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Was bringt Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ein besseres Leben zu suchen? | Bild: © earthlink e.V. [alle Rechte vorbehalten] -
Unsere Gier nach Rohstoffen fördert Umweltzerstörung und Vertreibung
Das Kendeng-Karstgebirge auf der indonesischen Insel Java versorgt deren Bewohner und Tiere mit Wasser sowie Nahrung und seine Wälder sind zentral für den Klimaschutz. Und trotzdem plant unter anderem ein Tochterunternehmen des deutschen Baustoffkonzerns HeidelbergCement den Abbau des Kalksteingebirges und den Bau eines Zementwerkes. Sollte dort wirklich mit der Produktion von Zement begonnen werden, hätte dies fatale Folgen für Mensch und Umwelt. 1) EPO: MISEREOR protestiert gegen Zement-Produktion; Stand: 14.06.2018 Doch nicht nur in Indonesien verursacht die Gier nach Ressourcen und Edelmetallen wie Kalkstein, Erdöl, Steinkohle, Gold, Silber oder Kupfer irreparable soziale und ökologische Schäden. Auch in vielen anderen Ländern in Asien, Afrika sowie Lateinamerika schadet die Rohstoffförderung Mensch und Umwelt.
So entstehen beim Abbau der Ressourcen giftige Stoffe und Flüssigkeiten, die oft nicht artgerecht entsorgt werden und Böden, Wasser, Tiere und Menschen vergiften. Außerdem werden riesige Flächen und Wälder zerstört, enorm viel Wasser verbraucht, Flüsse umgeleitet und zahlreiche indigene Gemeinden von ihrem Land vertrieben. Diese werden bei neuen Gesetzen oder Projekten zur Rohstoffförderung auf ihrem Gebiet häufig kaum oder gar nicht konsultiert und haben kein Mitspracherecht bei Entscheidungen. 2) Almut Schilling-Vacaflor: Die indigenen Völker Lateinamerikas. Zwischen zunehmender Selbstbestimmung und anhaltender Marginalisierung, in: GIGA Focus 8, 2010; Stand: 14.0.2018 Das ist auch in Ländern wie Ecuador der Fall, in denen diese Rechte, die eigentlich in die Verfassung aufgenommen wurden, oft einfach übergangen werden. Zudem kommt es zu einer zunehmenden Kriminalisierung von Protesten seitens der Staaten. So werden gegen extraktive Projekte gerichtete Demonstrationen immer häufiger unterdrückt und deren Anführer verfolgt. 3) Amnesty International: So that no one can demand anything. Criminalizing the right to protest in Ecuador? London 2012; Stand: 14.06.2018
Chevrons Erbe in Ecuador: 10 mal mehr Krebstote

Die Folgen der Erdölförderung im ecuadorianischen Amazonasgebiet sind verheerend. (c) Rainforest Action Network [CC BY-NC 2.0] – flickr
Unser Lebensstandard ist Teil des Problems
Der Westen ist an den fatalen Folgen der Rohstoffförderung mitschuldig. Denn wie wir gesehen haben, sind oft ausländische Konzerne an der Ausbeutung der Ressourcen beteiligt und machen damit Milliarden. So ist ein Großteil der Förderkonzessionen für Minen und Erdölfelder an Unternehmen aus dem Ausland vergeben. Und obwohl oder gerade weil sie sich in einem fremden Land befinden, haben sie keinerlei Hemmungen, dort großen Schaden anzurichten und nehmen Umweltzerstörung sowie Vertreibung in Kauf. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer. Es ist unser großer Ressourcenverbrauch. Denn egal ob für Energie als Treibstoff für unsere Autos oder für Elektrogeräte wie Handys – Kohle, Öl, Kupfer und andere Rohstoffe sind in unserer Gesellschaft unentbehrlich. Der jährliche Stromverbrauch einer Person in einer wohlhabenden Weltregion entspricht beispielsweise 2,7 Tonnen Steinkohle. Und diese wird wie auch die anderen Rohstoffe aus Afrika, Lateinamerika und Asien importiert, wo sie oft unter umweltschädlichen und menschenrechtlich bedenklichen Umständen gefördert wird. So ist Kolumbien der viertgrößte Steinkohllieferant der Welt und die Kohle aus der Cerrejón-Mine landet auch in den Kraftwerken der deutschen Energieversorger E.ON oder RWE, welche uns Tag und Nacht mit billigem Strom beliefern. 10) Jens Schanze: La buena vida. Das gute Leben; Film 11) Blickpunkt Lateinamerika: Schmutzige Kohle; Stand: nicht mehr verfügbar

Steinkohle aus „El Cerrejón“ landet auch in deutschen Kohlekraftwerken und versorgt uns mit billigem Strom. (c) Guy Gorek [CC BY-NC-ND 2.0] – flickr
Leider wird in den Industrienationen Glück immer noch viel zu oft mit Geld, Wachstum und Wohlstand gleichgesetzt. Doch der Wohlstand einiger basiert auf dem Leiden vieler. Und besonders Afrika und Lateinamerika zahlen einen hohen Preis. So „öffnen (sie) ihre Adern“ weiterhin, wie es Eduardo Galeano (uruguayischer Journalist und Schriftsteller) einst so treffend bezeichnete und die Bevölkerung muss für unseren Lebensstil Umweltzerstörung und Vertreibung in Kauf nehmen. 14) Eduardo Galeano: Las venas abiertas de América Latina, Montevideo 1971
Fußnoten und Quellen:
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