![Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] - Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -](https://www.fluchtgrund.de/files/2021/07/was_bringt_menschen_dazu-713x628.png)
Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Syrien: Von Industriestaaten verursachter Klimawandel ist mitverantwortlich für den anhaltenden Konflikt
Der Syrische Bürgerkrieg ist einer der komplexesten Konflikte des 21. Jahrhunderts und die damit einhergehende humanitäre Krise breitet sich weit über die Grenzen der Region aus. Das United Nations Special Envoy for Syria schätzte die Zahl der Toten Anfang 2016 auf 400.000 1) Al Jazeera: Syria death toll: UN envoy estimates 400,000 killed; Artikel vom: 23.04.2016 , während es derzeit in den umliegenden Staaten Türkei, Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten 5.590.352 registrierte Geflüchtete gibt. 2) UNHCR: Syria Regional Refugee Response; Stand: 31.07.2018 Im Verlauf des Bürgerkrieges kam es wiederholt zu einer Evaluation der Ursachen, da das Verständnis über den Ausbruch des Konfliktes zur Friedensbildung beitragen und der Entstehung weiterer Dispute vorbeugen könnte.
Im Rahmen der Diskussion über die Entstehung des Bürgerkrieges wurde mehrfach die Wasserknappheit in Syrien als Teilfaktor für den Ausbruch des Konfliktes identifiziert. Im weltweiten Vergleich ist insbesondere der Nahe Osten einer extremen Wasserknappheit ausgesetzt. Kann aus den Wasserquellen eines Staates nicht genug Wasser bereitgestellt werden, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken, spricht man von Wasserstress. 3) European Environment Agency: Water stress; aufgerufen am 07.08.2018 Eine Analyse des European Union Institute for Security Studies spricht der Region den größten Wasserstress weltweit zu. 4) JRC: Global Conflict Risk Index 2017; nicht mehr verfügbar Syrien war vor Beginn des Konflikts verstärkt von Wasserstress betroffen. Die Ursachen für die Verschärfung des Wasserstresses lassen sich teilweise den kontextuellen Faktoren Syriens sowie einer fehlenden Reaktion der Regierung zuordnen. Darüber hinaus wird jedoch ebenso der menschengemachte Klimawandel als Ursache für die Verschärfung der Wasserknappheit und damit als Teilfaktor für den Ausbruch des Konfliktes beschrieben. 5) Deutschlandfunk Kultur: Nahost-Experte sieht in Wasserfrage einen Grund für Ausbruch des Syrien-Krieges; Artikel vom: 09.09.2013
Zu den kontextuellen Bedingungen zählen insbesondere die regionalen Umweltbedingungen sowie die demographische Situation Syriens. Vor Beginn des Syrischen Bürgerkrieges gab es in Syrien die größte Dürre seit 60 Jahren, wodurch es zu deutlich geringeren Niederschlagsmengen kam. Die Wasserknappheit des ohnehin trockenen Staates verschärfte sich und der Wasserstress in Syrien stieg. Gleichzeitig gehörte die syrische Bevölkerung zu den am schnellsten wachsenden der Welt. Zwischen 2005 und 2008 betrug die Wachstumsrate mehr als 2,5 Prozent. 6) Worldbank: Population Growth; aufgerufen am 07.08.2018 Die rasant wachsende Bevölkerung verstärkte die Auswirkungen der Wasserknappheit und bewirkte eine enorme interne Migration von ländlichen in urbane- und suburbane Gebiete. 7) Süddeutsche Zeitung: Was der syrische Bürgerkrieg mit dem Klimawandel zu tun hat; 04.03.2015 Auf die Missstände, unter denen die ehemalige Landbevölkerung fortan leben musste, reagierte das syrische Regime kaum. Damit einher ging ein anhaltendes Wassermissmanagement von Seiten der Regierung. In Syrien gibt es das Potenzial für eine effizientere Wassernutzung, die vor Kriegsbeginn nicht ausgenutzt wurde. Gerade eine nachhaltige Wassernutzung wurde von der Regierung kaum adressiert und zuständige Behörden waren oft nicht in der Lage entsprechende Maßnahmen umzusetzen. 8) Kelley et al: Climate change in the Fertile Crescent and implications of the recent Syrian drought; Artikel vom 15.03.2015
Neben den regionalen Umweltbedingungen, der demographischen Situation Syriens sowie den Verfehlungen der Regierung spielte auch der menschengemachte Klimawandel eine Rolle in der Entstehung des Konfliktes. Durch den Klimawandel kommt es in vielen Teilen der Welt zu verschärften klimatischen Bedingungen. Zwar ist der Nahe Osten generell den Folgen eines trockenen Klimas ausgesetzt, jedoch haben sich die Dürreperioden durch den voranschreitenden Klimawandel intensiviert. Die Ursache für die außergewöhnlich große Dürre in Syrien vor dem Bürgerkrieg lässt sich damit auch auf den Klimawandel zurückführen. Deutlich wird, dass der Klimawandel, als Teilfaktor für die extreme Dürre, auch den steigenden Wasserstress mit bedingte.
Als Auslöser des menschengemachten Klimawandels rücken insbesondere Industriestaaten in den Fokus. Durch die Nutzung fossiler Brennstoffe, die Abholzung des Regenwaldes sowie der wachsenden Viehzucht belasten die Industriestaaten und ihre Bevölkerungen das Klima der Erde. 9) European Comission: Causes of climate change; aufgerufen am 07.08.2018 Die Folgen des Klimawandels betreffen derzeit jedoch kaum die Verursacherstaaten, sondern Entwicklungs-und Schwellenländer – wie beispielsweise Syrien. Somit sind die kontextuellen Faktoren und die verfehlte Politikgestaltung zwar ebenso verantwortlich für die prekäre Situation Syriens in Folge der Trockenheit, gleichzeitig muss jedoch auch den Auslösern des Klimawandels eine Rolle in der Entstehung des Konfliktes zugeschrieben werden.
Auch weitere Staaten der Region sind einem enormen Wasserstress ausgesetzt. 10) EUISS: Water and insecurity in the Levant; Artikel vom 28.04.2016 Dieser hat sich beispielsweise im Libanon und in Jordanien mit dem unvorhersehbaren Bevölkerungszuwachs durch syrische Geflüchtete rapide verstärkt. Gerade in diesen Staaten droht damit eine Destabilisierung, sollte es erneut zu einer klimawandelbedingten Dürre kommen. Zur Verhinderung weiter humanitärer Krisen wie dem syrischen Bürgerkrieg kann also auch eine verbesserte Klimapolitik der Industriestaaten beitragen.
Fußnoten und Quellen:
Keine Kommentare