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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Südsudan: Wie Konflikte und Klimaschwankungen ganze Bevölkerungen das Leben kosten können
Informationen von UNICEF zufolge nimmt der weltweite Hunger immer weiter zu. Dabei hatte sich die Weltgemeinschaft schon vor Jahren dazu entschlossen, ihn bis spätestens 2030 endgültig besiegt zu haben. Jeder neunte Mensch ist mittlerweile betroffen – im Südsudan ist es fast die gesamte Bevölkerung. Allein etwa eine Millionen Kinder leiden in dem ostafrikanischen Land an Unterernährung – weitere Millionen könnten folgen. Schon jetzt ernähren sich viele Familien nur noch von Gras und Unkraut – wie konnte es so weit kommen? Zum einen liegt die jetzige Situation in dem seit der Unabhängigkeit des Landes 2011 anhaltenden Bürgerkrieg begründet, zum anderen weisen immer extremer werdende Klimaschwankungen auf Auswirkungen des Klimawandels hin. Wer sich im Südsudan trotz der vielen Konflikte landwirtschaftlich betätigt, wird wahrscheinlich alles durch Dürren oder Überschwemmungen verlieren. Auf diese Weise ist es bereits 2017 zu einer schlimmen Hungerkatastrophe gekommen und 2018 scheint die Notlage im Land ähnlich zu verlaufen. Selbst internationale Helfer können kaum etwas ausrichten – daran sind nicht nur die Kampfgruppen schuld. 1) unicef: NEUER UN-BERICHT: WELTWEITER HUNGER NIMMT ZU; Artikel vom 11.09.2018
Schon fünf Jahre tobt unter den konkurrierenden Stämmen ein blutiger Konflikt darum, wer nach der Unabhängigkeit die Macht im Land haben soll. Bei ca. 60 unterschiedlichen Interessensgruppen und Clans, hat man mittlerweile den Überblick verloren, wer aus welchem Grund gegen wen eigentlich kämpft. Zehntausende haben bereits ihr Leben verloren und vier Millionen Menschen sind auf der Flucht – davon zwei Millionen im Inland. Zwar wurde letzten Monat ein umfassendes Friedensabkommen geschlossen – ob es jedoch hält und wirklich alle Parteien sich daran halten, bleibt abzuwarten, denn auch in der Vergangenheit wurden die Hoffnungen auf Frieden zu oft enttäuscht. Man sagt, dass Krieg immer mit Hunger und Krankheiten einhergeht – im Südsudan bewahrheitet sich diese These. Die langen Dürreperioden, welche die Felder austrocknen, wechseln sich ab mit extremen Regenzeiten. Dabei werden die Ernten durch Überschwemmungen meist vollständig vernichtet und die provisorischen Behausungen der Bevölkerung durchnässt. Manchmal dauert der Regen wochenlang, sodass sich Seuchen ausbreiten und die Straßen einem schlammigen Sumpf gleichen. Eine Versorgung mit Lebensmitteln ist dann nur noch aus der Luft möglich. Doch nicht nur das fördert den Hunger vor Ort. 2) dw: Zum Hungern im Südsudan verdammt; Artikel vom 28.05.2018 3) rnd: Flucht. Regen. Hunger. Tod.; Artikel vom 20.06.2018 4) 24matins: Rebellenführer im Südsudan verweigert Unterzeichnung von Friedensabkommen; Artikel vom 28.08.2018
Wenn ein Helfer bereit ist, sich in die gefährliche Konfliktregion zu wagen und auch über eine wirklich notwendige Ausrüstung verfügt, heißt das noch lange nicht, dass er auch einreisen darf. Da die südsudanesische Regierung bankrott ist und auf jegliche Weise versucht an Geld zu kommen, muss jeder ausländische Volontär tausende von Euro für eine Einreise- und Arbeitserlaubnis zahlen. Dabei trauen sich immer weniger internationale Organisationen ins Land. Allein im Jahr 2013 haben über 100 Helfer ihr Leben verloren, denn die militanten Clans schrecken mittlerweile vor nichts mehr zurück und sehen Entführungen als eine profitable Einkommensquelle. Die einzige Institution, welche noch relative Sicherheit versprechen kann, ist die Kirche. Beinahe jedes Gotteshaus im Südsudan hat sich in eine Flüchtlingsunterkunft verwandelt und ist von einer großen Barackensiedlung der Schutzsuchenden umgeben. Auch wenn die Felder nicht weit von den Städten weg liegen, traut sich kaum mehr ein Bauer sie zu bewirtschaften. Wer es doch wagt, muss mit Plünderungen, Missernten oder Verschleppung rechnen. So ist heute fast die gesamte Bevölkerung von ausländischen Nahrungsmittellieferungen abhängig. Um an diese zu gelangen, ist allerdings eine bestimmte Lebensmittelkarte notwendig und viele Nahrungscontainer werden von der südsudanesischen Armee bereits geplündert, bevor sie in den abgelegenen Krisengebieten ankommen. Die im Land stationierten UN-Friedenstruppen sind gerademal in der Lage, ihre eigenen Lager zu sichern – wie sollen sie so für Ordnung und Stabilität sorgen? 5) rnd: Flucht. Regen. Hunger. Tod.; Artikel vom 20.06.2018 6) bluewin: Tagelang ohne Nahrung: Im Südsudan grassiert der Hunger; Artikel vom 09.05.2018
Die einzige Hoffnung auf eine Milderung der katastrophalen Zustände liegt im aktuellen Waffenstillstand – mag er auch noch so brüchig sein. Ihn auszubauen und zu sichern, ist die Aufgabe aller staatlichen und nichtstaatlichen Akteure im In- und Ausland. Auch die UN-Soldaten sollten viel stärker öffentlich in Erscheinung treten. Insbesondere darf die profitorientierte Regierung die internationalen Hilfsversuche auf keinen Fall weiterhin ablehnen, denn auch sie müsste längst begriffen haben, dass ohne auswärtige Hilfe keine Verbesserung der Lage zu erreichen ist. Die westliche Wertegemeinschaft darf ihrerseits ebenfalls nicht zulassen, dass der Südsudan zu einem vergessenen Konfliktschauplatz wird. Wenn wir nicht helfend intervenieren, dann werden es andere tun – so ist das Land bekannt für seine Ölreserven und längst in den Fokus einiger großer Konzerne geraten. Die Auswirkungen einer Ausbeutungspolitik von Rohstoffen sind schon jetzt im Land zu spüren. In der Provinz Unity wurde durch unsachgemäßen Raubbau eines malaysischen Ölkonzerns das Trinkwasser von 600,000 Menschen bereits vergiftet. Mit Blick auf die aktuelle Hungerkatastrophe wäre jegliche ökonomische Intervention, die den Menschen vor Ort noch weiter schadet, ein Verbrechen. 7) general-anzeiger-bonn: Kampf um sauberes Wasser im Südsudan; Artikel vom 07.09.2018 8) 24matins: Rebellenführer im Südsudan verweigert Unterzeichnung von Friedensabkommen; Artikel vom 28.08.2018
Fußnoten und Quellen:
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