Exil nach Saudi-Arabien veranlasst haben. Ein Stellvertreterkrieg, unter dem die jemenitische Bevölkerung schwer leidet und welcher von den NATO-Ländern USA, Frankreich und Großbritannien akzeptiert und unterstützt wird. Saudi-Arabien hat zudem eine umfangreiche See-, Luft- und Landblockade eingerichtet, welche augenblicklich in eine Hungersnot resultiert, da der Jemen vom Import extrem abhängig ist. Doch durch diese Blockade fehlt es nicht nur an Lebensmitteln und Medikamenten, sondern auch an Treibstoff, Strom, Gas zum Kochen und Wasser. 1)Save the Children: Drei Jahre Krieg im Jemen; Stand: 13.12.2018 2)Süddeutsche Zeitung: Der vergessene Krieg im Jemen; 16.09.2015 3)Spiegel Online: Militäreinsatz im Jemen. Saudi-Arabien schmiedet Allianz gegen Iran; 26.03.2015 4)Daniele Ganser, „Der illegale Krieg gegen Jemen 2015“, Illegale Kriege. Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren: Eine Chronik von Kuba bis Syrien, 2016
Auch Deutschland ist indirekt an diesem Krieg beteiligt. Denn die Waffen, die im Jemen von allen Kriegsparteien verwendet werden, sind deutsche Waffen. Diese Waffen kursieren durch das Land und werden – sobald zwei sich bekämpfende Gruppen aufeinander treffen – vom Sieger eingesammelt. Dadurch kann nicht kontrolliert werden, wer die Waffen in die Hände bekommt. Deutschland liefert die Waffen an Saudi-Arabien, welches die Waffen an die jemenitischen Soldaten und die Regierungskämpfer weiter. Viele dieser Waffen sind exakt dieselben, die auch von der Bundeswehr eingesetzt werden wie das Sturmgewehr G3 oder das Maschinengewehr MG4 und MG3. Doch Saudi-Arabien ist nicht das einzige Land, an welches Deutschland seine Waffen liefert. Weitere Staaten, die auch in den Jemenkrieg verwickelt sind, profitieren ebenfalls. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, der Sudan, Äthiopien und Ägypten erhalten auch deutsches Kriegswerkzeug. Aber auch Deutschland ist nicht das einzige Land, das Waffen an die Golfstaaten verkauft. Seit dem Anfang des Krieges hat Großbritannien bereits Waffen im Wert von 3 Milliarden Euro nach Saudi-Arabien geliefert und auch Frankreich beteiligt sich daran. 5)Zeit: Waffenexporte: Jemens Krieg und Deutschlands Beitrag; 11.07.2018 6)Euronews: Jemen-Krieg: Europaparlament empfiehlt Waffenembargo gegen Saudi-Arabien; 25.02.2016
Das Europaparlament befürwortete bereits 2016 mit großer Mehrheit ein Waffenembargo gegen Saudi-Arabien. Jedoch war dies nur eine Empfehlung, die EU-Länder waren nicht verpflichtet sich daran zu halten und das haben sie auch nicht. Erst jetzt nach zwei Jahren entschließt sich Deutschland zu einem Ende der Rüstungslieferung und hält dies im Koalitionsvertrag fest. Allerdings hat die Regierung für 2018 eine beachtliche Lieferung bewilligt, rund vier Mal so viel wie im Vorjahr, 416 Millionen Euro. 7)Euronews: Jemen-Krieg: Europaparlament empfiehlt Waffenembargo gegen Saudi-Arabien; 25.02.2016 8)Euronews: Deutsche Waffenexporte nach Saudi-Arabien; 19.11.2018
Erst durch die Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi vor wenigen Wochen, sah sich die Bundesregierung schließlich veranlasst den Waffenexport an Saudi-Arabien vollkommen zu stoppen „…und solange das nicht aufgeklärt wird, gibt es auch keine Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien“, verkündet die Bundeskanzlerin. 9)Euronews: Deutsche Waffenexporte nach Saudi-Arabien; 25.02.2016
Nach mehr als vier Jahren Krieg sind das Land und seine Bevölkerung völlig ruiniert. Es herrscht Armut und Hunger. Ein Einwohner berichtet, dass einige Menschen so verzweifelt sind, dass sie sich eher umbringen, bevor sie verhungern müssen. Die Bewohner sind hoffnungslos. 85.000 Kinder sind nach Schätzungen von Save the Children seit Kriegsanfang an Hunger gestorben. Das Wasser ist knapp und es fehlt an sanitären Anlagen. Die daraus resultierende mangelnde Hygiene ist schuld an der Verbreitung von Krankheiten und Infektionen wie Cholera, Röteln oder Masern. 10)The Guardian: Yemens are so poor they kill themselves before the hunger does; 11.12.2018 11)Deutsche Welle: Jemen: Eine Hölle auf Erden für Kinder; 11.122018
Die Menschen haben keinen Rückzugsort, ihre Häuser sind zum Teil völlig zerstört und auch öffentliche Orte „wie Krankenhäuser, Schulen. Universitäten, Lufthäfen, Moscheen, Fahrzeuge für den Nahrungsmitteltransport, Fabriken, Tankstellen, Telefonnetze und Elektrizitätswerke“ werden von der von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition bombardiert. 12)Daniele Ganser, „Der illegale Krieg gegen Jemen 2015“, Illegale Kriege. Wie die NATO-Länder die UNO sabotieren: Eine Chronik von Kuba bis Syrien, 2016
Die Vereinten Nationen beschreiben den Krieg als „derzeit schlimmste humanitäre Krise der Welt“ und trotzdem bleibt dieser von der internationalen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt. 13)Zeit: Jemen: Hoffnung auf Ende des Bürgerkriegs; 04.12.2018 14)Zeit: Eine menschengemachte Katastrophe; 11.12.2018
Derzeit finden allerdings Friedensgespräche in Stockholm statt, zwischen den Huthi-Rebellen und der international anerkannten Regierung um Mansur Hadi, der sich im Nachbarland im Exil befindet. Ende der ersten Runde ist für heute geplant und die Verhandlungen werden vermutlich im Januar weitergeführt. Bisher gab es verschiedene Einigungen über einen Gefangenenaustausch und über ärztliche Behandlung der verletzten Rebellen im benachbarten Oman. Aber es kam noch zu keinem großen Durchbruch. 15)Zeit: Jemen: Hoffnung auf Ende des Bürgerkriegs; 04.12.2018
Als Wichtigstes ist ein sofortiges Ende der erstickenden Blockade zu veranlassen, denn das Volk und seine Kinder leiden extrem, alle 10 Minuten stirbt ein Kind an einer Krankheit oder an Unterernährung. 16)Spiegel Online: Erste Runde der Friedensgespräche für Jemen geht zu Ende; 13.13.2018
Fußnoten und Quellen:
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