Humanitäre Krise in der Demokratischen Republik Kongo verschlechtert sich immer weiter
Am Freitag, den 13.04, wurde in Genf eine internationale Geberkonferenz zur aktuellen Lage in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) abgehalten. Daran waren 50 verschiedene Nationen beteiligt. Der Anlass für diese Konferenz war, einen Hilfsfond für das Land zu sammeln, um die aktuelle Krise, in der es sich befindet, zu bekämpfen. Es wurden jedoch lediglich 428 Millionen anstatt der benötigten 1,68 Milliarden Euro aufgebracht. Die Lage im Osten des Landes ist desaströs. In den Provinzen Ituri, Kivu und Kasai leiden zwischen 5 und 8 Millionen Menschen an Hunger, die Hälfte aller unter Fünfjährigen ist unterernährt und insgesamt sind 13 Millionen Kongolesen auf humanitäre Hilfe angewiesen, weswegen die Vereinten Nationen die höchste Alarmstufe für den Kongo ausgerufen haben. Prinzipiell hätte das Land die Möglichkeit, sich komplett selbst zu ernähren und als die Kornkammer Afrikas zu fungieren. Jedoch ist das aufgrund der seit 20 Jahren andauernden Kämpfe zwischen verschiedenen Rebellengruppen nicht möglich, da diese Gruppen brutal gegen die zivile Bevölkerung vorgehen, viele Menschen dadurch gezwungen sind, aus ihren Dörfern zu fliehen und somit die Felder unbestellt bleiben. Der Grund für die andauernden Kämpfe der Rebellengruppen ist das riesige Rohstoffvorkommen, jedoch kann das natürliche Potential so nicht ausgeschöpft werden. Viele Menschen fliehen in andere Landesteile oder nach Uganda. Zusätzlich droht sich die Situation wegen der politischen Lage innerhalb des Landes weiter zu verschlimmern. Seit 1997 ist die Welthungerhilfe hier bereits tätig, indem sie Menschen unterstützt und Investitionen in Landwirtschaft und Infrastruktur tätigt. 1) nd:Geberländer stellen knapp 430 Millionen Euro für DR Kongo bereit; Artikel vom 16.04.2018 2) epo:DR Kongo:Welthungerhilfe warnt vor Hungerkatastrophe im Osten des Landes; Artikel vom 13.04.2018
Die Demokratische Republik Kongo hat sehr mit Ausbeutung, Korruption, Kriegen und permanentem Bevölkerungswachstum zu kämpfen, wodurch sie trotz des enormen Rohstoffreichtums eines der ärmsten Länder der Welt ist. Oft tritt das Problem auf, dass Hilfspläne der UN nicht vollständig finanziert werden und somit viele der geplanten Maßnahmen nicht durchgeführt werden können. Zusätzlich zur Nichterfüllung von monetären Hilfsplänen gibt es ein weiteres Problem, nämlich, ob das Geld bzw. die humanitäre Hilfe überhaupt alle notleidenden Menschen erreicht. Oft sind bestimmte Teile des Landes wegen Kämpfen für die benötigteHilfe nicht zugänglich oder die administrative Verwaltung erschwert Helfern mit notwendigen Gütern den Zugang zu bestimmten Regionen. Über den am Freitag gesammelten Hilfsfond ist die kongolesische Regierung jedoch nicht erfreut und verweist auf den staatseigenen Solidaritätsfond. Aufgrund der Komplexität der Situation ist es unmöglich, dass die Maßnahmen der Regierung alle Menschen des Landes erreichen können. 3) zdf:Geberkonferenz will Not im Kongo lindern; nicht mehr verfügbar
Seit Januar sind 70.000 Kongolesen nach Uganda geflohen. Eine zusätzliche Bedrohung ist die Korruption und die politische Krise durch die unrechtmäßige Präsidentschaft von Joseph Kabila. Sein Mandat ist eigentlich seit 2016 abgelaufen, aber da ein Abkommen, welches den Übergang zu einer neuen Regierung regeln soll, noch nicht in Kraft getreten ist, wird dies auf unbestimmte Zeit aufgeschoben. Der Präsident begründet das mit dem Argument, dass für Wahlen kein Geld vorhanden sei und lässt Proteste mit Polizeigewalt niederschlagen. Folgen dieser Situation sind 4,3 Millionen vertriebene Kongolesen und 600.000 geflohene. Zusätzlich nimmt die DRK auch Flüchtlinge aus den Nachbarländern auf. Aktuell können wegen Korruption und Unterfinanzierung der Hilfsprogramme nicht alle hilfsbedürftigen Menschen erreicht werden. Die kongolesische Regierung wirft der UN vor, dass die Zahlen der Geflüchteten maßlos übertrieben seien und sprechen lediglich von circa 230.000Binnenflüchtlingen. Ebenso wird den humanitären Organisationen vorgeworfen, sich nur des Budgets bereichern und dabei ein schlechtes Bild des Landes in der Öffentlichkeit erzeugen zu wollen. Dies verdeutlicht, dass sich die Regierung nicht helfen lassen will, da das Land von einer kleinen Machtelite regiert wird. Ebenso befürchtet diese, dass durch die Geberkonferenz zukünftig Investoren ausbleiben. Die verweigerte Teilnahme an der Geberkonferenz seitens der Regierung erzürnt die Zivilgesellschaft, da ihr einziges Bedürfnis auf Hilfe durch internationale Organisationen nicht berücksichtigt wird. 4) sz:“Ich bin im Kongo, ich bin ein Teil der Regierung, es gibt hier keine humanitäre Krise“; Artikel vom 13.04.2018 5) dw:DR Kongo: Krise? Welche Krise?; Artikel vom 10.04.2018
Der enorme Reichtum an Rohstoffen wie Gold, Diamanten, Kobalt und Coltan ist mitverantwortlich für die humanitäre Krise des Landes. Coltan und das daraus gewonnene Tantal ist für die Smartphone-Produktion von enormer Wichtigkeit. Laut des Statistischen Bundesamtes besitzen 94 Prozent der Menschen in Deutschland sowie in anderen Ländern Smartphones. Deren Nachfrage steigt weiter an. Durch die Korruption und die äußerst schlechte Lage des Landes haben sich über die Jahre gewalttätige Milizen an den Rohstoffen des Landes bereichert und lassen unter unwürdigsten Bedingungen Menschen jeder Altersgruppe für sich arbeiten. Mit dem Erlös aus den Minen kaufen diese anstatt Essen für die Arbeiter Waffen, um weitere Minen zu erobern, Kämpfe gegen andere Rebellengruppen zu führen oder die Arbeiter einzuschüchtern und mit Waffengewalt zu kontrollieren. Weltweit ist bekannt, dass Firmen wie Apple, Samsung, Lenovo etc. die benötigten Rohstoffe aus dem Kongo beziehen und sich dieser „Blutmineralien“ bedienen, da es fast unmöglich ist dort fair gehandelte Mineralien zu kaufen. 6) zeit:Die dunkle Seite der digitalen Welt; Artikel vom 05.01.2011 7) mobilegeeks:Coltan:An fast allen unseren Smartphones klebt Blut; nicht mehr verfügbar 8) ntv:Kongos Reichtum wird zum Fluch; Artikel vom 20.042017
Neben der desaströsen Lage im Hinblick auf die Minen haben die größeren Ballungsräume mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Davon sind circa zwei Drittel der gesamten Bevölkerung betroffen. Begehrt sind vor allem Jobs bei Hilfsorganisationen, da diese gut und regelmäßig bezahlen sowie ihre Angestellten krankenversichern. Dadurch entsteht bei lokalen Betrieben jedoch ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften und dies versetzt viele einheimische Unternehmen in existentielle Not. Gerade dieses qualifizierte Personal ist aber notwendig, um die kaputte Wirtschaft wieder aufzubauen. Oft wenden Einheimische auch Gewalt gegen solche Hilfsorganisationen an, wenn sie zum Beispiel keinen Job bekommen. Seit kurzem ist es auch äußerst lukrativ, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu entführen und gegen Lösegeld wieder freizulassen. Da Polizei und Justiz nicht funktionieren und sehr korrupt sind, drohen den Entführern auch keine Strafen. 9) sz:Kongo:Wie Hilfsorganisationen soziale Konflikte provozieren; Artikel vom 16.04.2018
Fußnoten und Quellen:
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